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Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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–, aber irgendetwas irritierte ihn daran.
    »Glauben Sie nicht, dass Fakten durch Überzeugungen erst geschaffen werden?«
    »Nein. Ich bin der ganz altmodischen Ansicht, dass Überzeugungen auf Wahrnehmung von Fakten beruhen sollten.« Brück kam nicht darauf, was ihn an der Sektflasche so beschäftigte. Er stellte sie zurück auf den Tisch.
    Der Fremde lächelte. »Nehmen Sie sich selbst: Wie weit reichten die Zukunftsprognosen, die Sie von Ihrer frühesten Jugend an gehört haben? Immer nur bis zum Jahr 2000, nicht wahr? Das heißt, mit derselben Hartnäckigkeit, mit der man Ihnen das Alphabet eintrichterte, brachte man Ihnen bei, dass das Jahr 2000 das Ende der Zeitrechnung ist.«
    »Bilde ich mir denn die Übervölkerung ein? Ist die Umweltverschmutzung eine Ausgeburt meiner Fantasie?« Brück starrte immer noch die Sektflasche an. Vorhin war sein Auge an irgendeinem Detail, einem bedeutsamen Detail, hängengeblieben.
    »Nein. Was ich behaupte, ist, dass die Angst vor dem Ende des Jahrtausends die Menschen lähmt. Am Neujahrstag des Jahres 2000 werden die Menschen aufwachen und unfassbar erleichtert sein: Endlich hat das lange Zittern ein Ende, endlich liegt wieder ein unauslotbar großer Zeitraum vor ihnen wie weites, jungfräuliches Land.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es.«
    »Sie wissen eine ganze Menge«, meinte Brück abwesend, und plötzlich fiel sie ihm wieder auf, die merkwürdige Einzelheit, die ihn vorher stutzig gemacht hatte. Er nahm die Sektflasche in die Hand und las das Etikett. »Jahrgangssekt 1999 …«
    Er sah auf und sah in die Augen seines Gegenüber. Erschrockene Augen. Er sah den Gesichtsausdruck eines Mannes, der tödlich erschrocken war über einen Fehler, der ihm nicht hätte passieren dürfen.
    Dieser Gesichtsausdruck, nur eine Hundertstelsekunde lang, verriet ihm alles. In diesem magischen Moment war es, als lüfte eine Gottheit einen Schleier, um ihn ungeahnte Geheimnisse schauen zu lassen.
    »Jahrgangssekt 1999 …«, wiederholte Brück langsam. Es klang weder anklagend noch ahnungsvoll. Er stellte nur Tatsachen fest, mit kühler, leidenschaftsloser Genauigkeit. »Sie haben einen Sekt aus dem nächsten Jahrtausend mitgebracht. Das ist der Grund, warum Sie so sicher über die Zukunft sprechen können: Sie sind ein Zeitreisender, der seine eigene Vergangenheit besucht.«
    Seine Worte standen plötzlich im Raum wie aus Stahl gehämmert, und ihre Wahrheit war so offenkundig, dass es unmöglich schien zu leugnen. Der fremde Gast starrte ihn an wie erstarrt, wie von Panik gelähmt.
    »Sie sind ein Zeitreisender«, wiederholte Brück.
    Schließlich nickte der andere unwirsch. »Verdammt, ja.«
    »Aus welchem Jahr?«
    »2991.«
    Unwillkürlich musste Brück lachen. »Zweitausendneunhundert … Leidet Ihre Welt etwa auch wieder an einer Jahrtausendpsychose?«
    »Ja, natürlich.« Es schien ihm nun peinlich zu sein, wie er vorhin mit seiner Kenntnis der Zukunft regelrecht angegeben hatte.
    »Und Sie sind in die Vergangenheit gereist, um die Symptome zu vergleichen … sicherheitshalber!«
    »So ungefähr.«
    »Warum sind Sie nicht stattdessen in die Zukunft gereist?«
    Der andere wand sich förmlich. »Das geht nicht.«
    Brück musterte den blonden, stämmigen Mann, der da auf seiner Couch saß und sein Sektglas verlegen zwischen den Fingern drehte. Erst jetzt wirkte der Fremde real – so, als könne man ihn anfassen, ohne mit den Fingern durch ein Trugbild zu stoßen. Komisch, dachte Brück, als ob ich es geahnt hätte, seit er zur Tür hereinkam …
    »Immerhin scheint es noch Menschen zu geben im Jahr 2991.«
    »Natürlich. Mehr denn je.«
    »Gibt es Kolonien im Weltraum? Überlichtschnelle Raumschiffe?«
    Jetzt lächelte er, so wie Brück gelächelt hätte auf die Frage eines Zeitgenossen von Wilhelm dem Eroberer, der sich nach künftigen Pferderassen erkundigt. »Raumschiffe, ja – und anderes, für das Ihre Sprache keine Worte hat …«
    Brück lehnte sich zurück, sehr behutsam und vorsichtig. Plötzlich hatte er Angst, er könnte die Magie dieser Begegnung durch ein unbedachtes Wort oder eine hastige Bewegung zerstören. »Erzählen Sie mir etwas über die Zeitreise. Wie machen Sie das, dass Sie unsere Sprache sprechen, die richtige Kleidung tragen, wissen, wie Sie sich zu benehmen haben?«
    »Das ist einfach. Ich bin Historiker; wir erforschen die Vergangenheit mit Hilfe der Zeitreise, und wir haben technische Möglichkeiten, unglaublich schnell zu lernen

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