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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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weiter. »Okay, wonach genau suchen wir?«, überlegte ich laut. »Nach einem Stück Land? Oder nach etwas, das von Menschen gemacht ist?«
    »Heißt das, wir sind noch gar nicht am Ziel?« Enttäuscht schob Link seine Gartenschere wieder in den Gürtel, die er am Tor vorsichtshalber hervorgeholt hatte.
    »Ich glaube, wir müssen noch übers Wasser. Das ist auch logisch. Um zum Hades zu gelangen, muss man den Styx überqueren.« Liv strich die Karte mit der Hand glatt. »Wenn diese Zeichnung stimmt, dann suchen wir eine Art Verbindungsstück, das uns über das Wasser zur Weltenschranke führt. Vielleicht eine Sandbank oder eine Brücke.« Sie hielt das Pergament über die Karte.
    Link nahm ihr beides aus der Hand. »Ja, jetzt sehe ich es auch. Irgendwie cool.« Er bewegte das Pergament über der Karte hin und her. »So sieht man’s, so sieht man’s nicht.« Ungeschickt ließ er die Karte fallen. Die Seiten klappten auf und die Karte segelte wie ein ungeordnetes Bündel Papier zu Boden.
    Liv bückte sich und hob sie hastig auf. »Pass doch auf! Bist du übergeschnappt oder was?«
    »Wenn du damit genial meinst, dann hast du recht«, sagte Link. Manchmal fragte ich mich, wie man immer so haarscharf aneinander vorbeireden konnte wie Link und Liv.
    Liv verstaute Tante Prues Karte wieder und wir gingen weiter.
    Ridley nahm Lucille auf den Arm und trug sie. Seit wir den Tunnel verlassen hatten, hatte Ridley kaum ein Wort gesagt. Jetzt wo man ihr die Krallen gezogen hatte, schätzte sie vielleicht die Gesellschaft von Lucille, vielleicht hatte sie aber auch einfach nur Angst. Wahrscheinlich wusste sie besser als wir alle, welche Gefahren auf uns warteten.
    Das Bogenlicht in meiner Tasche wurde warm. Mein Herz klopfte, und die Welt um mich herum begann sich zu drehen.
    Was stellte die Kugel mit mir an? Seit wir das Niemandsland betreten hatten, das die Landkarte Loca Silentia nannte, hatte das Licht aufgehört, uns den Weg zu weisen, und stattdessen die Vergangenheit beleuchtet. Macons Vergangenheit, um genau zu sein. Das Bogenlicht war zum Kanal meiner Visionen geworden, eine direkte Verbindung in eine andere Zeit, über die ich keinerlei Kontrolle hatte. Die Visionen kamen unregelmäßig, es waren zerstückelte Bilder aus Macons Leben, die unsere Gegenwart überlagerten.
    Ein dürrer Palmwedel knackte unter Ridleys Sohlen, und schon wieder merkte ich, wie mein Bewusstsein schwand …
    Macon spürte, wie seine Schulter knackte – es war der fürchterliche Schmerz, wenn Knochen brechen. Seine Haut spannte sich, als könne sie das, was sich in ihr verbarg, nicht länger zurückhalten. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, als würde ihn jemand zerquetschen. Alles verschwamm vor seinen Augen, er hatte das Gefühl, als ob er fiele, und durch den Sturz riss sein Fleisch auf.
    Die Verwandlung.
    Von nun an würde er nie mehr bei Tageslicht unter die Menschen treten können. Die Sonne würde das Fleisch von seinem Körper sengen. Und er würde fortan den Drang nach dem Blut der Sterblichen verspüren. Er war jetzt einer der Sippe, einer der vielen Blut-Inkubi in der langen Ahnenreihe von Mördern, die es im Stammbaum der Ravenwoods gab. Ein Raubtier, das sich mitten unter seiner Beute bewegte und nur darauf lauerte, ihr Blut zu saugen .
    So schnell, wie die Vision gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden.
    Mir war so schwindlig, dass ich gegen Liv stolperte. »Wir müssen weiter«, sagte ich benommen. »Die Dinge geraten immer mehr außer Kontrolle.«
    »Was für Dinge denn?«
    »Das Bogenlicht … die Bilder in meinem Kopf …« Ich konnte es einfach nicht besser erklären.
    Liv nickte wissend. »Ich dachte mir schon, dass es schlimm für dich werden würde. Es war zu erwarten, dass ein Lotse heftiger auf einen derartig energiegeladenen Ort reagiert als andere, und erst recht jemand wie du, der eine so enge Verbindung zu Castern hat. Immer vorausgesetzt du bist tatsächlich …«
    Immer vorausgesetzt ich war tatsächlich ein Lotse. Sie brauchte es nicht auszusprechen.
    »Heißt das, du glaubst jetzt doch, dass es die Weltenschranke gibt?«
    »Nein. Es sei denn …« Sie deutete auf einen Holzsteg, der ganz verfallen und verwittert war und sich viel weiter aufs Meer hinaus erstreckte als die anderen, so weit, dass man unmöglich erkennen konnte, wo er endete, weil er sich im Nebel aufzulösen schien. »Das könnte die Brücke sein, die wir suchen.«
    »Sieht nicht gerade wie eine Brücke aus«, murmelte

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