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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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vergänglich - Ruhm und die Ruhmreichen ebenso. ‹«
    Derek warf ihm einen knappen Blick zu. »Zitieren wir da etwa Marcus Aurelius? Darf ich fragen, warum du so nachdenklicher Stimmung bist?«

    »Nein.« Die Antwort kam zu rasch. Sein alter Freund kannte ihn allzu gut. Das Letzte, was er wollte, war, die Geister der Vergangenheit zu wecken. Er nahm einen langen, gemächlichen Schluck aus seinem Glas, lehnte sich in seinem Sessel zurück und berichtigte sich: »Ich freue mich darauf, aus welchem Beweggrund auch immer wir so handeln.«

Kapitel 2
    »Ich wiederhole: Warum wart Ihr dort, Madam?«
    Die mit so kalter Stimme vorgebrachte Frage ließ Caroline den Mund verärgert zusammenkneifen. Zu ihrem Missfallen hatte der derzeitige Lord Wynn, der Cousin ihres verstorbenen Mannes, bei ihr vorgesprochen. Obwohl sie es seit Wochen vermied, ihn zu sehen, hatte sie schließlich keine andere Wahl gehabt, als ihn zu empfangen. Da die Familienähnlichkeit so groß war, kam es für sie immer einem kleinen Schock gleich, wenn sie Franklin gegenüberstand. Es war, als würde sich ein Gespenst vor ihren Augen materialisieren.
    Ein höchst unwillkommenes Gespenst noch dazu.
    Sie saßen in ihrem Salon. Die hohen Fenster standen offen und ließen die warme spätmorgendliche Luft hereinströmen. Die elegante Kombination aus goldenen und cremefarbenen Möbeln spiegelte ihren Geschmack wider. Eine Weile nach Edwards Tod hatte sie umdekorieren lassen: Brokatsofas, zwei zierliche Sessel neben dem Kamin, die sie aus Italien importieren ließ, einige pittoreske Landschaftsaquarelle an den mit Seidentapeten bespannten Wänden. Eine edle und sehr wertvolle Vase, die sie in Auftrag gegeben hatte, präsentierte einen Strauß verschiedener
Blumen aus dem Garten hinter ihrem Stadthaus. Der süße Duft war besonders an einem Tag wie heute eine wahre Wonne. Es war ihr ein Vergnügen gewesen, alles auszumerzen, was sie an Edward erinnerte. Er hätte die Weiblichkeit der persönlichen Note verabscheut, die sie diesen Räumlichkeiten verlieh, aber soweit sie wusste, hatte er ziemlich vieles verabscheut, das nicht gerade seinen eigenen Gedanken entsprang.
    Franklin hatte die neue Einrichtung mit verkniffenem Mund und einem kalten Glitzern in seinen blassen Augen registriert. Das Stadthaus sollte mir gehören, sagte ihr dieser Blick. Das Geld für die neue Möblierung stammte zudem aus dem Vermögen, auf das er Anspruch zu haben glaubte. Nicht dass es Caroline kümmerte, denn schließlich war es ihr Geld, und wenn sie wünschte, den Geschmack ihres Mannes Zimmer für Zimmer aus dem Haus zu verbannen, würde sie genau das tun.
    »Ich ging natürlich dorthin, weil ich die Pferderennen sehen wollte, Mylord. Zum Glück war es ein herrlicher Tag, ich habe den Aufenthalt also sehr genossen.« Caroline bemühte sich um einen unbeteiligten, geradezu kühlen Tonfall und versuchte, sein Interesse von ihrem gesellschaftlichen Leben abzulenken. »Es tut mir leid, wenn ich nicht anwesend war, als Ihr letzte Woche bei mir vorgesprochen habt. Ich fürchte, ich war zuletzt recht beschäftigt.«
    »Letzte Woche, die Woche davor … Ja, ich habe es gemerkt. Ich hoffe doch sehr, dass Ihr Euch bewusst seid, wie unklug es ist, einen Ort wie die Rennbahn ohne Begleitung aufzusuchen. Dort ist das Publikum stets sehr von Männern dominiert. Sittsame Ladys sollten sich dort nicht ohne eine männliche Begleitperson aufhalten. Wenn Ihr das nächste Mal wünscht, an einem öffentlichen Ereignis teilzunehmen, schickt mir eine Nachricht, und ich werde es einrichten, dass ich Euch zur Seite stehen kann.«

    Lieber Himmel, er sieht Edward so ähnlich mit diesen kalten, blauen Augen …
    Er hatte ein Gesicht wie ein Falke: scharfe Gesichtszüge, eine leicht gebogene Nase und ein schmallippiger Mund, der selten lächelte. Sein Haar war dicht und dunkel. Mitte dreißig und endlich mit einem Titel gesegnet, war Franklin ein durchaus geeigneter Heiratskandidat. Sie vermutete, dass er in den Augen anderer Frauen als durchaus attraktiv galt. Aber seine Ähnlichkeit mit Edward - nicht nur körperlich, sondern auch was sein Verhalten betraf - war zu beunruhigend. Augen mit schweren Lidern musterten sie mit gewohnt kühler Abschätzung.
    Es ist, als würde man von einem Raubvogel beobachtet, dachte sie widerwillig. Nein, ein Aasgeier, der bereit ist, ihr das Fleisch von den Knochen zu reißen, wenn sie sich nicht zu beschützen wusste.
    Sie versteifte sich bei seiner scharfen Bemerkung und der

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