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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alle Klugheit so viel wert wie ein Haufen Glasscherben. Für mich ist dieser Dahlmann zu glatt, zu ehrgeizig, zu bewußt vornehm. Aber bitte – wenn du willst –, heirate ihn! Leben mußt du mit ihm, nicht ich! Nur eins kann er sich gleich merken: Die Apotheke überschreibe ich dir, nicht ihm! Und das bleibt so, bis du ein Kind hast. Dann erbt das den Besitz! Ich werde das notariell festlegen –«
    So wurde es. Der alte Horten schaltete Ernst Dahlmann in der Erbfolge restlos aus, aber Luise heiratete ihn. Jetzt kam ihr zum Bewußtsein, wie gut dies gewesen war. Sie hatte auf ihr Herz und ihren Verstand gehört, und es war richtig gewesen. Jetzt, nach diesem Unfall, zeigte es sich, wie wertvoll ein Mensch wie Ernst war. Ein Mensch, an dessen Liebe man blindlings – im wahrsten Sinne des Wortes traf es jetzt zu – glauben konnte.
    Mit solchen Gedanken verbrachte sie die Nacht. Übermüdet schlief sie bis in den späten Morgen hinein und war gerade aufgewacht und hatte flüssige Nahrung in einem Röhrchen über die gleichfalls verätzten Lippen fließen lassen, als Monika und Ernst ins Zimmer kamen.
    »Ich bin es, Luiserl«, sagte Dahlmann und streichelte zärtlich ihre Hand, die sich ihm entgegenstreckte. Eine Hand, die stumm um Hilfe und Liebe flehte. Er küßte sie und behielt sie zwischen seinen Händen. Dabei nickte er Monika Horten zu, näherzukommen und die Tür zu schließen.
    »Wer ist noch im Zimmer?« fragte Luise und hob den Kopf ein wenig. Es war, als ob sie durch den dicken Verband sehen könne … ihr Gesicht drehte sich Monika zu, ein bandagierter Kopf, dessen freie Hautpartien rot und runzelig waren und von Salbe glänzten, als sei es verdorbener, zergehender Speck.
    Monika Horten lehnte am Türrahmen und preßte die Faust gegen die Zähne. Das wilde Entsetzen, den Schrei, der ihr aus der Kehle drängte, durfte sie nicht zeigen, und doch war es zu viel, was sie plötzlich sah, zu grausam, um es stumm ertragen zu können.
    Ernst Dahlmann winkte ihr mit dem Kopf, näher zu kommen. Sie hob hilflos die Schulter, wandte sich ab und preßte das Gesicht gegen die Wand. Schreien, dachte sie. O könnte ich schreien. Was ist aus Luise geworden! In einer Sekunde! Ich kann es nicht begreifen … ich kann es einfach nicht begreifen –
    »Wer ist denn da?« fragte Luise wieder und drückte die Hand ihres Mannes.
    »Monika ist gekommen –«, sagte Dahlmann ruhig. »Ich habe sie gerufen –«
    »Moni –« Luise richtete sich etwas auf. Dahlmann sprang hinzu, stopfte ihr das Kissen unter den Rücken, damit sie beim Sitzen besseren Halt habe. Es war ein schrecklicher Anblick … ein dicker, in weißen Binden verborgener Kopf, und inmitten der Binden ein Schlitz, aus dem die Worte kamen, klar und deutlich, nur etwas zischend durch die verätzten Lippen. »Ich sehe nicht mehr schön aus, Moni –«
    »Luise!« Der Aufschrei befreite. Monika stürzte zum Bett und umarmte ihre Schwester. Sie weinte wie ein Kind, und Luise streichelte ihr über die Haare und das Gesicht, drückte sie an sich und ließ sie an ihrer Schulter ausweinen.
    Ernst Dahlmann saß stumm und steif daneben auf der Bettkante. Sein Blick folgte der Beinlinie Monikas … beim Hinstürzen auf das Bett hatte sich das Kleid emporgeschoben, ein Teil des Oberschenkels lag frei, ein glattes, rosafarbenes Stück Fleisch mit einem winzigen Leberfleck.
    Ernst Dahlmann wandte sich ab und strich sich nervös über die Haare. Dann stand er auf und trat an das Fenster, atmete tief und trommelte mit den Fingern gegen seinen Brustkorb.
    Ich bin ein Lump, dachte er. Wahrhaftig, ich bin ein Lump. Jetzt zeigt es sich ganz deutlich … aber ich kann es nicht ändern.
    Ich habe fünf Jahre geglaubt, ein guter Mensch zu sein … jetzt sind sie weggewischt, diese sechzig Monate, und es ist wie damals an der Säule im Ballsaal: Ich bin ein Wahnsinniger, wenn ich sie sehe. – Nur wer dieses Gefühl kennt, wird verstehen, daß es sinnlos ist, dagegen anzukämpfen …
    »Ernst –«
    Dahlmann fuhr herum. Luise saß im Bett, während Monika sie umarmt hielt und sich beruhigt hatte.
    »Ja, Luiserl …?«
    Er kam ans Bett und streichelte ihre Schulter. Dabei berührte er auch den Arm Monikas, und es war in ihm wie ein heftiger elektrischer Schlag.
    »Moni wird bei uns bleiben …«
    »Ich weiß.«
    »Für immer.«
    »Das können wir nicht annehmen, Luise –« Dabei sah er Monika an. Es war ein Betteln in seinen Augen, ein hündisches Bitten: Bleib … bleib …
    »Ich werde

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