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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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selbstkritisch hinzu.
    "Nein, ich finde es großartig", versicherte ich schnell. Ich war froh, das Bild in der Praxis gelassen zu haben, wodurch es nicht dem Brand zum Opfer gefallen war. Suchend schaute ich mich im Atelier um. Das Portrait von Julia konnte ich nirgends entdecken, auch im Zimmer war es nicht mehr gewesen. "Ich habe es Julias Mutter mitgegeben", sagte Melissa auf meine Frage. "Sie war hier, um sich bei mir zu entschuldigen."
    Nun fragte ich der Vollständigkeit halber auch noch nach der Aster in Julias Haar. "Das war so ein Spaß zwischen uns", lachte Melissa. "Julia wechselte gern mal die Freunde, manchmal sogar mitten auf einer Party. Deshalb habe ich sie mit der Blume der Treulosen gemalt. Sie fand das komisch."
    So war das also gewesen. Man konnte sich nicht nur ein falsches Bild machen, man konnte Bilder auch falsch interpretieren.
    Als ich in der Praxis ankam, war Ruth schon da. Auf meinem Tisch stand eine schöne Bergpalme. "Ein kleines Geschenk zum Einzug in deine neue Wohnung", sagte Ruth. "Sie ist pflegeleicht und wird nicht zu groß." Ich freute mich sehr darüber, Grünpflanzen fehlten mir noch. Ich berichtete gleich von meinem Treffen mit Melissa. Ruth war ganz interessiert und wollte wissen, wie es ihr ging.
    "Eigentlich erstaunlich gut", sagte ich. "Natürlich leidet sie unter dem Aufsehen, das der Fall allgemein erregt hat. In den Medien wurde ja bereits groß darüber berichtet. Ständig muss sie irgendwelche Interviewanfragen abschmettern. Alle möglichen Leute, die sie früher gemieden haben, wollen plötzlich Kontakt mit ihr aufnehmen. Bei ihren Adoptiveltern und der Familie Wenger kann man das verstehen, sie wollen ihre Fehler wieder gutmachen. Aber auch ehemalige Mitschüler, mit denen Melissa damals kaum ein Wort gewechselt hat, behaupten nun, ihre engsten Freunde gewesen zu sein. An Peinlichkeit nicht zu übertreffen war jedoch das Auftauchen von Professor Tietze-Mühlberger. Der glaubte doch ernsthaft, die Beziehung zu Melissa nahtlos wiederaufnehmen zu können. Er wollte auch gleich ihre momentane Berühmtheit ausnutzen und eine Verkaufsaustellung ihrer Bilder organisieren. Anne sagte, er hätte Dollarzeichen in den Augen gehabt, als er davon sprach."
    "Und wie hat Melissa darauf reagiert?", fragte Ruth.
    "Sie hat ihn rausgeworfen."
    "Donnerwetter, die kleine Melissa wird erwachsen!"
    "Ja, das wird sie. Melissa konzentriert sich jetzt ganz auf die Menschen, die ihr wirklich wichtig sind. Sie hat während unseres Gesprächs gefühlte hundertmal meine Cousine und mein Onkel gesagt. Sie scheint sehr glücklich darüber zu sein, ein Stückchen Familie gefunden zu haben. Mit Anne versteht sie sich wirklich gut. Natürlich gibt es für beide viel aufzuarbeiten. Nicht nur Melissa, auch Anne hat um einen Termin gebeten. Ich glaube fast, den Onkel werde ich auch noch kennen lernen. Annes Vater wird die Firma verkaufen, die Zwillinge haben die Beziehung zu ihm abgebrochen, sie halten trotz allem zur Mutter. Er hat wirklich nichts gewusst und soll völlig fassungslos über die Abgründe sein, die sich da in der Familie aufgetan haben."
    "Da hast du also auf dem Wege hierher schon wieder Termine gemacht", staunte Ruth. "Dabei hättest du das wirklich nicht nötig. Schau mal her, das sind alles Anmeldungen von neuen Patienten, die ausdrücklich zu dir möchten." Sie beförderte einen beachtlichen Stapel beschriebener Karteikarten zutage. "Und das Besondere daran ist, dass es sich zum großen Teil um ungelöste Kriminalfälle handelt, bei denen man sich deine Hilfe erhofft."
    Ich hob abwehrend beide Hände. "Bloß das nicht! Ich will nicht die Miss Marple der Psychologie werden, das sagte ich doch bereits. Ein paar solide Routinefälle wären jetzt genau das Richtige. Angststörungen, Zwänge, von mir aus sogar Liebeskummer. Wie geht es übrigens Johannes? Hat er seine Enttäuschung bezüglich Melissa überwunden?"
    Ruth winkte ab. "Natürlich, so ernst war das nicht, eher eine kleine Schwärmerei. Er hat eine neue Mandantin, nämlich Anne Niemann. Sie wird die Klinik, in der sie so lange grundlos festgehalten wurde, auf Schmerzensgeld verklagen. Johannes meint, dieser Fall wäre genau sein Ding und er will sich jetzt auf Medizinrecht spezialisieren."
    "Da müssen wir ja noch sorgfältiger arbeiten als bisher", meinte ich.
    Dann war ich aber doch neugierig auf die Neuanmeldungen und griff nach der ersten Karteikarte. Bereits nach wenigen Sätzen schlugen mich die geschilderten Vorfälle in

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