Eine stuermische Braut
war zu Tode erschrocken.
Charles, der die Gruppe anführte, seufzte tief auf, sprang abrupt nach vorn und schleuderte den Säbel des Jungen mit einem einzigen Hieb in den Stall zurück.
»Buuh!«, schrie er und schaute ihn an. Der Junge sprang zitternd zurück und erwiderte den starrenden Blick. Charles machte noch einen Schritt, schwenkte die Arme und sein blutiges Schwert. »Hau ab! Los, hau ab! Aber ruck, zuck!«
Mit einem erstickten Schrei drehte sich der Junge um und floh.
Als er die Kurve zum Uferweg genommen hatte, stieß er geradewegs mit einer größeren Gestalt zusammen. Die Gestalt blieb stehen, warf einen Blick auf den fliehenden Jungen und kam zurück.
Die vier waren praktisch mit dem Schatten vor dem Stall verschmolzen, bevor der Mann - Freund oder Feind, das konnten sie bei der Dunkelheit nicht ausmachen - zu ihnen stapfte. Er blieb draußen vor der Stalltür stehen, schaute die Gasse hinauf und hinunter und ging dann ins Innere, wo er Charles entdeckte, der ihm die Säbelspitze an die Kehle drückte.
David schrie kurz auf und stolperte rückwärts, bemerkte dann aber, mit wem er es zu tun hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Ihnen ist nichts geschehen! Dem Himmel sei Dank.« Er schaute auf Deverell. »Wie froh ich bin, Sie gesund und munter anzutreffen, M’lord. M’lady hat gesagt, dass sie mich bei lebendigem Leibe häuten würde, wenn ich Sie in einem anderen Zustand zurückbringen würde.«
Der Gedanke - daran, was der arme David wohl unternommen haben könnte, um Deverells Tod durch die Hände jener Meuchelmörder zu verhindern, denen sie gerade gegenübergestanden hatten - brachte Linnet zum Lachen. Und dann lachten alle vier. David stand einfach da und freute sich, dass er ihnen ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hatte.
Und als sie sich wieder erholt hatten, schmiedeten sie die nächsten Pläne.
Sie kamen zu dem Schluss, dass der Versuch, den Behörden vor Ort zu erläutern, was gerade geschehen war und welche Rolle sie dabei spielten - das galt insbesondere für das Massaker in der Gasse -, dass dieser Erklärungsversuch sie für mehrere Tage in Bedford festhalten würde.
Logan und Linnet schlichen sich wieder die Treppe hinauf, um ihre Beutel zu holen und sie von David in die Kutsche bringen zu lassen. Deverell hatte dem Kutscher bereits erläutert, für welche Route sie sich entschieden hatten.
»Halten Sie sich daran.« Deverell reichte ihm eine Geldbörse. »Damit können Sie unseren Aufenthalt hier bezah-len und dann weiter nach Elveden fahren. Richten Sie dem Direktor aus, dass die Pferde, die wir uns nehmen, in vier Tagen völlig gesund zurückkehren werden. Und falls Sie in Schwierigkeiten geraten, sagen Sie einfach, dass Sie auf Befehl des Dukes of Wolverstone handeln.«
»Dieser Name«, ergänzte Charles, »garantiert Ihnen, dass Sie sich aus jeder Klemme befreien können.«
Sie fanden vier gute Pferde; Charles und Deverell sattelten sie.
»Sitzen Sie auch rittlings im Sattel?« Die Frage galt Linnet.
Sie nickte.
»Bitte.«
Charles widersprach nicht, sondern gehorchte nur.
Und dann waren sie auch schon fort. Geschlafen hatten sie nicht, aber durch den Kampf war ihr Blut immer noch in Wallung. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie sich wieder so weit beruhigt hatten, dass sie in einen Schlummer sinken konnten; daher konnten sie die Zeit auch nutzen, um den verantwortlichen Kerl zur Strecke zu bringen.
Und wenn dieser eine sie zur Schwarzen Kobra führte, umso besser.
Eilig verließen sie die Stadt. Im Licht des untergehenden Mondes wählten sie die direkte Strecke nach Cambridge, eine Nebenstraße, die über Felder und Moore führte. Während sie sich nicht sicher sein konnten, welche Route ihre Beute wählte, nahmen sie an, dass die Schwarze Kobra irgendwo hinter Cambridge herumlungerte, allgemein in der Richtung von Elveden.
Ein kurzes Stück hinter dem letzten Cottage von Bedford deutete Logan, der den Erdboden untersucht hatte, auf Spuren weiter vorn, die der einsetzende Frost in der Erde sichtbar werden ließ.
»Zwei Reiter, vor gar nicht langer Zeit.« Er drosselte das Tempo, um genauer hinsehen zu können. »Erst einer, dann der andere. Einzeln, nicht zusammen. Beides große, mächtige Pferde in gleichmäßigem Galopp.«
»Wie groß ist die Chance, dass einer von beiden unser Mann ist?«, fragte Charles.
»Ausgezeichnet, würde ich sagen«, erwiderte Deverell. »Wer sonst würde in den frühen Morgenstunden bei so eisigem
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