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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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möglich, sich dem zu entziehen. Dennoch haben wir dank unserer persönlichen Realität die Möglichkeit, eine gemeinsame Realität entstehen zu lassen und sie zu teilen und zu verbreiten. Manche Menschen nennen das Gesellschaft: Es ist der Raum, wo wir uns wiederfinden können, der Raum, den wir erbaut haben, indem wir uns gegenseitig zähmten und uns kennen und respektieren lernten.
    Es ist ein Raum, wo wir versuchen, in Harmonie mit den anderen und ohne Konflikte zu leben. Es ist der Raum, der Alexandre solche Angst macht, der Raum, in dem sich unsere Ähnlichkeiten ansammeln. Wir erbauen diesen Raum dank unserer wahren Selbstkenntnis, aber auch dank einer tiefgehenden Kenntnis der anderen. Wenn wir erwarten, dass ein anderer unsere eigen Realität anerkennt, müssen wir auch seine respektieren. Ohne diese Anerkenntnis der Andersartigkeit und der Verschiedenheit unseres Gegenübers würden wir uns nur mit Misstrauen begegnen und müssten uns auf oberflächliche Beziehungen beschränken.
    Genau das bedeutet für mich die menschliche Identität. Es ist der Raum voller Harmonie, wo man sich mit dem anderen zu Hause fühlt. Wo man sich in dem anderen dank seiner Andersartigkeit erkennt, denn sie wird durch Identität geschaffen. Es ist der kleinste gemeinsame Nenner, der uns allen eigen ist. Es ist unsere Vereinbarung, unser Konsens, um uns wohl zu fühlen, unser Gleichgewicht.
    Und das wünsche ich mir für die gesamte Menschheit. Ich sage nicht, dass ich es erschaffen will, denn ich glaube kaum, dass ein einziges Leben dafür genügt.
    Ich möchte die Gleichheiten der Menschen erkunden. Ich möchte ihnen eröffnen, was sie verbindet und was sie eint, ohne an das zu rühren, was sie bleiben möchten oder werden wollen. Dazu dient das Referendum. Es soll erfassen, Bewusstsein durchleuchten und Realitäten entdecken. Ich möchte die Identität des Menschenstammes entdecken und sein Schicksal entziffern.«
    Leuchtende Augen. Ich bin erleichtert.
    »Ganz ehrlich, Thomas, deine Idee da vorhin … Ich verstehe gar nicht, warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Die Problematik der Kulturen hat mich schon immer gestört, und du hast mir endlich die Erleuchtung verschafft. Das Projekt zunächst nur in der EU durchzuführen bedeutet, einen Schritt zurückzugehen, um besser Anlauf nehmen zu können. Klein anfangen, niemandem auf den Schlips treten, aber sich bemerkbar machen.
    In der Auseinandersetzung des heutigen Abends ging es um Idealismus kontra Vorsicht. Zwar hat die Vorsicht gewonnen, aber das bedeutet nicht den geringsten Verlust für den Idealismus. Und das ist gut so. Allerdings haben weder Nasr noch Hanke und Jan gesprochen. In einer halben Stunde beginnt der Karneval. Sind wir vorwärts gekommen …?«

Marcus Hammerschmitt
    Mit der vorangegangenen Geschichte haben wir, scheint es, wieder den Weg zurück in die Gegenwart, zurück in unsere Realität angetreten.
    In dieser Realität ist der Name Marcus Hammerschmitt ein Synonym für literarisch anspruchsvolle Science-Fiction. Jeder weiß das, mit Ausnahme derjenigen, die hier zu Lande bestimmen, was Literatur ist und was nicht – ein Manko, von dem Hammerschmitt sich allenfalls zu ätzendem Spott bewegen lässt, nicht aber dazu, von der Science-Fiction zu lassen, denn in seinen Augen ist »nur sie in der Lage, die technologische Entwicklung, ihre falschen Versprechungen und Mythen einerseits zu antizipieren und andererseits kritisch zu reflektieren«.
    Geboren 1967 in Saarbrücken, studierte Marcus Hammerschmitt in Tübingen Philosophie und Germanistik und erlangte 1993 den Magistergrad mit einer Arbeit über Theodor Adornos ›Minima Moralis‹. In Tübingen lebt er auch heute noch, mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, und zwar seit 1994 als freier Schriftsteller.
    Seine ersten Veröffentlichungen erschienen, durchaus angemessen, in der ›Fantastischen Bibliothek‹ des Suhrkamp-Verlages. Es begann 1995 mit Der Glasmensch, einer Sammlung von SF-Erzählungen, von denen eine sofort den Deutschen Science Fiction-Preis gewann. Es folgte 1997 Wind, zwei kurze Romane in einem Band, und schließlich 1998 der Roman Target, der 1999 im Rahmen einer Kassette mit Werken namhafter SF-Autoren noch einmal aufgelegt wurde und dort nun neben Romanen von Stanislaw Lem, H.P. Lovecraft, J.G. Ballard und den Brüdern Strugatzki steht. Danach trennte Marcus Hammerschmitt sich jedoch von Suhrkamp und wechselte zu dem jungen, aber rührigen Hamburger Argument-Verlag. 2000

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