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Eine undankbare Frau

Eine undankbare Frau

Titel: Eine undankbare Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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selbst verwenden. Sagen Sie das aber bitte nicht weiter, wir versteuern die paar Kronen nicht, das tut hier draußen niemand. Aber da kam also jemand und hat eine ganze Stiege gekauft. Wir haben uns noch eine ganze Weile unterhalten. Nach etwa einer halben Stunde kam Sverre zurück. Als ich sah, was er da auf dem Anhänger hatte, wäre ich fast in Ohnmacht gefallen«, fügte sie hinzu.
    Sie rückte ihr Kopftuch zurecht. Es war dunkelrot und mit goldenen Blumen verziert.
    »Wer benutzt hier die Waldwege?«, fragte Sejer.
    »Alle, die hier in Bjerkås wohnen«, sagte Skarning.
    Er schlürfte den heißen Espresso und schmatzte zufrieden.
    »Es kommen auch Leute aus Kirkeby, um hier mit dem Rad zu fahren. Einige angeln auch im Snellevann. Im Herbst wimmelt es nur so von Polen, die Beeren pflücken. Hier herrscht also viel Verkehr. Die Autos stehen vor der Schranke. Was glauben Sie?«, fragte er. »Ist das derselbe Idiot? Und will er uns jetzt beweisen, dass er auch Humor hat?«
    »Das kann man noch nicht sagen«, sagte Sejer.
    »Welche Strafe droht eigentlich dafür, wenn man ein Schaf vollgesprüht hat?«, fragte die Offenbarung.
    Sejer musste ihr die Antwort schuldig bleiben.
    »Holt ein paar Bretter aus der Scheune«, schlug Skarning vor. »Dann errichten wir hier auf dem Hof einen Pranger.«
    Auf der Rückfahrt fuhren sie zum Skarvesjö hinunter und gingen in den Supermarkt, um etwas zu trinken zu kaufen. Sie schlenderten eine Weile zwischen den Regalen hin und her.
    »Sie sah aus wie ein Teenager«, sagte Sejer.
    Er meinte die Offenbarung.
    Skarre schüttelte den Kopf.
    »Jetzt liegst du aber total falsch, Konrad. Sie ist mindestens dreißig. Warum setzt du nie deine Brille auf, du bist doch kurzsichtig.« Sie standen neben den Tiefkühltruhen. Skarre nahm etwas heraus, sah es sich genauer an und legte es zurück.
    »Oder du kannst dir Kontaktlinsen zulegen«, sagte er. »Oder die Augen lasern lassen. Danach hast du einen Blick wie ein Adler. Das kostet circa Dreißigtausend, das kannst du dir doch leisten.«
    Er nahm einen riesigen Block aus dem Gefriertresen. Der Block war in Plastik eingeschweißt und fast schwarz. Er blieb stehen und wog ihn in der Hand.
    »Na sowas, sieh mal, was ich gefunden habe.«
    Er las das Etikett und überprüfte den Preis.
    »Erkennst du, was das ist?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Sejer. »Ich bin doch kurzsichtig. Wie du eben ganz richtig bemerkt hast.«
    »Eins komma zwei Kilo«, las Skarre vor. »Preis, zweiunddreißig Kronen. Mindeshaltbarkeitsdatum Oktober 2009. Das ist Blut, gefrorenes Blut. Was sagst du dazu?«
    »Nicht gerade ein Blutpreis«, sagte Sejer trocken. Er nahm Skarre den gefrorenen Block aus den Händen und musterte ihn genauer.
    »Die verkaufen Blut«, sagte er erstaunt. »Wer kauft denn sowas?«
    Skarre zuckte mit den Schultern.
    »Die Bäuerinnen vielleicht. Die machen daraus Blutpudding und sowas, oder?«
    Sejer ging zum Fleischtresen und nahm den Block mit. Dort wandte er sich an einen kräftigen Mann mit einer weißen Schürze.
    »Wir haben das hier im Tiefkühltresen gefunden«, erklärte Sejer. »Und ich habe eine Frage. Verkaufen Sie davon im Laufe eines Jahres viele?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, nur wenig«, sagte er. »Ich habe im Frühsommer zehn Liter geliefert bekommen. Und bis jetzt habe ich vielleicht zwei davon verkauft. Aber wir müssen eben eine große Auswahl haben. Und Sie können sagen was Sie wollen, aber Gerichte, die mit Blut gekocht werden, sind eben sehr gesund. Sie schmecken auch gut, ob Sie das nun glauben oder nicht, die Leute wagen bloß nicht, es auszuprobieren. Vorurteile!«, sagte er verächtlich.
    »Und wer kauft sowas?«
    »Da fragen Sie wohl besser an der Kasse nach«, sagte der Mann. »Sowas krieg ich hier nicht mit.«
    »Ist das Rinderblut?«
    »Ja.«
    Sejer ging zur Kasse. Er legte die Packung mit dem gefrorenen Blut auf das Band und erkannte Britt mit dem kleinen Speer in der Augenbraue.
    »Nicht scannen«, bremste er sie. »Ich wollte nur eine Frage stellen. Können Sie sich erinnern, ob Sie kürzlich so etwas verkauft haben?«
    Sie las das Etikett. Sah, dass es Blut war, und schüttelte den Kopf.
    »Gibt es noch andere Kassiererinnen?«, fragte Skarre.
    Er schaute sich im Laden um.
    »Heut nicht«, antwortete Britt. »Aber an sich sind wir zu dritt. Gunn, Ella Marit und ich. Wir wechseln uns ab. Heute bin ich allein hier. Hab nicht mal Zeit zum Essen«, sagte sie und blickte ein wenig verärgert. Sie strich sich

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