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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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anderen Seite der Tür lag. Lena wartete, sie brauchte mich, auch wenn sie selbst es vielleicht gar nicht wusste. Es gab keinen Weg zurück.
    Ich stemmte mich gegen die Tür und sie sprang auf. Der dünne Lichtstrahl, der durch die Ritzen fiel, verwandelte sich in eine blendend weiße Unendlichkeit.
    Ich trat in das gleißende Licht und ließ die Dunkelheit hinter mir. Nur verschwommen sah ich die Stufen unter meinen Füßen. Ich sog die Luft tief ein. Sie schmeckte nach Salz und Meer.
    Loca Silentia. Jetzt verstand ich, was damit gemeint war. Von dem Moment an, als wir aus der Dunkelheit der unterirdischen Tunnel in den weiten, ebenen Glanz des Wassers getreten waren, umgab uns nichts als Licht und Stille.
    Allmählich gewöhnten sich meine Augen daran. Wir standen an einem steinigen Strand des Küstentieflands, der von unregelmäßigen Palmenreihen gesäumt war. Graue und weiße Muscheln lagen überall verstreut. Ein verwitterter Holzsteg entlang der Küstenlinie bot einen Blick auf die vorgelagerten Inseln. Hier waren wir nun, wir vier, und lauschten. Eigentlich hätte man die Wellen oder den Wind, vielleicht auch eine Möwe am Himmel hören müssen. Aber die Stille war so undurchdringlich, dass wir verblüfft innehielten.
    Die Landschaft war unspektakulär und überirdisch zugleich und so real wie ein besonders intensiver Traum. Die Farben waren zu bunt, das Licht zu hell. Und hinter dem Horizont war die Dunkelheit zu dunkel. Aber alles war irgendwie schön, sogar die Dunkelheit. Es war das überwältigende Gefühl des Augenblicks, das uns verstummen ließ. Ein Zauber entfaltete sich um uns herum, umschlang uns wie ein Band und knüpfte uns aneinander.
    Ich ging zu dem Steg und im Dunstschleier tauchten in der Ferne die sanft geschwungenen Küsten der Sea Islands auf. Dahinter war nur dichter grauer Nebel. Im Wasser wuchs büschelweise Sumpfgras, die langen, flachen Flechten trieben träge in den schlammigen Ufertümpeln hin und her. Verfallene hölzerne Anlegestellen erstreckten sich weit in das reglos blaue Wasser, wo sie in der schwarzen Tiefe versanken. Wie verwitterte hölzerne Finger spreizten sie sich ins Meer, Brücken ins Nirgendwo.
    Ich blickte hinauf zum Himmel. Kein einziger Stern war zu sehen. Liv überprüfte ihr Selenometer, dessen Zeiger aufgeregt tanzten. Sie klopfte mehrmals gegen ihre Monduhr. »Die Angaben sind völlig unbrauchbar. Wir sind jetzt ganz auf uns allein gestellt.« Sie nahm die Uhr ab und steckte sie in ihre Tasche.
    »Ja, sieht ganz danach aus.«
    »Und was jetzt?« Link hob mit seinem unversehrten Arm eine Muschel auf und schleuderte sie weit hinaus. Das Wasser verschluckte sie ohne jedes Geräusch. Neben ihm stand Ridley, ihre pinkfarbenen Strähnchen kräuselten sich im Wind. Am anderen Ende des Stegs direkt vor uns wehte die Flagge von South Carolina an einem dünnen Fahnenmast. Als ich die Fahne betrachtete, fiel mir auf, dass sie anders war als sonst üblich. Sie hatte zusätzlich einen siebenzackigen Stern neben der stilisierten Palme und der Mondsichel auf mitternachtsblauem Grund. Der Südstern. Er flatterte im Wind auf der Fahne, so als wäre er an dieser Stelle vom Himmel gefallen.
    Falls hier wirklich die Nahtstelle war, an der sich die Welt der Sterblichen und die Welt des Magischen berührten, dann war davon jedenfalls nichts zu sehen. Ich hätte nicht genau sagen können, was ich mir erhofft hatte. Alles, was ich vorfand, waren ein Stern zu viel auf der Fahne von Carolina und Luft, so spürbar mit Magie erfüllt wie mit Meersalz.
    Ich ging zu den anderen, die sich schon am Ende des Stegs befanden. Der Wind hatte aufgefrischt, und die Fahne flatterte am Mast, aber kein Laut war zu hören.
    Liv warf einen Blick auf die Karte. »Wenn wir uns nicht geirrt haben, dann liegt die Schranke irgendwo zwischen uns und der Insel hinter dieser Boje.«
    »Ich glaube, wir sind hier richtig.« Genau genommen war ich sogar absolut sicher, dass wir hier richtig waren.
    »Woher weißt du das?«
    »Du hast mir doch vom Südstern erzählt.« Ich zeigte auf die Flagge. »Überleg mal. Wenn man wie wir einem Stern den weiten Weg bis hierher gefolgt ist, dann ist der Stern auf der Fahne genau das Zeichen, das man erwartet. Es ist der Beweis, dass man am Ziel ist.«
    »Natürlich. Der siebenzackige Stern«, sagte Liv und betrachtete die Fahne. Zum ersten Mal schien sie den Gedanken zuzulassen, dass es die Weltenschranke tatsächlich geben könnte.
    Aber uns lief die Zeit davon, wir mussten

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