Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
»Wahrscheinlich auch am dunkelsten. Sogar im Untergrund gibt es den Gegensatz von Dunkel und Licht. Was für eine bahnbrechende Erkenntnis. Sicher wissen das nur sehr wenige.«
    »Und wo liegt das Problem?«
    »Hier.« Liv zeigte auf zwei Wörter, die am unteren Ende der Karte geschrieben standen und den Süden markierten.
    L   O   C   A    S   I   L   E   N   T   I   A.
    Das zweite Wort kannte ich. Lena hatte so etwas Ähnliches gesagt, als sie mich mit dem Bann belegte, der verhindern sollte, dass ich ihrer Familie ihre Fluchtpläne verriet. »Soll das heißen, die Karte ist zu ruhig?«
    Liv schüttelte den Kopf. »Das ist der Punkt, an dem die Karte verstummt , fürchte ich. Weil wir am Ende angekommen sind. Wir haben den südlichsten Punkt erreicht, was danach kommt, ist nicht mehr verzeichnet. Terra incognita .« Sie zuckte die Achseln. »Du weißt ja, hic dracones sunt .«
    »Ja, klar kenne ich das.« Ich hatte keinen Schimmer, wovon sie redete.
    » Hier sind Drachen . Das haben die Seeleute vor fünfhundert Jahren auf ihre Seekarten geschrieben, wenn die Karten endeten, der Ozean aber nicht.«
    »Drachen wären mir lieber als Sarafine.« Ich betrachtete die Stelle, auf die Liv mit dem Finger deutete. Das Geflecht aus unterirdischen Tunneln, das dorthin führte, war so dicht wie ein Autobahnnetz. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich habe keine Ahnung. Seit deine Tante uns die Karte gegeben hat, zermartere ich mir den Kopf und weiß trotzdem nicht, wie man zur Weltenschranke gelangt. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich allen Ernstes glauben soll, dass es sie überhaupt gibt.« Wir betrachteten gemeinsam die Karte. »Es tut mir leid. Ich weiß, ich habe dich enttäuscht – ich habe euch alle enttäuscht.«
    Ich fuhr mit dem Finger die Küstenlinie entlang bis nach Savannah, wo das Bogenlicht aufgehört hatte zu leuchten. Das rote Zeichen, das den dortigen Tunnelzugang markierte, befand sich genau unter dem ersten L in L O C A S I L E N T I A. Während ich die Buchstaben und die roten Kennzeichnungen betrachtete, ging mir ein Licht auf. Ich dachte an das berühmte Bermudadreieck, eine Art blinder Fleck im Meer, wo Dinge auf unerklärliche Weise verschwinden. » Loca Silentia heißt nicht Ort, an dem die Karte verstummt .«
    »Nicht?«
    »Ich glaube, es heißt eher so etwas wie Funkstille, zumindest für einen Caster. Denk mal nach. Wann hat das Bogenlicht zum ersten Mal nicht mehr funktioniert?«
    Liv überlegte. »Das war in Savannah. Gleich nachdem wir …«, sie sah mich an und wurde rot, »auf dem Speicher gewesen waren.«
    »Ganz genau. Sobald wir das Gebiet betreten hatten, das hier Loca Silentia heißt, hat uns das Bogenlicht nicht mehr weiter nach Süden geführt. Ich vermute, wir befinden uns in einer Art übernatürlicher Flugverbotszone, einer Art Caster-Bermudadreieck.«
    Liv blickte von der Karte auf und sah mich nachdenklich an. Als sie zu sprechen begann, war ihre Aufregung unüberhörbar. »Die Nahtstelle. Wir sind an der Nahtstelle. Das und nichts anderes ist diese Weltenschranke.«
    »Die Nahtstelle wovon?«
    »Hier ist der Ort, an dem sich beide Welten treffen.« Liv warf einen Blick auf die Zeiger des Selenometers an ihrem Handgelenk. »Wahrscheinlich stand das Bogenlicht die ganze Zeit über unter einer Art magischer Hochspannung.«
    Ich dachte daran, wo und wann Tante Prue aufgetaucht war. »Ich wette, Tante Prue hat genau gewusst, dass wir diese Karte brauchen. Wir hatten gerade die Loca Silentia erreicht, als sie kam und uns die Karte gab.«
    »Aber auf der Karte ist die Weltenschranke gar nicht verzeichnet. Wie soll man sie dann jemals finden?« Liv seufzte.
    »Meine Mutter könnte es. Sie bräuchte nicht einmal den Südstern dazu.« Ich wünschte mir, sie wäre jetzt bei uns, und sei es auch nur als Geisterscheinung aus Rauch, Friedhofserde und Hühnerknochen.
    »Hast du das in ihren Aufzeichnungen gelesen?«
    »Nein. John hat es zu Lena gesagt«, sagte ich ausweichend. Ich wollte nicht daran denken, ganz egal wie nützlich dieses Wissen war. »Und wo sind wir jetzt, der Karte nach zu urteilen?«
    Sie zeigte es mir. »Genau hier.« Wir waren an der langen, geschwungenen Linie angelangt, die die südliche Küste markierte. Caster-Linien bündelten und trennten sich, bis sie sich – wie Nervenenden – am Meeresufer trafen.
    »Was haben diese kleinen Gebilde zu bedeuten? Sind das Inseln?« Liv kaute auf ihrem Bleistift herum.
    »Das sind die Sea Islands.«
    Liv

Weitere Kostenlose Bücher