Eine Tiefe Am Himmel
Menschen.«
Weiter vorn sah Pham das Ende des Tunnels. Licht schien auf eine unverzierte Luke. Trud bremste und wandte sich Pham zu. »Sie ist ein Freak, aber sie ist auch der wertvollste Besitz von Hülsenmeister Nau. Im Prinzip verdoppelt sie seine Reichweite…« Er verzog das Gesicht. »Das macht es nicht leichter, Befehle von ihr entgegenzunehmen, das sag ich dir. Persönlich denke ich, dass der Hülsenmeister sie überschätzt. Sie ist ein wunderbarer Freak, aber was soll’s? Es ist wie bei einer Katze, die Klavier spielt – niemand merkt, dass es Katzenmusik ist.«
»Es scheint dich nicht zu kümmern, ob sie deine Ansichten kennt.«
Jetzt lächelte Trud wieder. »Natürlich nicht. Das ist der einzige Vorteil an meiner Situation. Es ist fast unmöglich, sie bei Dingen, die direkt meine Arbeit betreffen, hinters Licht zu führen – aber außerhalb dieses Gebiets ist sie einfach wie jeder andere Blitzkopf. Ja doch, ich habe mir mit ihr ein paar eiterkomische Sp…« Er brach ab. »Ach, egal. Sag ihr, was Hülsenmeister Nau dir aufgetragen hat, ihr zu sagen, und mit dir geht alles klar.« Er winkte und machte sich dann auf den Weg den Korridor hinauf, fort von Reynolts Büro.
Wenn Pham das über Anne Reynolt gewusst hätte, hätte er die ganze Aktion mit den Ortern vielleicht verschoben. Doch jetzt saß er in ihrem Büro, und ihm blieb nicht viel Wahl. In mancher Hinsicht war es ein gutes Gefühl, die Sache voranzubringen. Seit Jimmys Tod waren alle Züge Phams immer so berechnet, so vorsichtig gewesen.
Zunächst reagierte die Frau überhaupt nicht auf seine Anwesenheit. Pham setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl gegenüber von ihrem Schreibtisch und schaute sich im Zimmer um. Es war nicht mit Naus Büro zu vergleichen. Diese Wände waren nackter, rauer Diamant. Es gab keine Bilder, nicht einmal die Gräuel, die den Aufsteigern als Kunst galten. Reynolts Schreibtisch war eine Ansammlung von leeren Behältern und Geräten für die Netzarbeit.
Und Reynolt selbst? Pham starrte ihr nachdrücklicher ins Gesicht, als er es sonst vielleicht gewagt hätte. Alles in allem war er an die zwanzig Kilosekunden in ihrer Gegenwart gewesen, und zwar bei Besprechungen, wo Reynolt für gewöhnlich am anderen Ende des Tisches saß. Sie kleidete sich immer einfach, abgesehen von diesem Silberhalsband, das unter ihre Bluse ging. Mit dem roten Haar und der bleichen Haut hätte die Frau Ritser Brughels Schwester sein können. Der physische Typus war in diesem Teil des Menschenraums selten und meist aus lokalen Mutationen hervorgegangen. Anne hätte dreißig Jahre alt sein können – oder bei wirklich guter medizinischer Versorgung ein paar Jahrhunderte. Auf verrückte, exotische Art war sie reizend. Körperlich reizend. Du also warst ein Hülsenmeister.
Reynolts Blick huschte hoch und nagelte ihn für einen Moment fest. »Gut. Sie sind hier, um mir die Einzelheiten über diese Orter zu erzählen.«
Pham nickte. Seltsam. Nach jenem kurzen Blick wandte sie die Augen von seinen. Sie beobachtete seine Lippen, seine Kehle. Es gab kein Mitempfinden, keine Kommunikation, doch Pham hatte das eisige Gefühl, dass sie alle seine Masken durchschaute.
»Gut. Welche Sensoren haben sie standardmäßig?«
Er murmelte sich durch die Antworten, täuschte Unkenntnis von Einzelheiten vor.
Reynolt schien es nicht übelzunehmen. Ihre Fragen stellte sie in einem gleichmäßig ruhigen, leicht abschätzigen Ton. Dann: »Das genügt nicht, um damit zu arbeiten. Ich brauche die Anleitungen.«
»Klar. Deswegen bin ich hier. Die kompletten Anleitungen sind in den Orterchips, verschlüsselt unterhalb von dem, was normale Techniker sehen dürfen.«
Wieder der lange, unstete Blick. »Wir haben nachgeschaut. Wir sehen sie nicht.«
Das war der gefährliche Teil. Im günstigsten Fall würden Nau und Brughel sich Trinlis Clownsmaske sehr genau ansehen. Im schlimmsten… Wenn sie begriffen, dass er Geheimnisse preisgab, die sogar hochrangige Waffenführer nicht kennen sollten, hätte er ernstlich Schwierigkeiten. Pham zeigte auf eine Datenbrille auf Reynolts Tisch. »Erlauben Sie«, sagte er.
Reynolt reagierte nicht auf seine Frivolität, doch sie setzte die Brille auf und erlaubte Gemeinbild-Darstellung. Pham fuhr fort: »Ich erinnere mich an den Passcode. Er ist allerdings lang…« – und die vollständige Version war auf seinen eigenen Körper geprägt, doch das sagte er nicht. Er versuchte es mit etlichen falschen Codes und verhielt sich
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