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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Kammer und zu einem Bett, das eine geruhsame Nacht versprach.
    Im Lichte einer kleinen Lampe, die eine Zofe hatte brennen lassen, kleidete Linnet sich aus und ließ währenddessen all das an ihrem Geist vorüberziehen, was sie an diesem Tag erfahren hatte - wie gefährlich Logans Mission in Wirklichkeit war; die Tatsache, dass sie in ihrer Vorstellung als seine Wache, als seine Beschützerin eine Rolle spielen konnte - und sich bereits in dieser Rolle sah - ganz gleich, wie er darüber dachte. Die völlig neue Sichtweise auf aristokratische Ladys, die Erkenntnis, dass sie, zumindest in Phoebes und Pennys Augen, in diese Welt hineinpassen würde, denn die beiden dachten wie sie, und sie hatten so viele gemeinsame Auffassungen und legten gegenüber gesellschaftlicher Affektiertheit nicht mehr Geduld an den Tag als sie selbst. In ihr keimte der Verdacht auf, dass Penny und Phoebe unter gegebenen Umständen genauso tapfer und verwegen wären wie sie selbst.
    Außerdem fand sie Charles’ und Deverells Haltung gegenüber ihren Ehefrauen interessant. Vielsagend und bestechend - diese Ehen entsprachen ganz gewiss nicht dem Durchschnitt - oder jedenfalls nicht dem, was sie bisher unter Durchschnitt verstanden hatte.
    Es gab noch viel zu verarbeiten, zahlreiche Ansichten zu überdenken und im Lichte dessen, was sie gesehen hatte, neu zu fassen. Und doch gab es eine Sache, eine Neuigkeit, die ihren Geist mehr und mehr gefangen hielt. Mehr und mehr ihre gesamte Aufmerksamkeit in Beschlag nahm.

Logan war der Sohn eines Earls.
    Was hatte das für sie zu bedeuten?
    In einem Nachthemd, das Penny ihr geliehen hatte, und wegen der Kälte in eine Tagesdecke gehüllt, stand sie am Fenster, starrte hinaus in die unruhige Nacht und rang mit diesem Gedanken, als die Tür geöffnet wurde und Logan eintrat.
    »Ich habe mich gefragt, ob du wohl kommen würdest«, sagte sie, »denn ich habe keine Ahnung, in welchem Zimmer du untergebracht bist.«
    Logan zog die Brauen hoch, setzte sich ans Fußende des Bettes und bückte sich, um die Stiefel auszuziehen.
    »Ich könnte dir erzählen, dass nur meine herausragende Begabung im Spurenlesen mich zu deiner Tür geführt hat. Aber um die Wahrheit zu sagen, mein Zimmer liegt nur zwei Türen entfernt. Auf dem Weg nach unten zum Dinner bin ich an dieser Tür hier vorbeigekommen und habe deine Stimme gehört.« Er stellte seine Stiefel beiseite. »Aber auch sonst hätte ich dich gefunden. Ich wäre niemals fortgeblieben.«
    Sie schaute ihn aufmerksam an, rückte aber nicht näher.
    »Du wolltest wohl nicht allein schlafen?«
    Logan musterte ihr Gesicht im Schein der Lampe. Ihre Miene gab nichts zu erkennen, die Augen lagen im Dämmerlicht.
    »Nein.« Er hegte nicht das geringste Interesse daran, überhaupt jemals wieder allein zu schlafen, jedenfalls nicht, wenn es auch anders ging. »Falls du dich aber fragst, ob das auch zu den Gründen gehört, weshalb ich darauf beharrt habe, dass du mich begleitest, dann ist die Antwort ein klares Nein. Ich habe zum gegebenen Zeitpunkt nicht darüber nachgedacht, und es hatte bei meiner Entscheidung nicht das geringste Gewicht. Und doch, jetzt wo du hier bist, hier bei mir, kann ich mir nicht vorstellen, nicht bei dir zu liegen, nicht mit dir in meinen Armen zu schlafen.«
    Sie hatte den Eindruck, dass aus seinen Worten eine tiefe Wahrheit sprach. Trotzdem zögerte sie, zog die Tagesdecke enger um sich und sah ihn unverwandt an.
    Dann presste sie die Lippen aufeinander. Ihr Blick wurde schärfer.
    »Der Sohn eines Earls?«
    Die Frage kam ruhig, aber doch voller Spannung. Mit Absicht.
    In Gedanken verfluchte er sein Schicksal.
    »Mein Vater war der Earl of Kirkcowan«, sagte er schlicht.
    »War? Er ist also tot. Und wer ist jetzt der Earl?«
    »Sein ältester Sohn.« Logan zog sich die Jacke aus und warf sie auf den Stuhl in der Nähe. Dann fing er an, sich die Weste aufzuknöpfen.
    »Aus deiner kurzen Beschreibung darf ich wohl entnehmen, dass ihr euch entfremdet habt?«
    Er nickte.
    »Ich bin ...« Ein Bastard. »... das schwarze Schaf der Familie.« Er musste es ihr sagen, und seine Worte waren als Eröffnung ganz bestimmt perfekt, aber noch befand sich nicht alles an seinem Platz. Nur ein schlechter Befehlshaber schickte seine Truppen in die Schlacht, wenn sie noch nicht vollständig vorbereitet waren. Mit zusammengebissenen Zähnen stieß er aus: »Du musst dir keine Sorgen machen ... über meine hochwohlgeborenen Verbindungen. Sie sind in jeder Hinsicht

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