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Eine schwimmende Stadt

Eine schwimmende Stadt

Titel: Eine schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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angesetzt; wir waren um sieben Uhr Morgens aufgebrochen und folgten den Anhöhen, die auf dem rechten Ufer des Niagara liegen, zwei Meilen weit, um die schwebende Brücke zu erreichen, und bald bemerkten wir von unserem gewundenen Pfade aus die ruhigen Wasser des Flusses, an dem hier nichts mehr von den Störungen des Falles zu sehen ist.
    Um acht Uhr kamen wir in Suspension-Bridge an; es ist dies die einzige Brücke, auf welche die Great-Western und die New-York-Central-Eisenbahn münden, und für Canada die einzige, die den Eintritt auf das Gebiet des Staates New-York gewährt. Die schwebende Brücke wird aus zwei Flügeln gebildet, über deren oberen die Züge hinweggehen; der untere Flügel, der dreiundzwanzig Fuß tiefer liegt, dient für die Wagen und Fußgänger. Der kühne Ingenieur John A. Röbling aus Trendon (New-Jersey) hat es gewagt, diese Arbeit auszuführen. Es ist eine »schwebende« Brücke, zweihundertfünfzig Fuß hoch, über dem Niagara, der hier wieder in einer Stromschnelle dahingleitet; Suspension-Bridge ist achthundert Fuß lang, vierundzwanzig Fuß breit und wird durch eiserne Stützen, die an den Ufern eingeschlagen sind, vor dem Schaukeln bewahrt.
     

    Unter den Fällen. (S. 154.)
     
    Die Kabel, von denen sie getragen wird, haben zehn Zoll im Durchmesser und können einem Gewicht von 12,400 Tonnen widerstehen, während die Brücke selber nur achthundert Tonnen wiegt. Ihre Kosten beliefen sich bei ihrer Einweihung im Jahre 1855 auf 500,000 Dollars. Als wir in der Mitte der Suspension-Bridge angekommen waren, ging ein Zug über unseren Köpfen hin, und der Brückenflügel unter unseren Füßen sank um einen Meter.
     

    »Fabian! Fabian!«rief sie plötzlich. (S. 157.)
     
    Nur wenig tiefer als diese Brücke ist Blondin von einem Ufer bis zum andern auf gespanntem Seile über den Niagara gegangen. Das Unternehmen war nicht minder gefährlich, weil es nicht, wie oft irrthümlich behauptet wird, über dem eigentlichen Niagarafall ausgeführt wurde, aber wenn uns Blondin durch seine Kühnheit in Erstaunen setzt, was sollen wir von der Waghalsigkeit seines Freundes sagen, der sich ihm auf den Rücken setzte und auf diese Weise den lustigen Spaziergang mitmachte.
    Vielleicht war dieser gute Freund ein rechtes Leckermaul, dem viel an den vorzüglichen Omeletten lag, die Blondin auf seinem straffen Seil bereitete.
    Wir waren jetzt auf canadischem Boden und gingen am linken Ufer aufwärts, um die Fälle aus einem anderen Gesichtspunkte anzusehen; eine halbe Stunde später traten wir in ein englisches Hotel ein, wo der Doctor ein Frühstück für uns bestellte; unterdessen hatte ich das Fremdenbuch genommen und überflog die Namen der Reisenden, deren sich hier Tausend und aber Tausend eingezeichnet hatten. Von den berühmtesten nenne ich hier folgende: Robert Peel, Lady Franklin, Graf von Paris, Herzog von Chartres, Prinz von Joinville, Louis Napoleon (1846), Prinz und Prinzessin Napoleon, Barnum (mit Adresse), George Sand (1865), Agassiz (1854), Almonte, Fürst Hohenlohe, Rothschild, Bertin (Paris), Lady Elgin, Burkardt (1832) u.s.w.
    »Und nun wollen wir unter die Fälle«, sagte der Doctor, als wir mit unserem Frühstück fertig waren.
    Ich folgte Dean Pitferge’s Anweisungen, und bald befanden wir uns in einer Kleiderkammer, in der uns ein Neger mit wasserdichten Beinkleidern, Waterproof-Mänteln und Wachstaffethüten versah; dann gingen wir mitten durch die pulverisirten Wasserdünste hinter den großen Katarakt, der vor uns niederfiel, wie der Theater-Vorhang vor den Schauspielern. Aber was für ein Theater war dies! und wie projicirten sich auf ihm in ungestümen Strömungen die gewaltsam verdrängten Luftschichten! wir waren so betäubt, geblendet und benetzt, daß wir uns weder sehen, noch hören konnten; es war als wenn wir uns in einer, durch dichte Wasserteppiche hermetisch verschlossenen Höhle befänden, und dieser Verschluß war undurchdringlicher, als die festesten Steinmauern.
    Um neun Uhr kehrten wir ins Hotel zurück und entledigten uns unserer triefenden Kleider. Als wir das Ufer erreicht hatten; bemerkte ich einen hochgewachsenen Mann, ich schrie laut auf vor Freude und Ueberraschung:
    »Hauptmann Corsican!«
    Er hatte meine Worte gehört und kam auf mich zu.
    »Sie hier, wie freue ich mich, Sie wiederzusehen!« rief er fröhlich.
    Ich drückte ihm wiederholt die Hände.
    »Und wie geht es mit Fabian und Ellen? fragte ich.
    – O, so gut wie überhaupt möglich; sie sind Beide

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