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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Hände. Ich hielt das Bogenlicht umklammert, sonst nichts. Wann hatte ich Lena zum ersten Mal auf diese Weise gesehen? Es war in meinem Badezimmer gewesen. Aber damals hatte ich das Bogenlicht nicht in der Hand, ich hatte mich nur am Waschbecken festgehalten. Trotzdem gab es irgendeine Verbindung zwischen den beiden Vorfällen, ich kam nur nicht dahinter, was das Bindeglied war.
    Die Umgebung um uns herum hatte sich mit einem Mal verändert. Vor uns weitete sich der Weg in eine große steinerne Halle. Vier Tunnelmündungen liefen zusammen.
    Link seufzte. »Und wohin jetzt?«
    Ich sah auf das Bogenlicht, aber ich gab Link keine Antwort. Denn mein Blick hatte etwas ganz anderes gestreift.
    Lucille.
    Die Katze saß erwartungsvoll im gegenüberliegenden Tunneleingang. Ich griff in meine hintere Hosentasche und zog die silberne Marke hervor, die Tante Prue mir gegeben hatte. Lucilles Name war darin eingraviert.
    Was hatte Tante Prue gleich noch gesagt?
    Du hast ja die Katze immer noch. Ich habe lange auf die richtige Zeit gewartet, sie von der Wäscheleine zu lassen. Sie kennt das eine oder andere Kunststückchen, du wirst schon sehen .
    Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Lucille war das Bindeglied.
    Die Bilder, die an mir vorbeijagten, jedes Mal wenn ich zu Lena und John unterwegs war. Die Position so nah am Boden, die ich unmöglich auf meinen Beinen stehend einnehmen konnte. Der verschobene Blickwinkel, als läge ich auf dem Bauch und schaute zu den beiden hoch. Das alles war auf einmal völlig logisch, ebenso wie der Umstand, dass Lucille scheinbar ganz nach Lust und Laune verschwand und wieder auftauchte. In Wirklichkeit war ihr Verhalten alles andere als willkürlich.
    Ich versuchte, mich zu erinnern, bei welcher Gelegenheit Lucille verschwunden war, und ging jedes einzelne Vorkommnis durch. Als ich Lena zum ersten Mal mit John und Ridley zusammen gesehen hatte, war ich im Badezimmer gewesen und hatte in den Spiegel geschaut. Ich konnte zwar nicht mit Bestimmtheit sagen, ob Lucille zu der Zeit ausgebüxt war, aber nach dem Vorfall hatte sie auf der vorderen Veranda gesessen und gewartet. Was völlig unbegreiflich war, denn wir ließen sie nachts nie ins Freie.
    Beim zweiten Mal war Lucille im Forsyth Park von Savannah wie der Blitz davongesaust. Und sie war erst wieder aufgetaucht, als wir uns zu unserem Abstecher zum Bonaventura-Friedhof aufgemacht hatten. Link hatte sich noch kurz gewundert, dass Lucille plötzlich wieder aufgetaucht war. Und jetzt saß sie vor uns, und das unmittelbar nachdem ich erneut John und Lena gesehen hatte.
    Genauer gesagt hatte ich die beiden nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, sondern mit den Augen einer Katze.
    Während wir der Karte, dem Bogenlicht und der Anziehungskraft des Mondes gefolgt waren, war Lucille Lena gefolgt. Ich sah Lena mit den Augen der Katze, so wie Macon die Welt mit Boos Augen gesehen hatte. War das wirklich denkbar? Lucille war genauso wenig eine Caster-Katze, wie ich ein Caster war.
    Oder doch?
    »Was bist du, Lucille?«
    Die Katze sah mich an und legte den Kopf schief.
    »Ethan?« Liv sah mich prüfend an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja.« Ich warf Lucille einen vielsagenden Blick zu. Sie beachtete mich nicht und schnüffelte würdevoll an ihrer Schwanzspitze.
    »Du weißt aber schon, dass du gerade mit einer Katze geredet hast.« Liv musterte mich leicht misstrauisch.
    »Ja, ich weiß.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Na toll. Ich redete nicht nur mit einer Katze, ich posaunte es auch noch hinaus. »Wir sollten endlich weitergehen«, versuchte ich, das Thema zu wechseln.
    Liv holte tief Luft. »Ja, finde ich auch. Aber ich fürchte, es geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    Liv winkte mich zu sich. Sie hatte Tante Prues Tunnel-Karte auf dem weichen Boden ausgebreitet. »Siehst du dieses Zeichen hier? Das ist das Tor zum nächsten Tunnelzugang. Es hat eine Weile gedauert, aber ich habe inzwischen so einiges über diese Karte herausgefunden. Deine Tante hat nicht übertrieben, sie muss tatsächlich Jahre gebraucht haben, um sie zu zeichnen.«
    »Die Tore sind markiert?«
    »Es hat den Anschein. Siehst du das rote T in den kleinen Kreisen?« Sie waren überall zu sehen. »Und diese hellroten Linien? Ich vermute, sie bezeichnen Tunnel, die näher an der Oberfläche sind. Dahinter steckt ein System. Je dunkler die Farbe, desto tiefer liegen die Gänge.«
    Ich zeigte auf ein schwarzes Raster. »Das bedeutet, hier ist es am tiefsten?«
    Liv nickte.

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