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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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rund 1300 v. Chr.
     
    Kaby schob Sid ihren Nachschlag an Brot und Oliven hin, und als er seine buschigen Augenbrauen hob, nickte sie kurz zum Zeichen, daß sie schon wüßte, was sie tat. Sie stand auf und stellte sich gewissermaßen in Positur. Die Gespräche ringsum erstarben schnell, so gar die Turtelei zwischen Bruce und Lili. Kabys Gesicht und Stimme waren jetzt nicht mehr angespannt, aber auch noch nicht richtig gelöst.
    »Weh den Spinnen! Weh Kreta! Schlimm ist die Nachricht, die ich bringe. Nehmt sie hin mit der Kraft der Frauen. Als wir die Kanone aufgestellt hatten, hör te ich Algen zischen und brennen. Wir drei sprangen hinter die Felswand, sahen unsere eigene Kanone weiß wie Sonnenlicht werden – in einem Hitzestrahl der Schlangen. Ja, wir fürchteten zahlenmäßig unterlegen zu sein, und ich bediente mein Rufgerät.«
    Ich weiß nicht, wie sie das so elegant hinbekommt, aber sie schafft es – und dazu noch auf Englisch. Das heißt, wenn sie glaubt, etwas Wichtiges mitzuteilen zu haben, und vielleicht braucht sie ein wenig Zeit, um sich vorzubereiten.
    Beau behauptete, daß alle Alten ihr Denken nach genauen Kategorien ausrichten – so natürlich, wie wir ein passendes Wort wählen, aber ich bin mir da nicht sicher, wie gut die Sprachabteilung von Vicksburg wirklich ist. Obwohl ich nicht weiß, wieso ich mir über so etwas Gedanken machen soll, wo ich doch nur Kaby vor mir habe, die solche Sachen heraussprudelt.
    »Aber gestorben bin ich davon nicht, Kinder. Ich hatte noch immer Hoffnung, den griechischen Schiffen zu schaden, vielleicht mit der Hitzewaffe der Schlangen. Also versuchte ich sie schnell zu umgehen. Meine beiden Kameraden krochen neben mir – es sind nur Männchen, aber sie haben Mut. Bald erspähten wir die Angreifer. Es waren Schlangen, viele an der Zahl, in der schmutzigen Verkleidung von Kretern.«
    Ein unwilliges Murmeln wurde bei diesen Worten laut, denn unser verbissener Veränderungskrieg hat auch seine Regeln, wie man von den Soldaten hört. Da ich Gesellschafterin war, brauchte ich meine Meinung nicht kundzutun.
    »Sie sahen uns im gleichen Moment«, fuhr Kaby eilig fort, »und ließen eine gefährliche Salve auf uns los. Hitze- und Messerstrahlen fielen in einem Sturm aus Wind und Feuer rings um uns ein, und der Lunaner verlor einen Fühler im Kampf um Kretas dreifache Göttin. Also duckten wir uns hinter einem Sandhügel und bewegten uns bei unserer Flucht auf das Wasser zu. Was wir dort sahen, war fürchterlich; Kretas kühne Schiffe waren untergegangen oder sanken noch, der blaue Himmel war vom Qualm ihres Todes befleckt. Wieder einmal hatten die Griechen uns hereingelegt – mit Hilfe der schmierigen Schlangen.
    Ihre schwarzen Schiffe huschten wie schwarze Kä fer um unsere Wracks und nährten sich von ihrer Beute. Schmutz ist ihre Nahrung, und doch zehren sie in diesen Tagen von Helden. Am ruhigen, sonnenhellen Strand spürte ich einen Veränderungswind wehen, der tief in meinem Inneren Veränderungen bewirkte, ein Ziehen und Schmerzen, die zu einem Fremden gehörten. Die Hälfte meiner Erinnerungen verdoppelte sich, meine halbe Lebenslinie krümmte sich, zog sich zusammen, drei neue Kerben an meiner Schwerthand. Göttin, Göttin, Dreifache Göttin …«
    Ihre Stimme zitterte, und Sid streckte eine Hand aus, doch sie richtete sich auf.
    »Dreifache Göttin, gib mir den Mut, alle Geschehnisse zu berichten. Wir liefen ins Wasser in der Hoffnung, tauchend zu entkommen. Kaum waren wir unter der Oberfläche, als die Hitzestrahlen über uns ihr Ziel fanden und die ganze kühle Wasserfläche in ein dröhnendes weißes Inferno verwandelten. Aber wie ich schon sagte, ich hatte mein Funkgerät aktiviert, und eine Tür öffnete sich jetzt für uns, tief unter den tödlichen Dampfwolken. Wir tauchten wir erschreckte Elritzen hinein und nahmen dabei eine Menge Wasser mit.«
    Vor Chicagos Goldküste hatte Dave mir einmal eine Tauchstunde gegeben, und als ich mich jetzt daran erinnerte, vermochte ich mir Kabys Tür in den dunklen Tiefen deutlich vorzustellen.
    »Einen Augenblick lang war alles nur Chaos. Dann knallte die Tür hinter uns zu. Wir waren im letzten Augenblick aufgenommen worden – von einem Expreß-Raum unserer Spinnen! Knietief standen wir im Wasser, und es war weitaus enger als hier in der Stati on. Die Besatzung bestand aus einem Zauberer, einem al ten Knaben namens Benson-Carter. Er schaffte das Wasser schnell hinaus und gab über sein Rufgerät Bericht. Wir waren

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