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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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in Box achtdreizwei herunterzubeten. Die meisten lagen weit über dem aktuellen Referenzkurs. Irgendwann in der Mitte erreichte ein etwa sechzigjähriger Mann, der auch schon zwei Warnungen auf seinem Konto hatte, einen Wert, der lediglich vier Tausendstel über dem Eurokurs lag. Als der Digitalanzeiger des Quotierungsrads knapp oberhalb des Eurokurses stehen blieb, sah Laïra, wie sich die Fingerknöchel des Mannes weiß verfärbten. Ein Zucken lief durch seinen Körper.
    »Puh! Das war ganz schön knapp«, rief Smeet. Sie sah die Sensationslust in seinen Augen glitzern; er hatte offensichtlich darauf gehofft, heute einem Vollzug beiwohnen zu können. Seine Aufregung löste auch bei ihr einen Adrenalinschub aus. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und studierte die Kurvenwerte der benachbarten Box auf der Konsole eines Kontrolleurs. Es gab noch zwei weitere Personen, die bereits eine zweite Warnung erhalten hatten. Ein magerer Mann von höchstens fünfunddreißig Jahren und eine ältere Frau um die sechzig auf den Sitzen fünfundachtzig und siebenundneunzig.
    Der Mann sah sich mit kühlem Blick um, als interessierte ihn das alles überhaupt nicht, die Frau dagegen saß totenstill auf ihrem Sitz und starrte die Konsole an.
    Smeet stand plötzlich vor Laïra und versperrte ihr den Blick auf die andere Box.
    »Hast du dich eigentlich noch nie gefragt, warum die Quotierung nicht schon zu Beginn des Lebens durchgeführt wird?«
    Sie lehnte sich ein wenig zur Seite, um Sitz fünfundachtzig wieder ins Blickfeld zu bekommen, aber Smeet bewegte sich mit ihr. Sie hatte schon einige Male mit Hinrik über das diskutiert, was Smeet gerade angesprochen hatte. Zum wiederholten Male wurde ihr bewusst, dass sie bei solchen Themen nie zu einer abschließenden Meinung gelangte. Sie wartete stets ab, ob sie nicht noch mehr in Erfahrung bringen konnte.
    »Die Jugend hat eben schon immer ein besonderes Vorrecht genossen«, erwiderte sie verhalten. »Die regulierende Behörde hat nun einmal beschlossen, dass die Freiheit am Anfang und die Gebundenheit am Ende des Lebens stehen. Mit dieser Festlegung kann ich mich durchaus zufrieden geben.«
    Sie erinnerte sich an ihre Gespräche mit Hinrik über das Thema und stellte fest, dass sie eigentlich nur seine Ansicht nachgebetet hatte. Smeet nickte bedächtig.
    »Eine durchaus legitime Einstellung. Ich denke allerdings anders darüber. Ich sehe das Hauptproblem darin, dass wir die erste Phase unbewusst durchleben, die spätere jedoch bei vollem Bewusstsein erfahren, mit all den schmerzhaften Konsequenzen …«
    Er unterstrich diese Worte mit kurzen, entschiedenen Gesten.
    »… die sich ja zum Glück nur auf einen kurzen Moment beschränken.«
    Laïra bewunderte Smeet. Worte wie ›schneidig‹ und ›tüchtig‹ gingen ihr durch den Sinn. Der Mann hatte lange nachgedacht und sich eine klare persönliche Meinung gebildet. Ihr war das noch nie gelungen, sie konnte endlos über ein Thema nachdenken, ohne dabei auch nur annähernd einen eigenen Standpunkt zu finden.
    »Der Augenblick des Seins oder Nichtseins dauert lediglich eine Sekunde«, sagte sie und hasste im gleichen Moment ihren eigenen beschwichtigenden Ton.
    »Meine abweichende Ansicht hat mich viele Punkte gekostet«, fuhr Smeet fort, als hätte er sie gar nicht gehört. »Ich muss mich bei meiner Arbeit ganz schön ins Zeug legen, um das wieder auszugleichen.«
    Erstaunt begriff Laïra, dass Smeets Quote näher am derzeitigen Kurs war, als sie vermutet hatte. Sie war in den vorhergehenden Jahren zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen und hatte daher keine Ahnung gehabt, wie es um ihre Boxnachbarn bestellt war. Seltsamerweise tröstete es sie sogar ein wenig. Er war somit ein Schicksalsgefährte! Einmal mehr bedauerte sie, dass sie die Kurswerte der Boxnachbarn von ihrer Konsole aus nicht sehen konnte. Wenn eine Kurve sehr stark abgefallen war, wurde ein Vollzug manchmal direkt ausgeführt, ohne dass zuvor noch eine erste oder zweite Warnung ausgesprochen wurde. So weit ihr bekannt war, hatte Smeet bisher noch keine Warnung erhalten.
    Smeet fuhr verträumt fort: »Außerdem zweifle ich daran, dass der Palast der Menschheit wirklich existiert. Das hat mich einen guten Teil meiner Quote gekostet. Ich glaube sogar …«
    »Sitz vierundachtzig«, dröhnte der Com. Laïra trat beiseite und konnte die andere Box wieder sehen. Smeet hielt abrupt inne und drehte sich um. Die junge Frau, die in diesem Augenblick ausgewertet wurde, sah

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