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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Dreifache Göttin, nimm meine Milch schwärzesten Hasses! Rache werde den Schlangen, süße Rache in Nordägypten für deine Insel Kreta, Göttin! – und ein Sieg für die Spinnen. Göttin, Göttin – wir schaffen’s!«
    Das Brüllen, bei dessen Klang ich am liebsten die Schultern hochgezogen hätte, um meine Ohren zu verschließen, kam nicht von Kaby – sie hatte ihr Verslein aufgesagt –, sondern von Sid. Er war so rot im Gesicht, daß ich ihn gern daran erinnert hätte, wie leicht es ist, an hohem Blutdruck zu sterben, leicht wie der Tod in der Veränderungswelt.
    »Mir einen Einsatz anzuhängen! Bei den Geistern, ich dulde es nicht! Nächstens kommen Befehle noch aus Feldlazaretten! Kabysia Labrys, du bist verrückt, mir das vorzutragen! Und was soll das Gerede von Schlössern, Uhren und Totenköpfen, von Knöpfen und Schlangen? Das Gebrabbel, das Durcheinander, der Hokuspokus! Und wo ist diese Waffe, von der du prahlst? In dieser verruchten Bronzetruhe, nehme ich an.«
    Sie nickte, wobei sie ihn ausdruckslos und fast ein wenig scheu ansah, als die poetische Wut von ihr wich. Ihre Antwort tönte wie ein nachhallendes Echo:
    »Es ist nur eine winzige taktische Atombombe.«

Nachdem etwa 0,1 Millisekunde (ein Zehntausendstel einer Sekunde) vergangen ist, beträgt der Radius des Feuerballs etwa dreizehn Meter, und die Temperatur liegt in der Gegend von 300000 Grad Celsius. In diesem Augenblick ist die Helligkeit, aus einer Entfernung von 100 Kilometern beobachtet, rund hundertmal so groß wie die der Sonne, von der Erdoberfläche aus gesehen … der Feuerball dehnt sich sehr schnell auf seinen Maximalradius von 130 Metern aus – in weniger als einer Sekunde nach der Explosion.
    Los Alamos
     
7
Zeit zum Nachdenken
     
    Mann, das genügte, um alle außer Kaby und die beiden AIs zum Durcheinanderbrüllen zu bringen – ich eingeschlossen. Es mag seltsam erscheinen, daß erfahrene Veränderungsweltler, die durch Raum und Zeit sausen und sich außerhalb des Kosmos herumtreiben und zumindest vom Hörensagen über Waffen Bescheid wissen, die eine Milliarde Jahre später entstanden sind, wie etwa die Geisterbombe; daß solche Leute in Panik geraten, nur weil sie mit einem kleinen primitiven Dingelchen aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts zusammen eingeschlossen sind. Naja, denen ist eben genauso zumute wie Atomwissenschaftlern, de nen plötzlich ein Bengaltiger ins Labor gebracht würde – nicht mehr und nicht weniger verängstigt.
    In Physik bin ich eine ziemliche Niete, aber ich weiß doch, daß der Feuerball größer ist als die Station. Vergessen Sie nicht, daß wir außer der Bombe vor kurzem eine Reihe anderer Ängste serviert bekommen hatten, auf die wir uns noch nicht einstellen konnten, besonders die Sache mit den Schlangen, die es gelernt hatten, sich an unsere Stationen heranzumachen, die Versorger zerschmelzen zu lassen und die ganzen Gebilde zum Einsturz zu bringen. Ganz zu schweigen von dem allgemeinen Eindruck – zuerst St. Petersburg, dann Kreta –, daß sich der Veränderungskrieg zuungunsten der Spinnen entwickelte.
    Und doch war ich in einem freien Winkelchen meines Gehirns schockiert darüber, wie sehr wir alle in Panik gerieten. Das bestätigte mir etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel: daß wir nämlich alle so ziemlich im selben Zustand waren wie Doc, nur daß unser Ausweg nicht die Flasche war.
    Und hatten wir auch unsere Trinkgewohnheiten letzthin so im Griff gehabt wie früher?
    Maud brüllte: »Werft sie über Bord!« und löste sich von ihrem Satyr und lief zur Bronzetruhe hinüber. Beau, der daran dachte, was die anderen im Expreß-Raum hatten tun wollen, als es bereits zu spät war, zischte: »Herrschaften, wir müssen introvertieren!«, sprang über die Klavierbank und hielt auf den Kon trolldiwan zu. Erich unterstützte ihn mit einem bleichen »Gott im Himmel, ja!«, neben der schmollenden, vergessenen Gräfin sitzend, die den schlanken Stiel eines leeren, rotgefleckten Weinglases hielt.
    Etwas protestierte in meinem Gehirn, denn eine Station zu introvertieren ist schlimmer als sich einzuigeln. Der Vorgang soll nicht nur die Tür fest schließen, sondern sie auch abdichten, so daß nicht einmal die Ver änderungswinde hindurchkommen – so wird die Stati on ganz vom Kosmos gelöst.
    Ich habe noch mit keinem gesprochen, der aus einer introvertiert gewesenen Station kam.
    Markus stieß Phryne von seinem Schoß und lief hinter Maud her. Das griechische Geistermädchen,

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