Eine unbeliebte Frau
gemeinsam getötet. Ihr Mann behauptet das Gegenteil. Ohne die Aussage von Karol wird sich die Wahrheit nicht beweisen lassen. Da Frau Jagoda sich die besseren Anwälte leisten kann, sieht es schlecht aus für Ihren Mann.«
»Karol hat übrigens die besten Chancen, nie gefunden zu werden«, ergänzte Bodenstein. »Wir haben nämlich bei der Überprüfung seiner Arbeitspapiere festgestellt, dass diese genauso falsch waren wie der Name, den er angegeben hat.«
»Das bedeutet«, ließ Pia sich wieder vernehmen, »dass Ihr Mann und damit auch Sie und Ihre Kinder die Dummen sind, die alles allein ausbaden werden. Ihr Mann wird wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis gehen, und ich glaube nicht, dass Marianne Jagoda Sie und die Kinder weiterhin auf Gut Waldhof wohnen lässt.«
In Frau Kampmanns Augen loderte unterdrückte Wut, aber sie schwieg.
»Was hat Marianne Jagoda mit dem Mord an Isabel Kerstner zu tun? Stimmt es, dass sie sich nur die Wohnung ansehen wollte und zufällig Zeugin wurde, wie Ihr Mann und Karol Isabel töteten?«
»Hat sie das gesagt?«, fragte Susanne Kampmann ungläubig.
»Ja.«
Die Frau schwieg einen Moment, dann platzte es aus ihr heraus.
»Das ist gelogen«, ihr Gesicht glühte vor Wut und Empörung.
»Ich weiß von Karol, dass es um diese Fotos ging, mit denen Isabel die Jagoda erpresst hat. Die Jagoda ging zum Schein auf die Erpressung ein, aber sie hatte längst beschlossen, dass Isabel sterben musste. Wenn man so viel Geld hat wie die Jagoda, dann kann man sich alles kaufen, auch einen Killer.«
Sie machte eine Pause, ihre Mundwinkel zuckten, und plötzlich hatte sie Tränen in den Augen.
»Marianne Jagoda glaubt, sie kann alle Menschen herumschieben wie Schachfiguren«, ihre Stimme klang mit einem Mal bitter. »Sie hat Gut Waldhof nur gekauft, um Robert zu kriegen. Wenn schon nicht ins Bett, dann wenigstens unter ihre Fuchtel. Sie war eifersüchtig auf mich, weil ich Roberts Frau war, dann hat sie Isabel gehasst und schließlich auch Robert. Jetzt will sie ihm den Mord an Isabel in die Schuhe schieben.«
»Wieso sollte sie das tun?«, hakte Pia nach.
»Aus Rache«, Susanne Kampmann zuckte die Schultern, »weil er sie nicht wollte, trotz ihres Geldes. Er war eine Fehlinvestition.«
»Aber er konnte ihr als Mitwisser doch gefährlich werden. Warum hat sie ihn am Leben gelassen?«
»Um zu sehen, wie er leidet. Die Jagoda ist total krank im Kopf. Ein fetter Minderwertigkeitskomplex auf zwei Beinen.«
»Wissen Sie, wie Isabel gestorben ist?«, fragte Bodenstein, und Susanne Kampmann nickte.
»Die Jagoda hatte alles genau geplant und an alles gedacht«, sagte sie. »Um den Verdacht auf Isabels Mann zu lenken, musste Karol aus seinem Auto zwei Ampullen Eutha entwenden. Das ist nicht sehr schwer, denn wenn die Tierärzte im Stall Pferde behandeln, schließen sie ihr Auto nie ab. Das weiß jeder. Die Jagoda hatte Karol genau gesagt, was er tun sollte. Er hat die beiden Ampullen also aus den Schubfächern in Kerstners Auto geholt, etwa eine Woche vor dem Mord an Isabel. Dafür hat er zwei Ampullen mit Wasser reingelegt, damit es Kerstner bei der Überprüfung seiner Bestände nicht auffällt, dass ein so gefährliches Mittel fehlt. Dazu hat er die Schildchen der echten Ampullen umgeklebt. Eine Handvoll Einwegspritzen und Kanülen wegzunehmen fällt schon gar nicht auf.«
Bodenstein erinnerte sich an den Tag in der Pferdeklinik, als er dabei zugesehen hatte, wie ein Pferd eingeschläfert wurde. Die erste Injektion, die Kerstner dem Pferd verabreicht hatte, hatte nicht gewirkt. Es war durchaus möglich, dass Frau Kampmann die Wahrheit sagte und in der Ampulle nur Wasser gewesen war.
»Das hat Karol Ihnen alles erzählt?«, fragte Pia jetzt. »Hat er Ihnen so sehr vertraut?«
»Ja, das hat er. Aber er war auch ziemlich sauer auf die Jagoda. Sie hatte ihm zweihunderttausend Euro versprochen und nicht gegeben. Er hat Isabel umgebracht und von diesem Turm geworfen, zweimal die ganze Wohnung geputzt und bisauf den Rohbau auseinandergenommen, weil sie diese Fotos haben wollte, er hat dreimal alle Koffer durchwühlt, die sie schon gepackt hatte – und dann lachte die Jagoda ihn aus. ›Pech für dich‹, hat sie zu ihm gesagt, ›Kampmann war dabei und hat alles gesehen.‹ Er sollte auch meinen Mann töten, bevor er das Geld bekam.«
»Warum hat er das nicht getan?«, wollte Bodenstein wissen. »Es konnte ihm doch egal sein.«
»Robert hat Karol immer fair und gut behandelt. Vielleicht hat
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