Eine tolle Zeit
Signallicht am Hauptversor ger, und in der Leere vor Sid und Beau begann sich die Tür zu verdunkeln, und ich spürte den harten Stoß der Veränderungswinde, und mein Herz setzte einige Schläge lang aus, und als ich wieder hinsah, waren drei Soldaten aus dem Kosmos in die Station getreten, wobei sie mit den ersten drei Schritten, als sie Zeit und Gewicht veränderten, besonders schwer aufkamen.
Sie waren als Husarenoffiziere gekleidet, wie man uns angekündigt hatte, und – gelobt sei Bonny Djö – ich erkannte in dem ersten Erich, meinen lieben klei nen Kommandanten, den Stolz der von Hohenwalds und Schrecken der Schlangen. Hinter ihm stand irgend so ein hartgesichtiger Römer, und neben Erich – ihn mit der Schulter anstoßend, als sie nun vortraten –, entdeckte ich einen Neuen, blond, mit einem Gesicht wie ein griechischer Gott, der eben durch eine christliche Hölle gegangen ist.
Sie trugen identische schwarze Uniformen – Tschakos, pelzbesetzte Mäntel, Stiefel und so weiter – mit weißen Schädelemblemen auf den Tschakos. Der einzige Unterschied zwischen ihnen bestand darin, daß Erich ein Rufgerät am Handgelenk hatte und der Neue links einen schwarzen Handschuh trug und das Gegenstück damit umfaßte, während seine rechte Hand wie die Erichs und des Römers unbekleidet war.
»Ihr habt es geschafft, meine lieben Freunde!« dröhnte Sid ihnen entgegen, und Beau ließ ein Lächeln aufflackern und murmelte irgend etwas Höfliches, und Maud begann zu rufen: »Macht die Tür zu!«, und die Neue äffte sie nach, und ich fiel ebenfalls ein, denn die Veränderungswinde blasen wie verrückt, wenn die Tür offensteht, obwohl sie sich nie fest genug schließen läßt, um ein Durchsickern ganz zu verhindern.
»Macht sie zu, ehe sie uns Falten in die Gesichter bläst!« rief Maud in ihrer Scherzstimme, um das Eis zu brechen. In dem engen, knielangen Kittel, den sie der Neuen abgeschaut hatte, wirkte sie wie ein dürrer Tee nager.
Aber die drei Soldaten achteten nicht auf sie. Der Römer – mir fiel ein, daß er Markus hieß – stolperte mit steifen Beinen vorwärts, als stimmte mit seinen Augen etwas nicht, während sich Erich und der Neue anbrüllten, wobei es um einen Jungen und um Einstein und um einen Sommerpalast und einen verdammten Handschuh und um die Schlangen ging, die St. Petersburg als Falle geplant hätten. Erich zeigte jenes angespannte, sadistische Lächeln, das er immer hat, wenn er mich schlagen möchte.
Der Neue war fürchterlich in Wut. »Warum hast du uns so schnell zurückgenommen? Wir haben bei unserem Galopp den ganzen Newski-Prospekt in Stücke zerdonnert.«
»Hast du denn ihre Lähmpistolen nicht gespürt, Dummkopf , als sie die Falle zuschnappen ließen – Gott sei Dank viel zu früh?« wollte Erich wissen.
»Schon«, sagte der Neue. »Aber das reichte ja nicht mal, um eine Katze zu lähmen. Warum hast du uns nicht kämpfen lassen?«
»Halt den Mund. Ich bin dein Anführer. Ich zeige dir den Kampf schon noch!«
»O nein. Du bist ein schmutziger Nazifeigling.«
»Weibischer Engländer!«
»Schlange!«
Der Blonde verstand ausreichend Deutsch, um den letzten Ausruf zu verstehen. Er warf seinen zobelbesetzten Mantel zurück, um seinen Schwertarm freizumachen, und ging auf Abstand von Erich, was ihn mit Beau in Kollision brachte. Beim ersten Anzeichen der Auseinandersetzung war Beau schnell und stumm wie eine – nein, dieses Wort gebrauche ich nicht – vom Diwan aufgestanden und zu den Streithähnen hinübergeglitten.
»Sirs, Sie vergessen sich!« sagte er heftig, aus dem Gleichgewicht gebracht, am erhobenen Arm des Neuen Halt suchend. »Sie sind hier in Sidney Lessinghams’ Gesellschafts- und Erholungsstation. Wir haben Damen …«
Mit verächtlichem Schnauben stieß der Neue ihn zur Seite und griff mit der bloßen Hand nach seinem Säbel. Beau taumelte gegen den Diwan, der ihn an den Schienbeinen bremste, so daß er vornüber in Richtung Versorger fiel. Sid zerrte die Geräte aus dem Weg, als handele es sich um zwei Strandradios – in der Station ist nichts festgenagelt – und hatte sie längst auf dem Kaffeetisch stehen, als Beau den Boden berührte. Inzwischen hatte auch Erich seinen Säbel gezogen, den ersten wilden Hieb des Neuen pariert und bereits einen Gegenangriff gestartet, und ich hörte das Kreischen von Stahl und Schnurren seines Stiefels auf dem diamantbesetzten Boden.
Beau rollte herum und rappelte sich auf, wobei er zugleich aus den Falten seiner
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