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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Vermutlich einen 73er-Wert.
    »Effizienz …«
    Verging die Zeit langsamer? Es wirkte beinahe, als zögerte die Stimme.
    »71.879.«
    Das reichte nicht!
    »Vollzug.«
    Brandgeruch drang ihr in die Nase. Sie wartete auf den lange gefürchteten Augenblick, in dem ihr das Blut aus dem Körper gesogen würde. Seltsamerweise war sie völlig ruhig. Im selben, ewigwährenden Moment sah sie den roten Draht kurz aufglühen.
    Warum geschah nichts?
    In diesem Augenblick klappte die Falltür unter ihrem Sitz herunter, und sie sauste abwärts. In weiter Ferne hörte sie jemanden überrascht aufschreien. Ob das Smeet gewesen war?
    Sie war noch am Leben! Wie war das möglich? Langsam öffnete sie ihre Augen. Ihr Sitz raste quietschend ein Gleis in einem dunklen Tunnel entlang. In einiger Entfernung erkannte sie vor einem grün erleuchteten Hintergrund weitere Sitze, in denen leblose Körper saßen. Sie versuchte sich auszumalen, was nun geschehen würde. Immer noch waren ihre Pulsbänder fest geschlossen. Wann wurden eigentlich die Körper desintegriert und zu Bausteinen zermahlen? Panik brach wie eine Flutwelle über Laïra herein: Sie würde lebend zermahlen werden!
    Mit gedämpftem Aufprall wurde sie gegen ihren Vorgänger geschleudert, den Mann von Sitz fünfundachtzig aus Box achtdreizwei. Langsam glitt sie in eine kleine Halle, eine Art Bahnsteig voller blinkender Apparaturen, wo ein Mann im weißen Anzug damit beschäftigt war, die Sitze zu kontrollieren.
    Was sollte sie nun tun? Sie zerrte an ihren Pulsbändern, aber die gaben keinen Millimeter nach.
    Der Mann untersuchte ihren Vorgänger und ging weiter. Dann traf sein Blick auf Laïra, und er machte einen großen Schritt auf sie zu.
    »Hinrik?«, wisperte Laïra ungläubig.
    Ihr Ehepartner holte einen kleinen, schwarzen Apparat hervor, den er gegen beide Pulsbänder presste. Sie öffneten sich mit einem scharfen Klicken. Anschließend befreite er sie von den Nanotroden.
    »Komm, beeil dich«, zischte er ihr zu.
    Alles passierte viel zu schnell. Laïra hatte gar keine Zeit, wirklich zu begreifen, was da geschah. Vor ihrem geistigen Auge sah sie für einen Augenblick wieder den roten Draht. Das war Hinriks Werk gewesen.
    Wie ein Roboter stieg sie aus ihrem Sitz. Ihre Muskeln schmerzten, aber darauf achtete sie jetzt nicht. Hinrik verschwand rasch in einer Nische und kehrte unmittelbar darauf mit dem leblosen Körper einer Frau zurück. Ihr Gesicht kam Laïra bekannt vor. Und plötzlich erkannte sie die Tote: Es war die Frau, die in ihrer Box gefehlt hatte! Hinrik setzte den Leichnam in Laïras Sitz. Die Pulsbänder schnappten wieder ein, und der Sitz geriet in Bewegung.
    Dann ergriff Hinrik sie beim Handgelenk und zog sie in die Nische. Gerade noch rechtzeitig, denn auf der anderen Seite der Schienen erschien eine zweite weiß gekleidete Gestalt. Hinrik legte den rechten Zeigefinger an die Lippen. In seinen Augen spiegelte sich eine ganze Reihe von Gefühlen: Angst, Hoffnung, Befriedigung und auch aufflackernde Wut.
    Nach einiger Zeit schaute er vorsichtig um die Ecke.
    »Er ist weg«, flüsterte er. »Komm.«
    Sie wollte ihn etwas fragen, aber Hinrik drückte seine Hand auf ihren Mund.
    »Sei still, bis ich dir sage, dass du reden kannst.«
    In den nächsten Stunden irrten sie durch Gänge, Tunnel, Arbeitsräume und mussten sich einige Male vor den Wachen verstecken. Schließlich gelangten sie in eine riesige Halle, in der die Körper der Toten desintegriert und zu Bausteinen verarbeitet wurden.
    Die rosaroten Quader wurden von einem Greifarm in halb offene Kapseln geladen, die sich automatisch schlossen und in Richtung eines Tunneleingangs bewegten.
    »Das ist unsere einzige Chance zu überleben«, flüsterte Hinrik heiser. Er tauchte unter dem Greifarm hindurch und begann damit, eine Kapsel auszuräumen.
    »Schnell, leg dich hier hinein. Versuch so ruhig wie möglich zu atmen. Ich glaube, dass die Luft bis zum Palast reichen müsste. Ich nehme die nächste Kapsel. Hab keine Angst wegen der Beschleunigungskräfte.«
    Sie machte sich so klein wie möglich und versuchte, ihre Atmung in den Griff zu bekommen. Die Kapsel ruckte viermal, klickte laut, und Laïra spürte, wie sie sich bewegte. Bald darauf begannen die Beschleunigungskräfte an ihrem Körper zu zerren. In ihrem Innersten machte sich Panik breit. Mit äußerster geistiger Anstrengung gelang es ihr, die Angst zu unterdrücken. Das hätte ihrer Quote da oben ganz schön Selbstkontrolle-Punkte eingebracht, dachte

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