Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
okay. Ich habe gelogen«, sagte er heiser. »Du übst eine höllische Kontrolle über mich aus.«
     
    »Ich habe immer gedacht, dies sei eine üble Spelunke.« Caroline sah sich um, soweit das im trüben Licht der Blechhütte möglich war.
    »Das stimmt auch. Aber sie machen hier die besten Grillteller östlich des Mississippi. Ein altes Familienrezept, das sie aus Tennessee mitgebracht haben. Was nimmst du, Schweinerippchen oder Rinderbrust?«
    »Darf ich mit den Fingern essen?«
    »Natürlich.«
    »Dann möchte ich die Rippchen.«
    Sie lächelten, als die Kellnerin mit ihrer Bestellung forttänzelte. Sie mussten sich über den Krach der grellbunten Jukebox in der Ecke hinweg anschreien. Einige Paare tanzten auf der mit Sägemehl bestreuten Tanzfläche, hüpften im Twostep oder wiegten sich miteinander in einer engen Umarmung, je nachdem, wie innig ihre Beziehung war.
    Eine Wolke Zigarettenrauch waberte knapp unterhalb der Decke. An der mit billigen Paneelen versehenen Wand blinkten in Neonrosa und -blau Reklametafeln diverser
Biersorten. Ein Model, deren Lächeln genauso üppig war wie ihre Frisur und ihr Busen, zierte ein Poster für eine Heizungsfirma. Hinter der Bar hing eine Uhr, deren Ziffernblatt durch einen Wasserfall hindurch flackerte. Dieses elektrisch animierte Wunder verursachte in Caroline leichte Übelkeitsgefühlte, wenn sie länger hinsah.
    Rink und sie genossen es, zusammen zu sein. Es war ihnen zur Gewohnheit geworden, Orte zu finden, an die sie sich abends verdrückten, um Laura Jane und Steve die Gelegenheit zu geben, allein im Haus zu sein. Im Vertrauen hatte Steve ihnen erzählt, dass er Laura Jane eine Hochzeitsreise vorgeschlagen hatte, aber dass sie die Vorstellung, weit weg von zu Hause zu sein, zu sehr ängstigte. Sie hatte sich sensationell in das Eheleben hineingefunden. Er wollte nicht auf dem Thema Hochzeitsreise beharren.
    »Warst du früher oft hier?«, fragte Caroline, die ihre Unterarme auf den Tisch stützte und sich zu Rink vorbeugte.
    »Ständig. Als ich auf der Highschool und noch nicht alt genug war, um Bier zu kaufen, warfen alle Jungs sich in ein einziges Auto und kamen her. Hier hatte niemand Bedenken, Alkohol an uns auszuschenken. Vater hat mir gesagt -« Er brach plötzlich ab, und Caroline wusste, dass der Auslöser dafür war, Roscoe mit der gewohnten Anrede bedacht zu haben.
    »Erzähl weiter«, drängte sie ihn sanft. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat mir erzählt, dass dieser Laden während der Prohibitionszeit ein wahrer Tummelplatz der Alkoholschmuggler war. Hier wurde mehr illegaler Whisky verschoben als irgendwo sonst in diesem Staat.«
    Er wurde nachdenklich, griff nach dem Salzstreuer und spielte geistesabwesend mit ihm. Caroline legte ihre Hand auf seine, was ihn dazu brachte, sie anzusehen. »Es war nicht
immer so schlimm zwischen euch, oder? Gibt es nicht vielleicht ein paar gute Erinnerungen, die du behalten kannst, und vergisst den Rest?«
    Er lächelte traurig. »Ja, einige gibt es wohl. Zum Beispiel, als ich eine seiner Zigarren rauchen wollte. Ich war ungefähr zwölf Jahre alt. Er ließ mich rauchen. Ich musste schlimmer kotzen als ein Hund, was er überaus komisch fand. Jahrelang hat er mich damit aufgezogen, aber das machte mir nichts aus. Und einmal wurde ich in der Schulzeit erwischt, wie ich auf den gegnerischen Mannschaftsbus ›Vorwärts, Wildcats‹ gepinselt habe. Roscoe hat uns alle mit vollem Einsatz gegen den Schulausschuss verteidigt und ihnen nahegelegt, dass Jungs nun mal Unfug machen müssen, sonst wären sie nicht normal.«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ich erkenne jetzt ein Muster, das mir bisher entgangen war, Caroline. Wenn ich in einem Schlamassel steckte, fand das Roscoes Zustimmung. Er mochte mich dann am meisten, wenn ich in Schwierigkeiten war. Was er nicht leiden konnte, war, wenn ich für eine gute Sache eintrat. Er wollte, dass ich wie er wäre, eine einflussreiche Person, immer ein wenig abseits jeder Moral. Ich bin wahrhaftig kein Heiliger, aber ich habe nie jemanden übers Ohr gehauen oder jemanden verletzt, nur weil es mir möglich gewesen wäre.« Er sah sie direkt an. »Ich möchte, dass du Folgendes weißt. Ich bedaure zutiefst, dass er und ich uns nicht lieben konnten.«
    »Ich weiß, dass du ihn lieben wolltest, Rink.«
    »Sollte ich jemals eigene Söhne oder Töchter haben, werde ich sie so lieben, wie sie sind. Ich werde nie versuchen, sie zu verändern. Das schwöre ich.«
    Sie fassten sich über dem Tisch

Weitere Kostenlose Bücher