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Eine undankbare Frau

Eine undankbare Frau

Titel: Eine undankbare Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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machst du denn da?«, rief Theo hinter ihm her.
    »Ich bin der fliegende Holländer«, rief Hannes zurück. »Ein Vogelfreier ohne Freunde!«
    Dann setzte er zur Landung an. Und blieb vor seinem Sohn stehen.
    »Aber wer hat denn das Schaf angemalt?«, fragte Theo.
    »Irgendein Blödmann«, sagte Hannes. »Einer, der anderen gern einen Streich spielt. Vielleicht dieser Irre, über den so viel in der Zeitung gestanden hat.«
    »Ist der jetzt hier im Wald?«, fragte Theo und sah sich ängstlich um.
    »Nicht doch«, sagte Hannes. »Dir kann wirklich nichts passieren«, versicherte er. »Norwegen ist ein friedliches Land. Wir müssen uns keine großen Sorgen machen. Es gibt keinen Krieg, keine Not und kein Elend. Und der allersicherste Ort, Theo, das ist der Wald.«
    Hannes fuhr ihm durch die Haare.
    In diesem Augenblick tauchte der Journalist auf. Und Theo durfte erzählen. Am Ende musste er vor einer Tanne stehen, mit dem Fernglas von Zeiss um den Hals, und wurde nach allen Regeln der Kunst fotografiert. Später, am Abend, saß er mit seiner Mutter Wilma auf dem Sofa und berichtete von den Ereignissen des Tages.
    S verre Skarning war ein kleiner Mann mit Springerstiefeln und einer krummen Pfeife im Mund. Dass die Obrigkeit sich die Mühe machte, wegen eines apfelsinengelben Schafs bei ihm vorzusprechen, fand er ungeheuer komisch. Wie viele Bauern sah er gesund und stark aus, in seiner schweren Hose mit Hosenträgern und mit seinen apfelroten Wangen.
    Sejer erklärte, sie seien ohnehin in der Nähe gewesen und zum Spaß vorbeigekommen. Falls es einen Zusammenhang mit den anderen bizarren Geschehnissen der letzten Zeit gebe.
    »Ja, ja«, sagte Skarning schmunzelnd. »Das Fleisch ist jedenfalls nicht verdorben, das ist doch schon mal gut.«
    »Und wie geht es dem Schaf?«, fragte Sejer belustigt.
    Skarning schüttelte resigniert den Kopf.
    »Das hab ich in den Stall gestellt. Ihm tränen die Augen, die haben irgendwelche verdammten Chemikalien benutzt, das könnt ihr bestimmt herausfinden. Die Wolle hab ich noch. Sie liegt in der Scheune, in einem Plastiksack. Ihr könnt sie ja zur Analyse schicken«, kicherte er.
    Er drehte sich um und ging auf den Stall zu. Und weil er etliche Kilo zuviel wog, bewegte er sich schwerfällig und watschelte wie eine Gans.
    »Aber das eine gefärbte Schaf war nicht das größte Problem«, fügte er dann hinzu. »Dieser Idiot hat alle Tore offen stehen lassen. Ich musste überall nach den Schafen suchen. Musste mit dem Anhänger los und sie einsammeln. Ein Nachbar hat mir geholfen. Es ist lebensgefährlich, wenn Schafe auf der Straße herumlaufen, es kann doch zu Unfällen führen. Der Idiot denkt also nicht besonders weit.«
    Er ging langsam auf den Schafsstall zu. An den Wänden standen allerlei Geräte, neben dem Haus sahen sie einen blauen Chevrolet. Sie gingen in den Stall, senkten die Köpfe, mussten in dem trüben Licht blinzeln. In der Scheune schlug ihnen der Geruch von Schafen und Futter und Kot entgegen. Das betroffene Schaf stand in einer Box ganz hinten und war glattgeschoren. Aber sein Schwanz war nach wie vor orange, und seine Ohren auch. Skarre prustete los.
    »Nicht mal der Wolf würde das hier wollen«, meinte Skarning. »Wenn es hier Wölfe gäbe. Es sieht nicht gut aus, nein. Es sieht aus wie etwas, das die alten Tanten im Sanitätsverein gestrickt haben.«
    Das Schaf wurde unruhig, weil die Lachsalven durch die Scheune hallten. Skarning ging in die Box. Er zog das Schaf an den Ohren, danach musterte er seine Finger.
    »Die Farbe geht nicht einfach so ab«, erklärte er. »Die haben so richtigen Dreck benutzt. Giftigen Kram, aus einer Sprayflasche.«
    Er sah zu Sejer und Skarre hinüber, die sich über die Boxentür lehnten.
    »Ich muss es wohl mit Humor nehmen«, sagte er. »Uns Menschen können schlimmere Dinge widerfahren. Aber eines steht jedenfalls fest: hier treibt sich ein echter Scherzkeks herum.«
    Er versetzte dem Schaf einen Klaps auf das Hinterteil, ging aus der Box und schloss die Tür.
    Die Sonne stach ihnen in die Augen, als sie auf den Hof traten.
    »Wir können ja einen Kaffee trinken«, sagte Skarning. »Haben Sie Zeit? Ich rufe meine Alte. Kein Widerspruch. Ich kriege ja nicht jeden Tag Besuch von so hohen Polizeibeamten.«
    Er ging auf das Haus zu, auf die bedächtige Weise eines Bauern, ein wenig vornüber gebeugt, die Hände im Rücken verschränkt. Die riesigen Fäuste erinnerten an Steckrüben. Er war fast kahl auf dem Kopf, und die leuchtende

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