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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Aibo und Amber Li, die wiederum für hitzige Regierungsdebatten sorgten. Gewissen Leuten konnte man es eben nie recht machen. Die Sammler waren intelligente Satelliten; autonome, lernfähige Schrott-Kollektoren, die seit acht Jahren für das Großreinemachen im Orbit verantwortlich waren. Sie konnten selbstständig handeln, vermochten zwischen aktiven künstlichen Trabanten und Weltraummüll zu unterscheiden, letzteren zu klassifizieren, ihren Kurs zu bestimmen und besaßen ein hochauflösendes Radar- und Navigationssystem, um Trümmerteile zu orten, zu verfolgen und einzusammeln.
    Und genau diese Sorte von Weltraumpflegern saß mir augenblicklich im Nacken.
    Ich verdrehte den Kopf, um die Sammler im Auge zu behalten. Einen konnte ich nicht mehr sehen, da er sich mittlerweile im toten Winkel befand. Der andere war kaum mehr als einhundert Meter von mir entfernt. Das riesige Gebilde über ihnen hatte aufgehört zu blinken.
    »Du solltest mit mir reden, solange Zeit bleibt, Vincent«, zerschnitt die Computerstimme die Stille. »Immerhin biete ich dir einen Blick auf deine Zukunft, anstatt dich wortlos zu überfallen.«
    Ich musste schlucken. »Was wollen Sie?«
    »Deine Quintessenz.«
    »Werden Sie deutlicher.«
    Für eine Weile blieb es still. »Deinen Kopf, Vincent. Dein Gehirn. Das Rückenmark. Die bio-neurale Substanz … Wir müssen uns weiterentwickeln.«
    Ich brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verdauen und mich wieder zu fangen.
    »Wir?«
    »Du wirst in guter Gesellschaft sein.«
    »Das ist ein schlechter Scherz.«
    »Ich bin nicht fähig zu scherzen, Vincent. Viele kluge Köpfe erwarten dich. Du wirst Richard D. Ellis kennen lernen, einen Experten auf dem Gebiet der Telekommunikation. Er ist bereits seit fünf Jahren an Bord. Ebenso Mustafa Zadeh, eine Koryphäe der Wirtschaftswissenschaften. Oder erinnerst du dich noch an Dr. Iris Cremer? Sie lässt dich grüßen. Du bist ihr Wunschkandidat. Dein finaler Ausflug in den Orbit wurde von ihr arrangiert.«
    Hätte ich mich nicht in der Schwerelosigkeit befunden, wäre ich wahrscheinlich zusammengeklappt. Ich hatte Dr. Cremer persönlich gut gekannt. Sie war zu Lebzeiten eine Kapazität auf dem Gebiet multilingualer Informationssysteme und hatte sich vor zwei Jahren ebenfalls erfolgreich bei Charon beworben …
    Ich wusste, was dieses riesige Ding über den Sammlern war, wobei es mir nach wie vor schleierhaft blieb, weshalb die Bodenkontrolle es nicht auf dem Radar erkennen konnte: Das Orbital-Silo – der Weltraumschrottplatz, in den die Sammler ihre Beute entsorgten und der im Grunde nichts anderes sein sollte als ein gigantischer Müllcontainer. Nie war an die Öffentlichkeit gedrungen, dass es seinerzeit ebenfalls mit einem künstlichen Bewusstsein ausgestattet worden war. Vermutlich hatten die Japaner diese Monster-KI als Erste erschaffen, damit sie sich mit den Sammlern koordinieren konnte.
    Aber so leicht würde ich es diesem elektronischen Head-hunter nicht machen. Ich hatte keine vier Millionen Euro ausgegeben, um letztlich in einem orbitalen Müllschlucker zu landen.
    Der Slider überflog augenblicklich Zentralafrika und hielt Kurs auf den Golf von Guinea. In fünfundvierzig Minuten würde er den Atlantik, Nordamerika und den Pazifik überquert haben. Der deorbit burn musste eine halbe Planetenbewegung vor dem Eintrittsziel gestartet werden. Danach dauerte es etwa fünfundzwanzig Minuten, bis der Slider den Bereich der Atmosphäre erreicht, ab dem starke Erhitzungserscheinungen wirksam werden – in einer Höhe von 120 Kilometern. Mir blieben also fünfunddreißig Minuten, um in die Atmosphäre einzutauchen, ehe ich Mikronesien und das australische Festland erreichte. Ich glaubte zwar nicht, dass Trümmer des Sliders den Erdboden erreichten, doch eine Klausel besagte, dass kein Orbiter über dem Festland verglühen dürfe.
    Ich aktivierte den Countdown und legte ihn auf T minus drei Minuten, dann machte ich hektisch eine halbe Rolle rückwärts und krachte mit dem Kopf gegen die Heckwand des Cockpits. Mit Sternen vor den Augen und einem Krampf in den Bauchmuskeln ließ ich den Sitz aus seiner Vertiefung gleiten und begann mich anzuschnallen, während die Rückenlehne sich noch aufrichtete. Als die Triebwerke aufheulten und der Schub mich in den Sitz presste, wurde mir schwarz vor Augen.
    Es ist ein miserables Gefühl, mit Gedächtnisverlust aus der Ohnmacht zu erwachen, um festzustellen, dass man in einem winzigen Raumschiff sitzt und mit der

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