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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dr. Ronnefeld mit einer großen Neuigkeit. Er war überglücklich und umarmte fast den verblüfften Dahlmann.
    »Es ist soweit!« rief er. »Herr Dahlmann … wir dürfen hoffen! Ja, wir dürfen mehr als zuversichtlich sein. Professor Bohne hat sich bereit erklärt, eine Hornhauttransplantation vorzunehmen. Professor Bohne in Münster. Eine augenchirurgische Kapazität! Ich habe sogar einen Termin … wir sollen übermorgen zur ersten Voruntersuchung kommen. Was, da staunen Sie?! Los, sagen wir es sofort Luise –«
    Er wollte nach hinten ins Wohnzimmer rennen, aber Dahlmann hielt den Arzt im letzten Moment am Rock fest.
    »Einen Augenblick noch, Doktor.« Seine Stimme war belegt. »Sollen wir Luise wirklich Hoffnung machen?«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Dahlmann … Professor Bohne! Wenn er Hoffnung hat, wie sollen wir kleinen Würstchen da noch zweifeln …«
    »Und wenn es mißlingt? Es wäre ein zweiter, ein noch schlimmerer Zusammenbruch. So, wie es jetzt ist, damit hat sie sich abgefunden. Sollen wir sie wieder hinausreißen in Zweifel und vielleicht nicht erfüllbare Hoffnungen?«
    Dr. Ronnefeld sah Ernst Dahlmann sprachlos an. »Soll das heißen … soll ich das so verstehen … daß Sie eine Operation nicht wollen …? Eine große Chance einfach vergeben, weil sie etwas Unruhe in das Leben trägt –«
    Ernst Dahlmann erkannte, daß es nur noch eine Möglichkeit gab, das plötzliche Mißtrauen des alten Arztes zu unterdrücken. Er nickte, hob die Schultern und sah an Dr. Ronnefeld vorbei.
    »Gut. Ich füge mich. Luise soll selbst entscheiden. Aber eines, Doktor, möchte ich dazu noch sagen, gerade jetzt, wo wir allein und unter uns sind: Wenn die Operation mißlingt, ist es die letzte gewesen! Seit Monaten sitzt Luise vor den Augenexperten, seit Monaten wird sie vertröstet … es ist ein Wunder, wie sie das überhaupt aushält! Nun kommt Münster an die Reihe. Bitte schön! Nehmen wir auch Münster hin … aber danach ist Schluß! Ich werde mich jeder weiteren Operation widersetzen mit Rücksicht auf den seelischen Zustand Luises! Wir haben uns verstanden, Doktor?«
    »Sie haben klar genug gesprochen.« Dr. Ronnefeld wandte sich ab und ging zum Wohnzimmer. Dahlmann ließ ihn allein gehen … er selbst wandte sich wieder dem Laden zu.
    Am übernächsten Tag fuhren Luise, Dr. Ronnefeld und Ernst Dahlmann nach Münster.
    »Wir wollen es versuchen«, hatte Luise gesagt. Weiter nichts. Aber es genügte, um in Dahlmann allen Widerspruch zu ersticken.
    *
    Drei Monate blieb Luise Dahlmann in der Klinik von Professor Bohne. Drei Monate lang tat er nichts an den Augen, sondern schaltete einen Gesichtschirurgen ein, der die zerstörte Haut abtrug und neue Haut aus der Innenseite des Oberschenkels in großen gestielten Hautlappen überpflanzte.
    »Die Augen haben Zeit«, sagte Professor Bohne, als Dahlmann sich über diese Behandlung wunderte. »Wir wissen jetzt, daß das Auge funktionsfähig ist, das heißt, daß Sehnerv, Pupille, Regenbogenhaut, kurzum das Auge, erhalten geblieben sind. Verätzt sind beide Hornhäute … und wir werden zunächst im linken Auge eine neue Hornhaut transplantieren, da mir am linken Auge dazu die besseren Voraussetzungen gegeben scheinen. Dann wird Ihre Gattin wieder sehen können … und was ist ihr erster Eindruck im Spiegel: Eine Fratze! Ihr eigenes Gesicht – eine Fratze. Glauben Sie, daß sie das glücklich macht?! Man muß auch die psychologische Seite berücksichtigen … und deshalb bringen wir erst das Gesicht in Ordnung … und dann das Auge.«
    Ernst Dahlmann sah den Chirurgen kritisch an. »Sie haben ein ungeheures Selbstvertrauen, Herr Professor«, sagte er mit deutlichem Sarkasmus. »Sie betrachten die Operation schon als gelungen, bevor sie begonnen hat –«
    »Allerdings.« Professor Dr. Bohne putzte seine Brille. Dieser Ernst Dahlmann war ihm zuwider, er wußte nicht, warum, aber er empfand eine deutliche Antipathie. Er ist zu glatt, dachte er. Zu selbstsicher. Zu wenig mitgenommen von der Blindheit seiner Frau. Es ist, als ob er einen blinden Hund herumführt und an den Baum stellt. Komm, nun mach schon … ja, das ist dein Baum … riechst du ihn nicht …?
    »Sie wird wieder sehen«, sagte Professor Bohne laut.
    »Gott möge Ihnen helfen –«
    Gott, dachte Professor Bohne. Es klingt merkwürdig, wenn dieser Dahlmann das sagt. Es klingt, als wünsche er, auch Gott sei blind …
    An einem Dezembermorgen fand die Operation statt. Was hundertmal geübt war, was

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