Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
räuberische Ausdruck in seinen Augen dauerte an, doch irgendwann senkten sich schwere Wimpern vor diesen Blick.
    Als er sprach, klang seine Stimme noch tiefer, wie von Ferne grollender Donner, unterschwellig drohend. »Kümmern Sie sich um Ihren Garten.« Erneut suchte er ihren Blick. »Und überlassen Sie die Einbrecher mir.«

    Er ließ ihre Hand unvermittelt los. Mit einem Nicken wandte er sich ab und schritt in Richtung Salontür davon.
     
    Kümmern Sie sich um Ihren Garten.
    Er hatte nicht die Pflanzen gemeint. »Kümmern Sie sich um Haus und Herd«, war die unterschwellige Devise, die sie als Frau dazu aufforderte, ihre gesamte Energie auf die Zuständigkeitsbereiche zu lenken, welche die Gesellschaft ihr zubilligte: Mann und Kinder - Heim und Herd.
    Leonora hatte jedoch weder Mann noch Kinder und ließ sich nicht gerade gerne an diese Tatsache erinnern. Schon gar nicht, nachdem Trentham mit seinen gekonnten Liebkosungen eine solch unerwartete Wirkung in ihr hervorgerufen hatte.
    Was hatte er sich nur dabei gedacht?
    Sie hatte eine dunkle Ahnung, die ihre Wut jedoch nur noch verstärkte.
    Den Rest des Tages stürzte sie sich in die verschiedensten Tätigkeiten, nur um nicht eingehender über ihre Begegnung im Garten nachdenken zu müssen. Um die bewusste Provokation, die Trenthams Worte in ihren Augen darstellten, geflissentlich zu ignorieren. Um ihre Wut im Zaum zu halten und sich nicht von ihr mitreißen zu lassen.
    Selbst als Mark Whorton sie gebeten hatte, ihre Verlobung zu lösen - während sie selbst angenommen hatte, er wolle ihren Heiratstermin festlegen -, hatte sie meisterlich die Fassung bewahrt. Sie hatte sich inzwischen längst darauf eingestellt, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Einen sicheren Kurs zu steuern, bedeutete gleichsam, das Steuer fest in der Hand zu behalten.
    Und jeder Provokation seitens eines noch so erfahrenen männlichen Wesens aus dem Wege zu gehen.
    Nachdem sie mit Humphrey und Jeremy zu Mittag gegessen hatte, verbrachte sie den Nachmittag mit Anstandsbesuchen. Zunächst begab sie sich zu ihren Tanten, die entzückt waren, sie zu sehen, obgleich sie mutwillig zu früh erschienen war, um sich den fashionablen
Gästen zu entziehen, die zu späterer Stunde den Salon ihrer Tante Mildred frequentieren würden; dann besuchte sie einige entferntere Verwandte, bei denen sie von Zeit zu Zeit vorbeischaute. Man konnte ja nie wissen, ob die älteren Damen nicht einmal Hilfe benötigten.
    Um fünf Uhr kehrte Leonora nach Hause zurück, um das Abendessen zu überwachen und sicherzustellen, dass Humphrey und Jeremy das Essen nicht vollständig vergaßen. Nach dem Essen zogen sich die beiden Männer umgehend wieder in die Bibliothek zurück.
    Leonora ging stattdessen in den Wintergarten.
    Um Trenthams Enthüllungen zu überdenken und sich über die weiteren Schritte Gedanken zu machen.
    Sie setzte sich in ihren Lieblingssessel, die Arme auf den schmiedeeisernen Tisch gestützt, und beschloss, nicht weiter über Trenthams dreiste Anweisung nachzudenken, sondern ihre Aufmerksamkeit stattdessen den Einbrechern zuzuwenden.
    Eines stand fest: Trentham war ein Adeliger. Auch wenn die gesellschaftlichen Kreise Londons im Februar noch recht dünn besät waren, war er gewiss zu irgendeinem Dinner geladen oder wurde bei irgendeiner edlen Soiree erwartet. Und falls nicht, würde er mit Sicherheit einen seiner Klubs aufsuchen, um dort zu spielen oder einfach nur die Gesellschaft seiner Standesgenossen zu genießen. Und wenn nicht das, so blieben ihm immer noch die Verlockungen der Demimonde; sie war beileibe nicht so naiv zu glauben, dass er - angesichts seiner Aura von räuberischer Sinnlichkeit - in jener Halbwelt nicht schon die eine oder andere Erfahrung gesammelt hatte.
    Die Einbrecher ihm überlassen? Sie unterdrückte ein verächtliches Schnauben.
    Es war acht Uhr, draußen war es bereits stockdunkel. Nebenan erkannte sie schemenhaft den schweren, schwarzen Umriss des Nachbarhauses. Kein Lichtschein drang aus den Fenstern, kein Vorhang bewegte sich - es war unschwer zu erkennen, dass dieses Haus unbewohnt war.

    Sie war dem jähzornigen alten Mr Morrissey - ungeachtet dessen, dass er ein unverbesserlicher Schurke war - immer eine gute Nachbarin gewesen; und er hatte ihr ihre Besuche gedankt. Sie hatte ihn nach seinem Tod vermisst. Das Haus war an Lord March, einen entfernten Verwandten, gefallen, der eine stattliche Villa in Mayfair besaß und mit einem Haus in Belgravia nichts

Weitere Kostenlose Bücher