Eine Sündige Nacht
fest an den Händen und verharrten so, bis ihre Bestellung kam.
Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, wurde die Stimmung im Lokal rowdyhafter. Inzwischen waren mehr Trinker und Tänzer als Essensgäste dort. Der Geräuschpegel hatte sich zu einem Dröhnen entwickelt. Sobald Rink die Abrechnung von der Kellnerin bekommen hatte, machten sie sich auf den Weg zur Kasse, die am Ende der Theke stand. Als gerade ihre Bestellung abgerechnet wurde, hörte Caroline die erste Stimme.
»Muss echt nett sein, in Daddys Fußstapfen zu treten, hä, was meinst du, Virgil?«
Rinks Finger, die gerade durch eine Rolle Banknoten blätterten, hielten verdächtig still. Caroline sah, wie er schneller atmete und sein Kiefermuskel ärgerlich zuckte.
Virgil kicherte. »Schätze, da hast du recht, Sam. Da geht nichts drüber, wenn dein alter Herr schon mal die Sporen eingesetzt hat, wenn ich das mal so sagen darf.«
Ruhig legte Rink sein Geld auf die Theke. »Lass uns gehen, Rink.« Caroline griff nach seinem Arm. Er schüttelte sie ab wie eine lästige Fliege. Sie sah sich unbehaglich um. Irgendjemand hatte die Lautsprecher der Jukebox heruntergedreht. Die Tänzer standen plötzlich still. Die Männer an der Theke rund um Virgil und Sam traten ein paar Schritte zurück. Die beiden waren anscheinend zu betrunken oder zu beschränkt, um zu erkennen, dass sie soeben eine ganz kurze Lunte gezündet hatten. Als Rink sich zu ihnen umdrehte, funkelten seine Augen vor Zorn, was Caroline furchtsam zurückschrecken ließ.
»Was habt ihr gerade gesagt?« Seine Lippen bewegten sich kaum, während er seine Frage mit einer tödlich ruhigen Stimme stellte. Einer von ihnen stieß den anderen an, und sie fielen lachend gegeneinander.
»Mr. Lancaster, Sir«, versuchte der Wirt zu vermitteln, »die beiden sind erst seit Kurzem in der Stadt. Sie kennen Ihre Familie nicht. Sie reißen nur ihre Klappe auf. Beachten Sie sie gar nicht. Ich werde sie hinauswerfen.«
Er hätte sowohl seinen Mut als auch seinen Atem sparen können, denn Rink ignorierte ihn völlig.
»Was habt ihr gesagt?«, fragte er lauter als vorher. Er ging auf die beiden Männer zu, die auf ihren Barhockern wippten.
»Na ja, man könnte sagen, wir finden, Sie hatten ganz schön Glück, dass Ihr Daddy Ihnen das Bett so schön vorgewärmt hat, bevor er abgetreten ist.«
Carolines legte ihre zitternde rechte Hand auf den Mund und versuchte, den neugierigen Augen auszuweichen, die auf sie gerichtet waren. Sie wusste, dass alle daran dachten, sie wäre trotz all der Verschönerungen in ihrem Leben immer noch Pete Dawsons Mädchen. Abschaum.
Virgil konnte kaum sprechen, so musste er über Sams witzige Wortwahl lachen. »Ich nehm mal an, die Laken waren noch warm, als Sie sich hineingelegt haben, richtig? Hat Ihr Daddy ihr denn ein paar schöne Tricks beigebracht? Tut sie für Sie dasselbe wie für …«
Virgil schaffte es nicht, seine Frage zu beenden. Später erinnerte er sich nicht einmal mehr daran, sie überhaupt stellen zu wollen. Rinks Faust schoss hoch und traf ihn knirschend am Kinn. Die Wucht des Schlages hob ihn vom Barhocker und beförderte ihn in die Menge der Schaulustigen. Noch ehe er den Boden berührte, war er bewusstlos.
Sam beobachtete mit offenem Mund, wie es seinem Freund erging. Schwankend stieg er von seinem Hocker ab. Ängstlich lächelte er Rink an.
»Er … er … wir wollten Ihnen nichts Böses, Mr. … ähm … Lancaster, Sir. Wir haben uns nur einen Spaß erlaubt -«
Er sah die Faust auf sich zukommen, versuchte, ihr auszuweichen, und bekam die volle Ladung auf sein Jochbein. Vor Schmerz heulte er auf und fiel auf die Knie. Rink stand über ihm, die Füße weit auseinander und atmete stoßweise. Seine Fäuste ballten und entspannten sich abwechselnd.
»Ihr entschuldigt euch bei der Dame«, sagte er leise mit rauer Stimme. »Sofort.«
Sam in seinem Schmerz wiegte sich vor und zurück, seine Hände umfassten seinen Kopf, als ob er Angst hätte, er würde auseinanderfallen. Das einzige Geräusch, das er von sich gab, war ein kehliges Gewimmer.
»Entschuldigt euch bei der Dame«, dröhnte Rink.
Caroline eilte zu ihm und nahm seinen Arm. »Bitte, Rink«, sagte sie dringlich, »lass uns gehen. Er kann ja nicht sprechen. Es ist mir egal. Bring mich einfach von hier weg. Ich halte es nicht aus, dass mich jeder ansieht. Bitte, lass uns gehen!«
Er schüttelte heftig den Kopf, als ob er erst wieder klar werden müsste. Dann drehte er sich abrupt zur Kasse um,
Weitere Kostenlose Bücher