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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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behandeln?«
    »Es ist eine reine Familienangelegenheit«, sagte Dahlmann laut. Salzer senkte kampfeslustig den Kopf.
    »Eine fröhliche Familie! Sind Sie direkter Nachkomme des Watschenhansel? Halt! Bevor Sie eine unflätige Antwort geben, rate ich Ihnen, die enge Hühnerstiege wieder hinabzukraxeln und aus dem ›Grünen Krug‹ zu verschwinden. Ihre Familie interessiert mich nicht … mich geht nur Monika etwas an. Also … gehen wir …?«
    »Nein …«
    »Dann werden Sie der erste Mensch sein, der ohne technische Hilfsmittel fliegen kann –«
    »Jul …« Monika hob beide Hände. »Ich bitte dich … laß uns allein. Wenn du mich liebst, dann geh jetzt …«
    Julius Salzer zögerte. Er sah von Dahlmann zu Monika und wieder zurück. Er wollte etwas sagen, aber die Augen Monikas bettelten in stummer Verzweiflung. Da zog er den Kopf ein und riß hinter sich die Tür auf.
    »Gut! Ich gehe. Aber nur bis unten an die Treppe. Dort warte ich! Und bei dem kleinsten Ton über dreißig Phon bin ich wieder da! Ich werde heute zwar nicht die Küche sauberkriegen und mein Mittagessen auf Kredit nehmen, aber was soll's?! Ich bin in der Nähe, mein Herr –«
    Dahlmann wartete, bis Salzer die Stiege hinabgepoltert war. Er schloß die Tür und lehnte sich dagegen. Monika stand am Fenster, die Sonne leuchtete in ihrem goldenen Haar.
    »Warum hast du ihm nicht gesagt, wie alles in Wirklichkeit ist?« fragte Dahlmann leise.
    Monika schwieg und drehte sich weg.
    »Ich weiß es.« Dahlmanns Stimme klang trotz der Dämpfung gefährlich und fordernd. »Er darf nicht wissen, daß du meine Geliebte bist. Er soll in seinem Wahn weiterleben, in dir die große, reine Liebe gefunden zu haben. Du hast Angst, daß du ihn verlierst, wenn er die Wahrheit erfährt.« Dahlmann lächelte leicht. Es war ein siegessicheres, fast satanisches Lächeln. »Weißt du, daß ich damit ein gutes Druckmittel in der Hand habe?«
    »Du wärst so gemein, es auszunützen –«
    »Aber ja!«
    »Wenn du das tust, nehme ich mir bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit das Leben –«
    »Das ist eine leere Drohung!«
    »Ich war dazu bereits entschlossen … da lernte ich Julius kennen.«
    »Und die Liebe rettete sie … Monika, bitte, verfall nicht in den Jargon billiger Romane! Du weißt, warum ich hier bin.«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Nein!«
    »Du kommst nicht zu mir zurück?«
    »Nein.«
    »Ich will vergessen, daß du dich wie eine Hure benommen hast –«
    »Ich war eine Hure, als ich mit dir ins Bett ging!« Monikas Kopf fuhr herum. »Ich habe meine Schwester betrogen – das ist etwas, was ich nie wiedergutmachen kann. Ich schäme mich, wenn ich mich im Spiegel sehe, ich könnte mich selbst anspucken! Ich will nicht von deiner Schuld reden … auch ich bin daran schuldig, ich habe nachgegeben, ich habe mitgespielt, ich habe dich zu mir gelassen, und ich war sogar glücklich dabei. Wenigstens glaubte ich, es sei das große Glück! Heute weiß ich, daß es keine Gemeinheit gibt, die größer wäre als die, die wir Luise angetan haben. Ich habe mich von dir befreit, äußerlich und auch innerlich … das weiß ich jetzt, wo du wieder vor mir stehst. Ich empfinde nichts mehr, gar nichts … doch ja, Abscheu ist es! Ich habe vergessen gelernt …«
    »In den Armen dieses Tölpels Julius.«
    »Vielleicht. Beschimpf ihn nur … das bindet ihn noch näher an mich. Menschen, die du haßt, werde ich umarmen!«
    Dahlmann nagte an der Unterlippe. Er sah völlig klar. Monika war ihm entglitten, und es gab keine Möglichkeit, sie wieder zurückzuholen in das Haus der Mohren-Apotheke. Der Gedanke war schmerzhaft … seine Leidenschaft war nicht geknickt durch das Wissen, daß Monika einen anderen Mann genommen hatte. Sie wollte durch ihn vergessen, weiter nichts, dachte er. Es war eine Flucht. Er sah sie mit hungrigen Augen an. Dieses Blond der Haare, dachte er. Dieser junge, zarte Körper. Das alles sollte nun Erinnerung sein, weiter nichts? Das sollte nicht zurückzuerobern sein? Nicht mit guten Worten? Nicht mit Geld? Nicht mit Gewalt? Nicht mit List?
    »Komm zurück, Moni –«, sagte er leise.
    »Nein! Ich hasse dich!«
    »Wie willst du denn leben?«
    »Und wenn ich Reisig sammle … ich bleibe hier!«
    »Du wirst nie von dem, was du weißt, sprechen …«, sagte er vorsichtig, fast lauernd.
    Monika schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Du weißt, wie die Folgen sind. Julius weg, Mittäterschaft …«
    »Bitte, hör auf!« Monika legte die Hände an die Ohren. »Tu mir

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