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Eine schwimmende Stadt

Eine schwimmende Stadt

Titel: Eine schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hätte, ganz Amerika zu bereisen, aber ich darf mir nicht anmaßen, zu ihnen zu gehören; ja ich wagte nicht einmal, in der erwähnten Frist New-York genau zu durchforschen und nach dieser extrarapiden Prüfung ein Buch über Sitten und Gebräuche der Amerikaner zu schreiben. Was den physischen Anblick und die Verfassung New-York’s betrifft, ist ein Ueberblick bald gewonnen, denn seine Bauart ist nicht mannigfaltiger oder interessanter, als etwa ein Schachbrett. Die Straßen der Stadt schneiden sich im rechten Winkel und werden »Avenues« genannt, wenn sie in die Länge, und »Streets«, wenn sie in die Quere gehen. All diese Avenues und Streets sind statt anderer Straßennamen mit Nummern bezeichnet, was zwar eine höchst praktische Idee, aber von außerordentlich monotoner Wirkung ist; durch sämmtliche Avenues fahren amerikanische Omnibus. Hiernach kann man sich vorstellen, daß, wer ein Viertel von New-York gesehen hat, die ganze große Stadt kennt, abgesehen vielleicht von dem Imbroglio von Straßen und Gassen, die sich von seiner Südspitze ineinander schlingen, und in denen die handeltreibende Bevölkerung ihren Sitz hat. New-York ist eine Landzunge, und wie bei einer »Zunge« concentrirt sich seine ganze Thätigkeit auf der Spitze. Auf den Seiten fließen der Hudson und der East-River, zwei von Schiffen durchfurchte Meeresarme. Die Ferry-boats auf ihnen verbinden die Stadt zur Rechten mit Brooklyn, zur Linken mit den Ufern von New-Jersey. Eine Hauptpulsader durchläuft schräg die symmetrisch geordneten Stadtviertel New-York’s und bringt Leben in das Ganze. Das ist der alte »Broadway«, dasselbe, was für London der »Strand«, der Boulevard »Montmartre« für Paris ist. In seinem unteren Theile ist er durch den massenhaften Verkehr, der sich dort concentrirt, fast unzugänglich, während sein oberer Theil fast verödet daliegt; es ist dieses eine Straße, in der in unmittelbarster Nähe Baracken und Marmorpaläste mit einander abwechseln; ein förmlicher Strom von Fiakern, Omnibus, Cabs und Güterwagen, über den hinweg man Brücken geschlagen hat, um von einem Ufer, oder vielmehr von einem Trottoir zum andern zu kommen. Der Broadway ist New-York, und auf ihm gingen Doctor Pitferge und ich während der Abendstunden spazieren.
    Nachdem wir im »Fifth-Avenue-Hotel« dinirt und hierbei liliputische Ragouts, auf Puppenschüsselchen servirt, verzehrt hatten, beschloß ich den Tag mit einem Besuch von Barnum’s Theater. Es wurde gerade ein berühmtes Kassenstück: »New-York-Streets« aufgeführt, und will ich hier nur so viel davon erwähnen, daß im vierten Act eine Feuersbrunst spielte, bei der wirkliche Feuerwehr mit Löschmannschaften und Wagen auf die Bühne kam. Daher natürlich »
great attraction
«.
    Am folgenden Morgen gingen Doctor Pitferge und ich jeder besonders seinen Geschäften nach, nicht bevor wir uns verabredet hatten, um zwei Uhr wieder im Hotel zusammenzutreffen. Ich holte mir von der Post, Liberty Street, 51, meine Briefschaften, begab mich nach Rowling-Green, 2, am untern Ende des Broadway zum französischen Consul, Herrn Baron Gauldree Boilleau, bei dem ich sehr liebenswürdige Aufnahme fand, fuhr nach dem Hause Hoffmann, wo ich einen Wechsel zu ziehen hatte, und endlich nach Nr. 25 der sechsunddreißigsten Straße zu Frau R …., Fabian’s Schwester. Es verlangte mich danach, zu hören, wie es Ellen und meinen beiden Freunden erging; zu meiner Ueberraschung aber wurde mir hier die Nachricht, daß Fabian, Corsican und Frau R …. auf ärztlichen Rath bereits New-York verlassen und Ellen mitgenommen hatten, um für ihr Leiden in frischer Wald-und Landluft Heilung zu suchen. Als ich nach Fifth-Avenue-Hotel zurückkehrte, fand ich ein Billet von Corsican vor; er war dort gewesen, um mich aufzusuchen, hatte mich aber nicht getroffen, und nur die kurze Benachrichtigung für mich hinterlassen, daß er in Begleitung seiner Freunde von New-York abreiste; bei dem ersten, schön gelegenen Punkt, der Ellen auffiel, wollten sie Halt machen und so lange dort bleiben, als die arme Kranke es wünschte. Er, Corsican, versprach, mich über ihr Ergehen auf dem Laufenden zu halten, und fügte die Hoffnung hinzu, daß ich nicht Amerika verlassen würde, ohne noch einmal mit ihnen Allen beisammen gewesen zu sein. Er kam hiermit nur meinen Wünschen entgegen; wie gern wäre ich, wenn auch nur auf einige Stunden, noch mit Ellen, Fabian und Hauptmann Corsican zusammengetroffen! Doch dies ist die

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