Eine skandalöse Versuchung
die Intensität nach und nach verebben.
Als er seine Finger herauszog, sie durch ihre feuchten, feinen Löckchen gleiten ließ und seinen Kopf hob, fuhren ihre Hände tief in das dunkle Haar seines Hinterkopfes, griffen hinein, packten zu. Sie öffnete die Augen, studierte seinen Blick, sein Gesicht, las seinen Entschluss.
Er versuchte sich zurückzulehnen, ihr Freiheit zum Atmen zu geben; doch zu seiner Überraschung verstärkte sie ihren Griff und hielt ihn zurück.
Sie erwiderte seinen Blick, fuhr sich über die Lippen. »Du bist mir einen Gefallen schuldig.« Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern; ihre nächsten Worte klangen fester. » Alles , hast du gesagt. Versprich mir, dass du jetzt nicht aufhörst.«
Er blinzelte. »Leonora …«
»Nein. Ich will dich. Hör jetzt nicht auf. Zieh dich nicht vor mir zurück.«
Er biss die Zähne aufeinander. Sie hatte ihn ausgetrickst. Nackt und gefügig, ihr Körper unter den Nachwirkungen der Lust vollständig gelöst … forderte sie ihn auf, sie zu nehmen. »Es ist nicht so, dass ich es nicht will …«
Sie bewegte geschmeidig ihre Oberschenkel.
Er atmete ruckartig ein.
Stöhnte leise. Schloss die Augen. Doch seine anderen Sinne ließen sich nicht so leicht ausschalten. Mit aller Entschlossenheit stützte er sich auf und entfernte sich von ihr und ihrer hitzigen Wärme.
Er öffnete die Augen.
Und hielt abrupt inne.
Ihre waren verschwommen.
Tränen?
Sie blinzelte heftig, doch ihr Blick blieb bei ihm. » Bitte . Verlass mich nicht.«
Die Stimme versagte ihr bei den Worten.
Ihm versagte etwas ganz anderes.
All seine Entschlossenheit, seine Überzeugung waren mit einem Mal dahin.
Er begehrte sie so sehr, dass er kaum mehr klar denken konnte, und dennoch war es das Dümmste, was er tun konnte, sich hier und jetzt in ihr zartes Fleisch sinken zu lassen und sie einfach zu nehmen. Aber gegen dieses Flehen in ihrem Blick war er machtlos - ein Flehen, das er nicht richtig einordnen konnte, das er aber dennoch erhören musste.
Das Haus um sie herum lag in tiefer Stille. Draußen war die Nacht herabgesunken und tauchte sie beide - nackt auf diesem üppigen Bett - in tiefe Schatten.
Und sie wollte ihn in sich spüren.
Er atmete tief ein, neigte den Kopf, dann wich er abrupt zurück und setzte sich auf.
»In Ordnung.«
Ein Teil seines Verstands brüllte geradezu: » Tu’s nicht! « Sein donnernder Puls und, mehr noch, seine tiefe emotionale Überzeugung übertönten die Warnung.
Er öffnete seine Hose und stand auf, um sie abzustreifen. Während er sich aufrichtete, wandte er sich zu ihr um und suchte ihren Blick. »Vergiss aber nicht, dass es deine Idee war.«
Sie lächelte ein sanftes Madonnenlächeln, aber ihre Augen waren weit geöffnet, aufmerksam. Erwartungsvoll.
Er sah sie einen Moment lang an, dann ließ er seinen Blick schweifen. Er ging hinüber zu der Stelle, wo ihre Kleidung zu Boden gesunken war, und griff nach ihrem Kleid. Er schüttelte es aus und kehrte den untersten Rock nach außen. Er ließ sich neben sie aufs Bett fallen, hob mit einem Arm ihre Hüfte an und breitete mit dem anderen den Rock unter ihr aus.
Als sein Blick zu ihrem Gesicht zurückkehrte, bemerkte er gerade noch ihre hochgezogene Augenbraue, doch sie gab keinen Kommentar von sich, sondern ließ sich gefügig in ihre alte Position zurücksinken.
Sie erwiderte seinen Blick. Noch immer erwartungsvoll.
Wie schon häufiger schien sie seine Gedanken zu lesen. »Ich werde meine Meinung nicht ändern.«
Er spürte, wie seine Züge sich anspannten. Spürte, wie Verlangen in ihm aufstieg. »Dann soll es so sein.«
9
Sie hatte sich etwas abgekühlt; er nicht. Tristan bezweifelte, dass sie auch nur die geringste Ahnung hatte, was sie eigentlich mit ihm anstellte, welche Wirkung sie auf ihn hatte, insbesondere wenn sie beide nackt im schattigen Halbdunkel eines quasi leeren Hauses lagen.
Es war unmöglich, die Aura des Verbotenen und Gefährlichen abzuschütteln; beides war so sehr ein Teil von ihm, dass er es nicht einmal versuchte. Sie wollte es so, und zwar in vollem Bewusstsein. Als er sich neben sie legte, den Ellenbogen aufstützte und seine Hand nach ihr ausstreckte, versuchte er gar nicht, irgendetwas, irgendeinen Teil von ihm zu verbergen.
Am allerwenigsten das primitive, dunkle Verlangen, das sie in ihm auslöste.
Ihre Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt; sie konnten das Gesicht des anderen und die Ausdrücke, die darauf spielten, erkennen,
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