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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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anderen kenne ich nur vom Hörensagen.« Christian sah Tristan flüchtig an. »Bist du dir sicher, dass die vier ebenfalls ausscheiden?«
    »Von Warnefleet und Blake weiß ich, dass sie aus ähnlichen Gründen ausscheiden wie wir. Bei den anderen beiden ist es pure Spekulation, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Dalziel die Integrität eines Agenten vom Kaliber eines St. Austell - oder auch eines Tregarth oder Deverell - gefährden würde, nur um Prinnys Launen zu befriedigen.«
    »Wohl war.« Christian ließ seinen Blick erneut über das Meer von Köpfen gleiten.
    Er und Tristan waren beide hochgewachsen, breitschultrig, schlank und hatten den typisch muskulösen Körperbau von Männern,
die regelmäßig an aktiven Kampfhandlungen teilnahmen - eine Tatsache, die von ihrer elegant geschnittenen Abendgarderobe nur ansatzweise vertuscht wurde. Unter ihrer Kleidung trugen beide die Narben des jahrelangen Militäreinsatzes; und obwohl ihre Fingernägel makellos manikürt waren, würde es noch Monate dauern, ehe die letzten Spuren - Schwielen, Rauheit, lederartige Haut - ihrer außergewöhnlichen und oftmals groben Tätigkeit ganz von ihren Händen verschwunden waren.
    Die beiden Männer hatten - ebenso wie die fünf anderen Kollegen, von deren Anwesenheit sie wussten - über zehn Jahre lang in Dalziels Diensten und denen ihres Vaterlandes gestanden; Christian sogar fast fünfzehn Jahre lang. Ihren Pflichten entsprechend hatten sie jede erdenkliche Rolle gespielt - die des Adeligen wie die des Straßenkehrers, die des Kaufmanns wie die des Dachdeckers. Erfolg bedeutete für sie nur eines: die geheimen Informationen einzutreiben, um derentwillen man sie in feindliches Gebiet entsandt hatte, und lange genug zu überleben, um selbige Informationen an Dalziel zu übergeben.
    Christian leerte sein Glas und seufzte. »Ich werde das alles vermissen.«
    Tristan lachte knapp. »Werden wir das nicht alle?«
    »In Anbetracht der Tatsache, dass wir von nun an nicht mehr auf der Gehaltsliste Ihrer Majestät stehen«, Christian stellte sein Glas auf eine nahe gelegene Anrichte, »sehe ich nicht ein, warum wir eigentlich noch hier herumstehen und uns unterhalten, wo wir dies doch genauso gut in einer sehr viel angenehmeren Umgebung tun könnten …« Sein ausdrucksloser Blick kreuzte sich mit dem eines Gentleman, der anscheinend erwogen hatte, zu ihnen herüberzukommen; er revidierte seine Entscheidung und wandte sich ab. »Und zwar ohne ständig Gefahr zu laufen, einem dieser Kriecher in die Hände zu fallen und ihm artig von unseren Abenteuern berichten zu müssen.«
    Er sah Tristan mit hochgezogenen Brauen an. »Was meinst du …? Wollen wir uns in freundlichere Gefilde begeben?«

    »Unbedingt.« Tristan übergab sein Glas einem vorbeigehenden Diener. »Hast du einen bestimmten Ort im Sinn?«
    »Ich hatte schon immer eine Schwäche für das Ship and Anchor . Mir gefällt die behagliche Atmosphäre dort.«
    Tristan nickte ihm zu. »Also, auf ins Ship and Anchor . Meinst du, wir können es wagen, gemeinsam hinauszugehen?«
    Christians Lippen zuckten amüsiert. »Wenn wir mit ernster Miene und zusammengesteckten Köpfen - natürlich gewichtig flüsternd - gleichermaßen zielstrebig wie unauffällig auf den Ausgang zusteuern, werden wir höchstwahrscheinlich unbehelligt durchkommen.«
     
    Ihr Plan ging auf. Jeder, der sie bemerkte, nahm an, dass einer der beiden geschickt worden war, um den anderen zu einem äußerst wichtigen und natürlich hochgeheimen Treffen zu geleiten; die Diener beeilten sich, ihre Mäntel zu holen, und bald traten die beiden Männer hinaus in die frische Nachtluft.
    Sie hielten kurz inne und atmeten tief ein, so als müssten sie ihre Lungen von der lähmend stickigen Luft des überheizten Palastes reinigen. Dann lächelten sie einander fast unmerklich zu und ließen den Royal Pavilion hinter sich.
    Sie entfernten sich von dem hell erleuchteten Eingangsportal und bogen in die North Street ein. Mit dem entspannten, aber entschlossenen Schritt zweier Gentlemen, die genau wissen, wohin sie wollen, wandten sie sich nach rechts und steuerten auf den Brighton Square und die dahinter befindlichen Sträßchen zu. Als sie die schmalen, von Fischerhäusern gesäumten, gepflasterten Gassen erreichten, mussten sie hintereinander hergehen; sie tauschten an jeder Weggabelung ihre Positionen und spähten prüfend in jeden Winkel … Falls einem der beiden in diesem Moment bewusst war, dass dieser Ort

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