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Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen

Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen

Titel: Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Flugzeug gefunden hatten; einem lächerlichen Ding, das für das Umgraben eines Rosenbeetes gut genug war, aber nicht, um in einem Urwaldboden sieben Gräber auszuheben.
    Sie machten die Gruben auch nur so tief, daß genug Erde über den Toten lag, um sie festzutreten. Aus abgesägten Ästen und mit einer Rolle Bindfaden konstruierte Schwester Rudolpha unterdessen Kreuze. Das war eine Arbeit, die sie neben Pater Juan tun konnte, und sie machte auch noch ein achtes Kreuz, legte es hinter dem Sterbenden auf den Flugzeugboden und war sich nicht sicher, ob Pater Juan ihre Arbeit gesehen hatte oder ob der Frieden in seinem Gesicht wirklich schon ein Abglanz vom Blick in die Ewigkeit war.
    Es war schwierig, den aufgespießten dicken Pflanzer von dem riesenhohen Baum zu holen. Peters kletterte hinauf, hatte die Säge mitgenommen und einen Strick, aus dem er eine Schlinge wie bei einem Lasso geknotet hatte. Neunmal warf er sie nach dem Toten, bis sie sich endlich um den Körper legte. Er zog sofort zu, und der Tote schwankte an seinem schrecklichen Spieß, als sei er ein riesiger, sich im Wind wiegender Käfer.
    »Ich habe ihn!« rief Peters nach unten. »Gehen Sie weg, Gloria! Ich versuche jetzt, den Ast abzusägen.«
    Auch das gelang ihm. Der Tote mit dem Astrest in der Brust fiel nach unten, wurde von dem Seil gehalten, glitt dann nach unten und schlug sanft auf die Erde auf. Dort stand Gloria und streifte ihm die Schlinge ab.
    »Sie sollten doch weggehen!« sagte Peters, als er wieder aus dem Geäst auftauchte und hinuntersprang.
    Sie sah ihn aus ihren großen hellblauen Augen fragend an und schüttelte dann den Kopf.
    »Warum? Weil er grauenhaft aussieht? Wir sollten uns daran gewöhnen, mit dem Grauen zu leben. Der Urwald ist gnadenlos und mörderisch.«
    »Der Urwald?« Er wehrte sich instinktiv dagegen, zu verstehen, was Gloria meinte. Das ist heller Wahnsinn, dachte er. Losmarschieren in diese grüne Unendlichkeit hinein, sich durchschlagen über Hunderte von Kilometern bis zur nächsten Siedlung, unbekannte Flüsse hinabtreiben – das alles ist absurd! Wie lange würde man das durchhalten? Zehn, zwanzig Tage vielleicht. Und man hätte dabei nur eine Strecke zurückgelegt, die nicht länger ist als von Deodoro bis Copacabana in Rio de Janeiro.
    »Sie werden uns suchen und hier herausholen!« sagte er, packte den toten Pflanzer an den Füßen und schleifte ihn zu dem ausgehobenen Grab. »Wir sind seit neunundzwanzig Stunden überfällig.«
    »Und hören Sie ein Flugzeug?«
    »Bei diesem Riesengebiet. Wo sollen sie suchen?«
    »Ja, wo sollen sie suchen …« Sie sahen sich an und verstanden sich jetzt schon ohne viele Worte.
    »Es ist unmöglich, das zu Fuß zu machen«, sagte er ernst. »Gloria, schlagen Sie sich das aus dem Kopf! Hier haben wir die Chance, gefunden zu werden. Marschieren wir los, saugt uns früher oder später dieser Mistwald spurlos auf. Gloria, sehen Sie mich nicht so an, als sei ich ein erbärmlicher Feigling. Nicht jeder, der einen grandiosen Blödsinn tut, ist ein Held! Nein, wir bleiben hier und warten.«
    »Sie warten, Hellmut, ich nicht. Keiner weiß, wo wir abgestürzt sind –«
    »Sie kennen die Flugroute. Sie brauchen nur dort zu suchen.«
    »Wissen Sie, ob wir auf der Route geblieben sind? Ich fliege seit drei Jahren von Leticia nach Porto Velho und zurück. Heute war's das elftemal! Und bestimmt siebenmal habe ich andere Gebiete überflogen als beim letztenmal. Auch jetzt! Ich habe mir eine typische Flußkrümmung gemerkt – weil ich sie auf der Landkarte nachsehen wollte – oder einen großen Wasserfall, und einmal ein völlig verbranntes Gebiet, ein toter Wald, so groß wie eine ganze Provinz. Ich habe das alles zweimal wiedergesehen und bin elfmal geflogen!«
    »Wir hatten einen Funker an Bord. Er wird die Position durchgegeben haben, bevor wir abstürzten.«
    »Dann wären sie schon längst über uns und kreisten um die Absturzstelle und hätten Fallschirme mit Lebensmitteln abgeworfen. Nein, hier findet uns keiner. Warum wehren Sie sich gegen diese Erkenntnis?«
    »Weil ich weiterleben will. Verdammt, weil Sie weiterleben sollen, Gloria! Wir werden große Feuer anzünden mit nassem Holz. Der Rauch wird weithin sichtbar sein und die Suchflugzeuge zu uns führen.«
    Sie schwiegen, schaufelten das Grab des aufgespießten Pflanzers und taten dann das Furchtbarste an ihrer Arbeit: Sie trampelten die Erde fest. Zehn Zentimeter Boden! Es war, als zermalme man die

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