Eine Trillion Euro
brauche die gebeutelte Dritte Welt mit ihrer notorischen Strukturschwäche mehr als sofort einsetzbare industrielle Kapazitäten, die zudem noch modular den Bedürfnissen vor Ort angepasst werden konnten? Man würde uns das Zeug nur so aus den Händen reißen, würde man. Und der ethische Mehrwert sowieso: Wer die Portatech unterstütze, unterstütze letztendlich die Dritte Welt. Gleichzeitig was gegen die eigene Armut und die der Neger tun. Prima Sache. Nur die Entwicklung zur Serienreife, die stünde noch aus. Nächste Vorführung eines Prototypen für Interessierte: Kinzighofen/Bayern, 12.5. 14.00 bei der Firma Ludwig Logistik, Innenhof.
Rüdiger war gleich misstrauisch. Was Wunder: Als geborener Schmarotzer roch er seine Artgenossen kilometerweit gegen den Wind.
»Die wollen dich abneppen«, sagte er sofort. »Kinzighofen, das ist ja selber Dritte Welt. Das ist ein Schwindel, jede Wette. Mini-Fabriken. Hab ich noch nie was von gehört. Ich lese regelmäßig den Economist, die Financial Times und die Financial Times Deutschland. Ein Marxist braucht diese Infos. Stand nichts von Mini-Fabriken drin. Würd ich nicht machen.«
»Du hast nur Angst, dass ich pleite geh und du mich nicht mehr melken kannst, du Penner.«
»Oder so«, sagte Rüdiger und grinste. Ich hätte auf dieses Grinsen besser Acht geben sollen.
Ich fuhr nach Kinzighofen.
Das war vielleicht eine Show. Ziemlich windig an dem Tag. Dem Oberclown (›Dr. Eberhard‹) flogen einmal die Papiere weg, und er musste ihnen hinterherspringen. Machte aber nichts. War eher human touch. Ansonsten lief alles perfekt. Die Containerfabrik, die mit ihren 12 Metern Länge und 3,30 Metern Höhe überhaupt nicht so sehr Mini und tragbar aussah, war auf das Anfertigen von Wassereimern spezialisiert. Wassereimer aus Aluminium.
»Jetzt stellen Sie sich mal vor«, sagte der gutangezogene Containerfabrikenfachverkäufer, »was in Afrika das dringendste Problem ist? Na?«
Die hoffnungsvollen Investoren, darunter ich, glotzten blöd.
»Die Sonne?«, wagte sich einer vor, und die anderen lachten. Wie in der Schule.
»Gar nicht so falsch«, schmunzelte der gut gekleidete und gut aussehende Doktor. »Aber doch nur mittelbar. Unmittelbar ist es oft so, dass Wasser vorhanden ist, das nicht von der Sonne verbraten wird, aber nur schwer zu den Menschen kommt, die es brauchen. Fließend Wasser? Kanalisation? Können Sie vergessen. Und dann haben die Afrikaner ein Problem. Da gibt es diese Quelle, anderthalb Stunden zu Fuß entfernt. Aber wenn ich nur eine halb angebrochene Kalebasse habe oder einen löcherigen Lederschlauch, was mache ich da? Ein Eimer, ja das wäre was. Ein richtiger schöner Eimer mit Deckel, damit nicht gleich alles verdunstet. Und wo kriegt der Afrikaner seinen Eimer her? Ab heute von uns!«
Dr. Eberhard öffnete eine Klappe an der Vorderseite des Containers, vor dem wir herumstanden wie die Ölgötzen, und ein paar leuchtende Knöpfe kamen zum Vorschein. Sehr beeindruckend. Eberhard drückte den größten, und es begann elektrisch zu summen und zu brummen, dass es eine Pracht war. »Oh« und »Ah« rings um mich her.
»Kommen Sie«, sagte Eberhard, »kommen Sie mit!«
Und er führte uns an der Flanke des Containers entlang zu einer Art Fenster, das man in die Blechwand hineingeschnitten hatte. Dort ging einiges vor. Man hörte hydraulisches Zischen, Achsen beförderten sichtbar glänzendes Aluminiumblech, Manometerskalen zuckten, der Boden bebte leicht unter den Erschütterungen von Druckpressen. Es war ein bisschen wie bei der Sendung mit der Maus.
»Was Sie hier sehen, ist hochintegrierte Fertigungstechnik der neuesten Generation. Unsere Ingenieure haben ganze Arbeit geleistet, um Standardverfahren so zu minimieren, dass sie prozessorientiert genau in das Gesamtkonzept hineinpassen – holistic engineering, wenn Sie verstehen, was ich meine. Small ist beautiful – das ist unser Motto.«
Er redete nur Müll, das fiel mir als Maschinenbauer schon auf, aber ich dachte, das ist halt das übliche Marketingdeutsch, das kann man auch in Werbebroschüren von Daimler-Chrysler lesen, und wer würde schon an den Produkten von Daimler-Chrysler zweifeln? Keiner kam auf die Idee, Eberhard zu fragen, warum wir nur einen kleinen Teil des Fertigungsprozesses zu sehen bekamen und nicht die ganze Anlage. Waren wohl alles Fans von der Sendung mit der Maus. Da zeigen sie ja auch nicht die ganze Fabrik, sondern nur die Zwischenschritte.
»Und hier«, sagte er, als
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