Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
privat. Hotels alle belegt. Hier ist auch noch Messe. Ich habe mit Not und Mühe über den Zimmernachweis ein Bett bekommen –«
    Sie sprachen noch einige belanglose Sätze, dann war das Gespräch beendet. Luise sah sinnend das Telefon an, als Dahlmann längst aufgelegt hatte.
    Wo mag er jetzt sein, dachte sie. Wo ist Monika? Stand sie neben ihm, als er anrief? Warum rief er überhaupt an? Hatte er Angst, ich könnte ihm nachgefahren sein?
    Wenn es einen Anhaltspunkt gibt, wo Monika sich verborgen halten könnte, mußte er im Atelier zu finden sein.
    »Gehen Sie nach Hause, Erna«, sagte sie zu Fräulein Pleschke. »Der Nachmittag gehört Ihnen … morgen mittag fahren wir wieder hinaus nach Herrenhausen … die gleiche Zeit wie immer … damit Ihr Herr Student Bescheid weiß …«
    Fräulein Pleschke wurde wieder rot, bedankte sich und ging.
    Luise wartete ein paar Minuten, dann ging sie hinauf in das Atelier Monikas. Es roch nach Farbe und Leim, Parfüm und verbrauchter Luft. Wäsche und Kleidungsstücke lagen auf dem Boden verstreut. Monika hatte in größter Eile einen Koffer mit dem Nötigsten gepackt und war davongelaufen. An der hinterlassenen Unordnung erkannte man den Grad ihrer Panik.
    Systematisch durchsuchte Luise das Zimmer. Sie fing bei der Wäschekommode an … Frauen haben die Eigenart, Geheimnisse zwischen ihrer Wäsche zu verbergen.
    *
    Der erste, den Ernst Dahlmann im ›Grünen Krug‹ sah, war Julius Salzer. Er kam aus der Küche, eine Schürze umgebunden, und schleppte einen Kübel Spülwasser durch den Flur. Der Ausguß, der zur Jauchegrube führte, war verstopft. Man hatte es heute morgen gemerkt und wartete nun auf den Installateur.
    »Aha!« sagte Julius Salzer und stellte den Kübel ab. »Da sind Sie ja schon! So schnell im Wirtschaftswunderland? Sie sehen nicht aus, als wenn Sie's nötig hätten, sich um Arbeit zu schlagen. Gehen Sie mal durch in die Küche und dann linke Tür 'raus. Dann kommen Sie gleich zur Dünnjauche …«
    »Wie bitte?« fragte Dahlmann konsterniert zurück. »Wer sind denn Sie?«
    »Jules Salaire, Dichter der ›Himmelblauen Elegien‹. Aber nun an die Arbeit, Meister. Am Abend muß das Rohr frei sein, denn sonst muß ich vier Kübel 'rausschleppen …«
    »Sie verwechseln mich sicherlich, Herr – wie war der Name?«
    »Salaire! Schlagen Sie jedes Literaturlexikon auf. Wenn Sie dann unter S meinen Namen finden, bekommen Sie einen Kuß von mir.«
    Ernst Dahlmann trat einen Schritt zurück. Man muß zwischen Irren und Normalen immer einen gewissen Abstand halten, mindestens in Armlänge. Er sah sich um und dann wieder auf Julius Salzer.
    »Das hier ist doch das Gasthaus ›Grüner Krug‹!?«
    »Aber ja! Und das Abflußrohr fließt rückwärts. Nun machen Sie bitte, Meister … Sie sehen, ich bin ein Leptosom, nicht geeignet, große Wasserkübel zu schleppen …«
    »Wohnt hier ein Fräulein Horten?« fragte Dahlmann.
    »Ja.« Salzer wurde aufmerksam. »Wieso? Was hat das mit der verstopften Leitung zu tun?«
    »Sie verwechseln mich wirklich.« Dahlmann musterte Salzer fast aufdringlich. Ein unfertiger Mensch, dachte er geringschätzig. Verbirgt Dummheit hinter Burschikosität. In die Länge gewalzter Halbstarker, weiter nichts. »Ich bin kein Leitungsreiniger, ich bin ein neuer Gast des Gasthofes. Wo ist die Wirtin und wo ist Fräulein Horten?«
    »Die Wirtin melkt gerade … zwei Ecken rechts genommen, um den Misthaufen herum und durch eine der Türen hinein, aus denen es Muh macht …«
    »Sie kommen sich wohl reichlich witzig vor, was?« sagte Dahlmann grob. »Lassen Sie diese Blödeleien!«
    »Fräulein Horten dagegen finden Sie bei mir.«
    »Bei Ihnen?« Dahlmann spürte ein Flimmern in den Gliedern.
    »Ja, unterm Dach. Kämmerlein klein … aber Glück ist mein! Stammt auch von mir! Bei nötiger Protektion kann man davon hunderttausend gemalte Holztafeln verkaufen. Das Stück zu 2,50.« Julius Salzer wurde plötzlich ernst. »Was wollen Sie von Monika?«
    »Wieso nennen Sie Monika einfach Monika?« schrie Dahlmann. Es war ihm, als spränge seine Hirnschale auseinander, so stark war der Blutdruck in seinem Gehirn.
    »Weil Monika einfach meine Monika ist!« schrie Salzer zurück. »Ich wußte nicht, daß Sie schwerhörig sind, mein Herr. Aber ich habe eine gute Lunge –«
    Ernst Dahlmann lehnte sich an die Wand. Schweiß brach ihm aus, das Herz schlug bis zur Kehle, und er hatte das Gefühl, er müsse dauernd schlucken, weil es ihm sonst auf die Zunge

Weitere Kostenlose Bücher