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Eine unberührte Welt - Band 5 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 5 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Haarproben gegeben hatte. Trotzdem schüttelte ich den Kopf. Wenn einem jemand so was erzählt, fühlt man sich ja irgendwie verpflichtet, skeptisch zu sein, oder? »Therésa«, sagte ich, »nicht dass ich was gegen die Sitten und Gebräuche Ihrer Heimat sagen will, aber das ist einfach Aberglaube. Ich meine, wie soll das funktionieren?«
    »Es funktioniert«, sagte sie. »Glauben Sie mir.«
    »Nein. Das ist Unsinn.«
    Sie sah mich an. Überlegte. »Mein Großvater war noch ein Voodoo-Meister«, sagte sie dann. »Ich habe gesehen, wie er es gemacht hat. Und ich hätte damals nicht fliehen können, wenn er die Männer, die uns verfolgt haben, nicht verzaubert hätte. Ich wäre nicht hier, verstehen Sie?«
    Wie sie das sagte, das jagte mir einen Schauder über den Rücken. Ich weiß nicht mehr, was ich antwortete, aber jedenfalls schaute ich das Probenröhrchen in meiner Hand an und warf es dann in den Müll. Und bat sie, niemandem etwas davon zu erzählen.
    In den Tagen darauf ging ich in die Stadtbibliothek und blätterte in ein paar Büchern zum Thema. So richtig gute Bücher gibt’s dazu nicht, aber ich fand jedenfalls nichts, das dem, was Therésa erzählt hatte, widersprochen hätte.
    Als mein Sohn am Wochenende zum Essen kam, brachte ich das Gespräch darauf, möglichst unauffällig natürlich und allgemeingehalten, aber ich glaube, es war gut, dass er im Prüfungsstress steckte, sonst wäre es ihm trotzdem komisch vorgekommen. Er meinte jedenfalls, es gäbe im Strafgesetzbuch eigens einen Paragrafen, dass Praktiken wie Totbeten, Verzaubern und so was nicht strafbar sind. Ich habe vergessen, welche Nummer der Paragraf hat, aber es heißt abergläubischer Tötungsversuch, glaube ich.
    Ich schlief plötzlich schlecht, das kann ich Ihnen sagen. Wenn ich durchs Wohnzimmer ging und den riesigen Fernseher da stehen sah, bezahlt vom Schwarzgeld eines Schwarzmagiers, wurde mir ganz anders. Im Geiste sah ich einen großen, geheimen Kellerraum voller Aktenschränke mit kleinen Schubladen, auf jeder Schublade stand außen ein Name, und innen lag ein schwarzer Ouanga. Ich sah den Arzt vor mir, wie er den Keller aufschließt, eine Liste in der Hand mit den Namen der Patienten, die an dem Tag da gewesen sind, und wie er der Reihe nach deren Schubfächer öffnet und die Nadeln aus ihren Ouangas zieht, um ihnen die Schmerzen zu nehmen. Und in meiner Vorstellung hatte er eine zweite Liste dabei, die ihm sein Computer ausgedruckt hatte, Namen von Patienten, die schon lange nicht mehr da gewesen waren und die mal wieder Schmerzen haben mussten, damit sie wiederkamen und für eine weitere Behandlung zahlten. Ich malte mir aus, wie er über deren Ouangas finstere Zauberformeln flüsterte und dann seine Nadeln hineinstieß, in Schultern, in Nacken, in Bäuche und Unterleiber, in Beine oder Ellbogen …
    Und dann schüttelte ich immer den Kopf und sagte mir, dass das Blödsinn war, nichts als dummer Aberglaube.
    Aber ich kriegte die Idee nicht aus dem Schädel.
    Und meine Frau meinte irgendwann, ich würde plötzlich mehr trinken als sonst. Sie wissen schon, ein kleiner Schlummertrunk vor dem Zubettgehen. Oder auch zwei, und nicht ganz so kleine, und nicht erst vor dem Zubettgehen.
    Jedenfalls, irgendwann hatte ich den Einfall, wie ich diese wilde Theorie überprüfen konnte.
    Sie kennen ja den Witz, dass man immer zu dem Friseur gehen soll, der am schlechtesten frisiert ist. Man kann sich nun mal nicht selberdie Haare schneiden, das ist Tatsache. Deshalb frisieren sich Friseure gegenseitig. Weil ich hier im Laden der einzige Herrenfriseur bin, gehe ich immer zu einem Kollegen, der draußen in der Siedlung einen kleinen Laden mit seiner Frau zusammen hat. Und er kommt zu mir. Und als er das nächste Mal kam, bewahrte ich eine Probe von seinem Haar auf, an einer besonderen Stelle in meiner Schublade.
    Und dann gab es eine Kundin, die regelmäßig kam und auch immer viel Geld daließ, die wir aber trotzdem alle aus tiefster Seele hassten, weil sie ein widerliches Aas war. Wenn sie anrief, um einen Termin auszumachen, und es darum ging, von wem sie frisiert werden wollte, hatte sie früher immer gesagt: »Hauptsache, nicht von der, die mich das letzte Mal verunstaltet hat.« Und seit Therésa bei uns arbeitete, fügte sie hinzu: »Und nicht von dieser Negerin, wenn ich bitten darf.« Sie verstehen? Diese Art von Kotzbrocken war sie.
    Von ihr nahm ich bei nächster Gelegenheit auch eine Haarprobe.
    Und als ich die Namensetiketten

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