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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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fühlte. Bodenstein rief ungeachtet der frühen Stunde bei Pia Kirchhoff an und beorderte sie nach Gut Waldhof, während sie die Halle verließen und den Parkplatz überquerten, um zum Haus der Kampmanns zu gelangen.
    »Ich habe es mir gedacht«, murmelte Bodenstein. »Die Jagoda hat die Reitanlage nicht mehr verlassen.«
    »Glauben Sie, dass sie tot ist?«, fragte Thordis beklommen.
    »Das ist nicht auszuschließen«, Bodenstein nickte. »Wir sehen uns jetzt im Haus um. Ich habe das Gefühl, dass wir Frau Jagoda dort finden werden.«
    Bodenstein ging die Stufen zur Haustür hinauf und stellte fest, dass sie zu war.
    »Kriegen Sie die Tür auf?«, fragte er die beiden Polizeibeamten.
    »Eigentlich nicht«, sagte der Jüngere, aber sein Tonfall verriet, dass es ein Kinderspiel für ihn war.
    »Na los«, Bodenstein nickte ihm ermunternd zu, »ich gebe Ihnen den Befehl. Und dann warten wir auf meine Kollegin.«
     
    Zehn Minuten später war Pia da, und sie betraten das Haus. Die Polizeibeamten machten überall Licht und kontrollierten jedes Zimmer. Auf den ersten Blick wirkte alles so ordentlich und aufgeräumt wie sonst auch, nur die aufgerissenen und geplünderten Kleiderschränke im Schlafzimmer zeugten von einer überstürzten Flucht.
    »Frau Jagoda?«, rief Bodenstein immer wieder laut und horchte, aber es gab keine Antwort.
    »Nichts anfassen«, warnte er Thordis, die nur nickte. Mit aufgerissenen Augen und angespannten Muskeln folgte sie Bodenstein, Pia und den beiden Streifenpolizisten durch das leere Haus. In der Küche herrschte Verwüstung. Zerschlagenes Porzellan lag auf dem Boden zwischen zertretenem Obst. Ein zweiter Streifenwagen hielt auf dem Hof vor dem Haus, das zuckende Blaulicht erlosch, und wenig später kamen zwei weitere Polizeibeamte ins Haus. Bodensteins Blick glitt über die Arbeitsfläche, den Tisch und den Fußboden. Der Abdruck einer halben Profilsohle erweckte seine Aufmerksamkeit. Pia hatte den seltsamen Abdruck ebenfalls entdeckt. Sie wechselten einen kurzen Blick. Wie kam ein Schuhabdruck zur Hälfte unter einen Küchenschrank?
    »Rücken Sie mal den Schrank zur Seite«, bat er die Streifenpolizisten. »Ich schätze, dahinter finden wir, was wir suchen.«
    Tatsächlich befand sich hinter dem Schrank eine Tür.
    Bodenstein drückte die Klinke hinunter und sah eine steile Treppe, die in den Keller führte.
    »Sie bleiben hier oben«, sagte er zu Thordis, die tapfer nickte. Bodenstein, Pia und zwei Polizeibeamte gingen die Treppe hinunter und gelangten in einen erstaunlich weitläufigen Keller. Links führte eine Tür zu den Sozialräumen der Reitanlage und zu einem Aufenthaltsraum. Rechts gab es einen großen Raum mit Regalen, die bis unter die Decke reichten.
    Auch im Heizungskeller war nichts. »Und jetzt?« Pia blickte ihren Chef an. »Hier ist niemand.«
    Bodenstein verzog nachdenklich das Gesicht. »Die Jagoda muss hier sein«, sagte er leise. »Sie hatten einen ganzen Tag Zeit, sie woanders hinzubringen«, erinnerte Pia ihn. »Sie können sie erschossen und aufdem Misthaufen verscharrt haben. Immerhin hatten sie eine Waffe.«
    »Danke, dass Sie mich daran erinnern«, sagte Bodenstein säuerlich. Die beiden Beamten, die ihnen gefolgt waren, untersuchten ergebnislos die Wände des großen Raumes. Bodenstein fluchte leise. Sie gingen zurück, und plötzlich fiel Pias Blick auf einen Kanaldeckel, der in den Betonboden vor dem Heizungskeller eingelassen war.
    »Hier«, sagte sie und bedeutete einem Beamten, mit seiner Taschenlampe darauf zu leuchten. Sie bückte sich.
    »Der Deckel wurde vor kurzem bewegt«, stellte sie fest. »Hier sind ganz frische Kratzspuren an den Rändern.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie geeignetes Werkzeug gefunden hatten, um den Deckel aus dem Boden zu stemmen.
    Bodenstein leuchtete in das dustere Loch, in das eine Steigleiter führte. Feuchte, modrige Luft drang ihm entgegen. Bodenstein rümpfte die Nase. Es roch scharf nach Urin und Exkrementen.
    »Die Zisterne«, sagte Pia. »Scheint kein Wasser drin zu sein. Sie oder ich?«
    »Eigentlich heißt es ja Ladies first«, entgegnete Bodenstein, »aber diesmal gehe ich vor.«
    Er kletterte die glitschige Leiter hinunter, gefolgt von Pia und einem der Beamten, und verzog angeekelt das Gesicht, als er im Lichtkegel der Taschenlampe Mäuse und Ratten weghuschen sah.
    »Leuchten Sie mal durch den Raum«, wies er den Beamten an, ganz in Erwartung des Anblicks einer Leiche, aber dann holte er erstaunt Luft. Auf dem

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