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Eine Tankstelle fuer die Seele

Eine Tankstelle fuer die Seele

Titel: Eine Tankstelle fuer die Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna E. Roecker
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Struktur bezeichnet – das, was von Anfang an in allen Menschen auf psychischer Ebene wirkt. So sind die Inhalte, die sich in archetypischen Bildern und Symbolen abbilden, einerseits uralt (aus der Anfangszeit menschlichen Lebens), andererseits aktuell in ständig neuer Form. Auf dieser Ebene schöpfen wir alle aus der gleichen Quelle, sind alle mit dem gleichen Netz verbunden oder befinden uns im gleichen Feld.
    Als ich kürzlich einem indischen Weisen begegnen durfte, gebrauchte er etwas scherzhaft genau diesen Begriff eines »geistigen bzw. spirituellen Internets«, um mir zu erklären, dass es für ihn einfach sei, sich auf geistige Weise über Kontinente hinweg miteinander in Verbindung zu setzen, um zum Beispiel seine Erfahrungen mit mir zu teilen. Die Voraussetzung sei allerdings eine tiefere Bewusstseinsebene, wie sie zum Beispiel durch die Meditation erreicht wird, fuhr er fort. Ich selbst hatte vor einiger Zeit für mich auch dieses Bild eines weltweiten geistigen Internets gewählt, um mir diese Vorstellung des kollektiven Unbewussten anschaulich zu machen.
    Irgendwo in unserem Gehirn und in unserem Zellgedächtnis schlummern offensichtlich all diese Erfahrungen der Menschheit, immer bereit, sich in aktueller Form zu zeigen. Alles was je gedacht und gefühlt, was an Freude und Leid erfahren und verursacht wurde, hat hier seine Spuren hinterlassen. Für alle natürlichen Lebenserfahrungen, wie Geburt, Kindheit, Pubertät, Krankheit, Alter, Tod usw., gibt es in diesem universellen Gedächtnis auch gleichzeitig Informationen, wie mit diesen Gefühlen umgegangen wurde. Alle emotionalen Erfahrungen, wie Angst, Verlust, Enttäuschung, Verrat, Schmerz, Verletzungen, Geliebt- und Verlassenwerden usw., haben auch zur Entwicklung von Bewältigungsstrategien geführt, um zu leben und zu überleben. Und hier schlummern auch unsere Gottesbilder, unsere kollektive Erfahrung von Einssein mit Natur und Welt.

Archetypen – Urbilder der Seele
    Der Begriff leitet sich ab aus dem griechischen »Arche« – Anfang, Ursprung, Urgrund, Urprinzip und »Typos« – Schlag, das Geprägte, Form, Gestalt. Damit könnte man sagen, dass es sich um eine Art geprägte Urform, eine Art Einprägung handelt, die uns – wenn sie als Bild aktiviert wird – mit Energie versorgen kann.
    Am Beispiel meines Freundes, der sich im Fasching gerne als Cowboy verkleidet hat, möchte ich dies veranschaulichen: Qualitäten wie Mut, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, sich zur Wehr zu setzen, verkörperten sich in der Zeit der frühen 60er- Jahre des 20. Jahrhunderts bei uns in der Gestalt des Cowboys (im alten Ägypten sicher in einer ganz anderen Form). Als der eher kleine und schmächtige Junge in diese Verkleidung schlüpfte, hat er auch ein Stück weit diese Qualitäten in sich aktiviert. Es war, als hätte ihn der Archetyp selbst mit Energie versorgt, sodass er sich plötzlich nicht mehr so klein und hilflos fühlte. Wenn ich heute kleine Mädchen beobachte, wie intensiv sie sich in die Rolle der Lillifee, der zauberhaften rosafarbenen Prinzessin vertiefen, sehe ich, dass es sich bei dem Bedürfnis, in solche kollektiven Bilder einzutauchen, um ein zeitloses Phänomen handelt. Es geht ja nicht nur um ein Nachstellen von Bildern, die vielleicht von der Werbung erfolgreich suggeriert werden, sondern um ein symbolisches Geschehen, das wirklich mit Energie aufgeladen ist. Wir können das als Kinder ganz offensichtlich spüren, auch wenn es uns nicht bewusst ist.
    Mit Archetypen bezeichnete C.G. Jung die Inhalte, die Strukturelemente des kollektiven Unbewussten, nachdem er diese anfangs als »Urbilder« bezeichnet hatte. Da der Begriff auf intellektueller Ebene schwer zu fassen ist, fand er immer wieder neue Be- und Umschreibungen, zum Beispiel indem er den Archetyp als von Anfang an geprägte Urform mit dem Achsengitter eines Kristalls verglich. Auf diese Grundform bauend zeigen sich die vielfältigen Ausprägungen in der jeweiligen Zeit und Kultur als archetypische Bilder. Dabei ist der Archetyp zu unendlichen Differenzierungen und Entwicklungen fähig. Es geht darum, hinter dem aktuellen Bild das Grundmuster zu erkennen und die Möglichkeiten, die darin schlummern.
    Ich erinnere mich sehr gut an einen kleinen Patienten, der unter Schulproblemen litt, von anderen gehänselt wurde und sich zu Hause von der Familie abkapselte. Schnell zeigte sich sein Talent, innere Bilder auftauchen zu lassen, und so waren wir schon in der ersten Stunde bei

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