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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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nachgedacht. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie er durch seine antiken Brillengläser auf ihren Sitz starrte. Was konnte er damit gemeint haben? Wusste er etwa, dass sie diesmal mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf sterben würde? War ihm klar geworden, dass im Augenblick des Sein oder Nichtseins die Karten nicht zu ihren Gunsten gemischt waren?
    Laïra betrat das Gebäude und berührte mit dem Daumen die ID-Platte, die außer dem Abdruck auch gleichzeitig ihre DNA überprüfte.
    »Ana Laïra Jermina von Fuchs, neunundsiebzighundertfünfzehn Tage, drei Stunden, zwölf Minuten und sechzehn Sekunden«, sagte der Com. »Box achtdreidrei, Quotensitz dreiachtsechsfünfünfdreizweivier His.«
    Laïra stellte sich auf das Fließband, das sie zu ihrem Sitz brachte. Mit unabwendbarer, träger Gleichmäßigkeit wurde sie ihrem Schicksal entgegengetragen. Der Weg in ihre Ungewisse Zukunft schien plötzlich in einen bodenlosen Abgrund zu führen.
    Ihre Box in der Quotierungsarena hatte sich schon zu etwa drei Vierteln gefüllt. Das Quotierungsrad drehte sich auf vollen Touren, wie es das zu jeder Tages- und Nachtzeit tat. Box achtdreidrei war erst in einer halben Stunde an der Reihe. Laïra fiel auf, dass die Menschen um sie herum ganz entspannt wirkten. Der Jahrestag schien für sie eine völlig beiläufige Angelegenheit zu sein, eine Art notwendiges Übel wie ein Zahnarzttermin. Ihre Gestik und Mimik verrieten die Gewissheit, dass ihr Leben eine Zukunft hatte. Laïra wischte sich ihre schwarzen Locken aus der schweißbedeckten Stirn und musterte ihre Schicksalsgefährten. All ihre Muskeln fühlten sich hart, steif und verspannt an, und sie spürte die unsichtbaren Walzen schwerer Kopfschmerzen auf sie zurollen.
    »Ah, Laïra, heute ist es mal wieder so weit.«
    Das grinsende Gesicht von Smeet, ihrem Tagesgefährten und Boxnachbarn, geriet in ihr Blickfeld. Smeet war ein gesetzter Vierziger, und auch er trug das irritierende Selbstvertrauen eines Menschen zur Schau, dessen Quotierungskurve weit über der Kursgrenze lag. Sie erinnerte sich, dass er ein Nanobiologe war, der einige bekannte und allseits hoch geschätzte Publikationen veröffentlicht hatte.
    Er hielt ihr seine auffällig kleine rechte Hand hin, die sie widerwillig mit ihrer schlanken, verschwitzten Hand ergriff. Er blickte sie überrascht an.
    »So aufgeregt?«
    Laïra wollte abwiegeln, aber schon war ihr ein heiseres »Ja« entschlüpft.
    »Aber warum denn?«, hakte Smeet mit echter Verblüffung nach. »Du bist doch eine junge, vielversprechende Schauspielerin. Dein Name ist in ganz Eurwest ein Begriff, und du hast in den letzten Monaten einige bedeutende Rollen gespielt. Durch die Satellitenübertragungen ist dein Ruf sogar ansatzweise in die Staaten auf der anderen Seite des Ozeans vorgedrungen.«
    »Aber Ruhm fügt meiner Quotierung nicht besonders viele Punkte und Prozente hinzu«, erwiderte Laura. Merkwürdigerweise schien ihre Nervosität ein wenig nachzulassen. »Auf anderen Gebieten habe ich mich überhaupt nicht vorwärts entwickelt. Koordination und ökonomische Werte wie Effizienz zählen bei Schauspielern häufig zu den Schwachpunkten, und meine Emo-Bilanz ist meines Erachtens in den letzten Wochen stark gesunken. Von meiner Empathiefähigkeit ganz zu schweigen.«
    Smeet runzelte besorgt die Stirn.
    »Ich wusste nicht, dass es dir so schlecht geht. Hast du denn wenigstens Glück mit deinem Vertrag?«
    Er meinte ihre Ehe mit Hinrik, wartete jedoch die Antwort nicht ab und brummte: »Wird schon irgendwie hinhauen.«
    »Ich fürchte nicht«, antwortete Laura deutlicher als beabsichtigt. »Ich habe schon zwei War …«
    Sie brach abrupt ab. Eine Offenlegung von Einzelheiten der eigenen Kursquotierung zog eine drastische Punkt- und Prozenteinbuße nach sich. Smeets Blick verriet jedoch, dass er verstanden hatte, was sie sagen wollte.
    »Die Arena ist neutrales Gebiet«, setzte er rasch hinzu. »Hier bleibt dein Kurs unverändert.«
    »Box achtdreizwei«, meldete der Com. »Dreißig Sekunden.«
    Sie sahen, wie die hundert Aufgerufenen in der benachbarten Box Platz nahmen und sich mit den haarfeinen Nanotroden an die Konsole ankoppelten. Die Pulsbänder schlossen sich automatisch mit einem scharfen Klicken. Hier und dort bemerkte Laïra zuckende Augenlider, zitternde Finger und nervöse Gesten. Sie war also doch nicht der einzige unsichere Mensch in der ganzen Arena.
    Ein lauter Gongschlag ertönte.
    Der Com begann damit, die Kurvenverläufe der Menschen

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