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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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abwärts über Geröllfelder führte.
    Sabine war froh, dass Andrea ihr wieder einen Wanderstock
abgegeben hatte, mit dem sie sich vor dem Abrutschen schützen konnte. Vor ihnen
im Tal lagen gelbe Weizenfelder vor grünen Hügeln.
    Unten angekommen, setzte Sabine ihre Wasserflasche an den
Mund. „Ich glaube, mein Trinkwasser geht zur Neige“, stellte sie bedauernd
fest. „Diesen kleinen, lauwarmen Rest muss ich mir jetzt aber genau einteilen.“
    „Das geht dir nicht alleine so“, betrachtete Andrea ihre fast
leere Flasche, „da müssen wir halt trinken wie die Spatzen.“
    Der Schotterweg zog sich noch eine hitzige Stunde lang bis zu
einem kleinen Dorf dahin. Hier gab es endlich die ersehnte Einkehrmöglichkeit.
An einem der leuchtend rot gestrichenen Holztische, die unter einem schattigen
Dach aus grünem Weinlaub standen, wartete Michael bereits auf seine Freunde.
    Sabine bemerkte ein freudiges Lächeln in seinem Gesicht, als
er Andrea begrüßte.
    Die Frauen tranken eine riesengroße, kalte Cola und genossen
dazu köstliche Pintxos. Langsam kehrte ihre Energie zurück.
    Sie hatten noch ungefähr eineinhalb Stunden Fußweg bis zur
Wallfahrtskirche Maria de Eunate vor sich.
    Andrea hatte über diese kleine Kirche, die einsam inmitten
von Feldern stand, schon so viel gelesen, dass sie diesen Umweg unbedingt
machen wollte. Der Weg würde bei der heutigen Sonneneinstrahlung sicher kein
„Honigschlecken“ sein. Außerdem mussten sie ab da noch mal fast eine Stunde bis
Obanos laufen, wo es eine Herberge gab.
    Die drei Männer hatten sich vorgenommen, ab hier in drei
Stunden bis Puente la Reina zu wandern. Mit einer herzlichen Umarmung und „buen
camino“ verabschiedeten sie sich deshalb bald von den Freundinnen.
    Die liefen weiter über eine schmale, asphaltierte Straße,
vorbei an riesigen Maisfeldern. Wieder gab es keinen Schatten, kein Haus, kein
Baum, kein Auto und keinen Menschen zu sehen. Selbst in dem kleinen Dorf
Muruzabal war alles wie ausgestorben. Alle Fensterläden waren geschlossen. Die
Spanier hielten Siesta. Auch die Türen der kleinen Dorfkirche, in der sie für
ein paar Minuten Abkühlung suchen wollten, waren zu.
    Sabines kleiner, innerer Schweinehund, der lange Zeit
geschlafen hatte, meldete sich: „Mein Gott, bist du bescheuert! Bei dieser
Hitze auch noch einen Umweg zu laufen, anstatt gleich nach Obanos in die
Herberge zu gehen! Warum lässt du deine Freundin nicht allein in diese blöde
Wallfahrtskirche rennen?“
    Genau in diesem Moment sagte Andrea: „Nur noch drei
Kilometer! Die schaffen wir auch noch! Wir trinken jetzt am Dorfbrunnen
frisches Wasser und schütten es uns über den Kopf und das Hemd, und dann geht
es weiter.“
    Sabine sagte nichts.
    Wie eine Fata Morgana erschien irgendwann in der Ferne der
Umriss der kleinen, achteckigen Kirche, die auf einem leichten Hügel stand. Die
Luft über den Feldern flirrte in der Hitze. Die schmale Straße zog sich endlos
lang dahin. Schweigend trotteten sie langsam nebeneinander her. Es wehte ein
lauwarmer Wind.
    Die Kirche Maria de Eunate gehört zu den eindrucksvollsten
und schönsten Bauwerken auf dem Jakobsweg. Einsam stand sie jetzt vor ihnen.
Die Freundinnen mussten nur noch eine Straße überqueren.
    „Wenn die Kirche verschlossen ist, schrei ich ganz laut
Scheiße‘!“, sagte Sabine.
    „Ich auch!“, antwortete Andrea.
    Und dann standen sie vor diesem viel beschriebenen Bauwerk
und sahen, dass das große, alte, eiserne Tor, das Bestandteil einer runden
Mauer um die Kirche war, fest mit einem großen Schloss verriegelt war!
    Sie blickten sich an, guckten nach rechts und nach links.
Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
    Dann schrien sie sich ihren ganzen Frust wie aus einem Munde
aus der Seele: „Scheiße!!!“
    Ihr Schrei hallte laut über die Maisfelder bis nach Santiago
zu Jakobus und dann wieder zurück nach Eunate, wo Veronique ihn hörte und von
Jakobus den Auftrag erhielt, die beiden schreienden Peregrinas einzuladen. So
erzählte es jedenfalls einige Stunden später die vergnügte ältere Dame.
    Andrea und Sabine liefen nach ihrem Schrei rund um die
Kirche. Vielleicht gab es ja einen zweiten Eingang. Aber da war nichts.
    Sie liefen zu dem kleinen Backsteinhaus, das neben der Kirche
stand. Vielleicht gab es hier ja einen Schlüssel für die Kirche.
    Andrea wollte gerade den Klopfer bedienen, als die Tür
geöffnet wurde und eine hübsche Frau mit einem Gesicht voller Lachfalten, vor
ihr stand. Sie erklärte

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