Eine Tankstelle fuer die Seele
gesehen haben oder die Botschaften enthalten, die eine klare Problemlösung aufzeigen usw., wissen wir nicht. Wir tun allerdings gut daran, das Bewusstsein nicht hermetisch gegen die unendlich große Welt des Unbewussten abzuriegeln, so zumindest sah es C.G. Jung: »Wenn die unbewussten Inhalte infolge ständiger Nichtbeachtung sich aufstauen, dann erzwingen sie sich schließlich einen Einfluss auf das Bewusstsein, und zwar einen krankhaften.« Um dies zu verhindern, entwickelte C.G. Jung die Aktive Imagination, das heißt, er kreierte eine psychotherapeutische Methode, um die archetypischen Bilder in uns zum Leben zu erwecken. Anders als im Traum geht es dabei um eine Art aktiven Dialog zwischen dem bewussten Ich und dem Unbewussten. Voraussetzung dafür ist ein Zustand der Entspannung und eine Art innerer Stille.
Bei der Aktiven Imagination wird kein Bild vorgegeben, es soll sich aus dem Inneren heraus entwickeln und erst dann treten wir damit in Dialog. Die Praxis der Kreativen Visualisierung (siehe unten) bedient sich zwar auch dieser Vorgehensweise, gibt aber durchaus – wie auch hier im Buch vorgeschlagen – archetypische Bilder vor, mit denen Kontakt aufgenommen werden soll. Dennoch hat die Intuition auch hier das letzte Wort, das heißt, sie kann ein ganz anderes Bild hervorbringen, als man sich gewünscht oder angestrebt hat. Die Intuition bedient sich archetypischer Bilder, um uns Wesentliches deutlich zu machen, das sich der Welt der logischen Sprache entzieht. Diese Bilder spiegeln symbolhaft die menschliche Ebene (zum Beispiel im Helden) genauso wie die transpersonale Ebene (zum Beispiel im Engel) und können uns deshalb auch in Verbindung bringen mit der geistigen, göttlichen Welt.
Obwohl ich seit vielen Jahren in meiner Praxis sowohl mit Kreativer Visualisierung als auch mit einer besonderen Form der Musik-Imagination (G.I.M.) arbeite, betrachte ich dieses Geschehen täglich neu mit Ehrfurcht und Staunen. Sobald ein Mensch mit einem solchen inneren Bild und der damit verbundenen Emotion in Kontakt tritt, kommt etwas in ihm in Bewegung, wobei die Bilder erst dann spürbar wirksam werden, wenn ein emotionaler Dialog stattfindet. Dann entwickeln sie ein Eigenleben, in dem sie Ratschläge geben oder Wege aufzeigen.
Ein besonderes Reservoir archetypischer Bilder stellen die Mythen, Sagen und Märchen aller Völker dar. Die darin auftretenden Akteure sind es, die sich in neuer Gestalt in unserem Leben zeigen, wenn wir in Kontakt mit unserer Intuition sind. Einer der größten Mythenforscher unserer Zeit, Joseph Campbell, antwortete auf die Frage, wozu man eigentlich noch Mythologie brauche, dass sie ein hohes Maß an Energie enthalte, die man durch Rituale auch heute noch wecken und nutzen könne.
Im Laufe dieses Buches werde ich einige Geschichten aus meiner Praxis erzählen, die diese These untermauern. Unsere Innenwelt scheint so ungeheuer groß und so weit zu sein wie das Universum. Je mehr Erfahrungen man mit dieser Art von Arbeit macht, umso mehr ist man bereit, darauf zu vertrauen. Das führt nicht nur zu einer Stärkung der Sicherheit in sich selbst, in die eigene Persönlichkeit, sondern auch zu einer größeren Verbundenheit mit allem, was da ist – mit dem Mysterium des Lebens selbst. Dies möchte ich an einem Beispiel erläutern: Können Sie sich vorstellen, dass irgendwo in einer Ecke Ihres Unbewussten ein vollkommenes Gefühl von Freiheit schlummert, so wie sie ein Vogel empfindet, wenn er hoch in den Lüften kreist? Wenn Sie ein solches Tier beim Flug beobachten, kann es sein, dass dadurch das Gefühl der Freiheit und völligen Losgelöstheit in Ihnen aktiviert wird, das dieser Vogel verkörpert. Vielleicht beobachten Sie den Vogel unbewusst gerade dann intensiver, wenn Sie das Gefühl der Freiheit dringend brauchen. Bringt Ihre Intuition Sie dann mit dem inneren Bild des Vogels in Kontakt und in einen Dialog, kann der Vogel Ihnen sogar helfen, eigene Blockaden und Muster bewusst zu machen, mit denen Sie sich selbst einsperren.
In den nachfolgenden Kapiteln finden Sie neben wichtigen theoretischen Grundlagen einen umfassenden Praxisteil mit vielen Übungen. Diese können allerdings keine notwendige Therapie ersetzen, wohl aber in Absprache mit dem Therapeuten den therapeutischen Prozess ergänzen.
Willst du wertvolle Dinge sehen,
musst du nur dorthin schauen,
wohin die große Menge niemals blickt.
Weisheitsspruch
I.
Inner Coaching – der Weg zur eigenen Intuition
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