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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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»Willst du uns davon erzählen, Haley?«
    Anne zuckte zusammen und warf ihm einen warnenden Blick zu, aber Haley nickte. Sie wollte die Erinnerung loswerden, damit die Erwachsenen sie begutachten konnten und ihr noch einmal sagten, dass sie in Sicherheit war.
    »Wollte dir jemand wehtun?«, fragte Vince.
    Haley nickte. »Das böse Ungeheuer hat meine Mommy verfolgt!«
    »Das ist aber ein scheußlicher Traum«, flüsterte Anne und strich dem Mädchen über die Haare.
    »Hat das böse Ungeheuer einen Namen?«, fragte Vince.
    »Böser Daddy!«, sagte Haley.
    »Hat böser Daddy noch einen anderen Namen?«
    »Böser Daddy!!«, sagte sie mit Vehemenz, verärgert, dass die Erwachsenen so schwer von Begriff waren.
    »Hier kann dir der böse Daddy nichts tun«, sagte Anne.
    »Ich mag keine schlimmen Träume!«
    »Ich auch nicht. Ich hasse schlimme Träume. Ich hatte heute Nacht auch einen schlimmen Traum.«
    Haley sah sie überrascht an. »Du hast auch schlimme Träume?«
    Anne nickte.
    »Warum?«
    »Weil mir ein böser Mann wehtun wollte«, sagte Anne, »und ich schreckliche Angst hatte.«
    »Warst du da so klein wie ich?«
    »Nein, das ist letztes Jahr passiert.«
    »Und du hattest trotzdem Angst?«
    »Sehr. Und ich bekomme immer noch Angst, wenn ich einen schlimmen Traum habe. Aber sobald ich dann aufwache und mich daran erinnere, dass ich an einem sicheren Ort bin und mir der böse Mann nichts tun kann, habe ich keine Angst mehr.«
    »Was ist, wenn der böse Daddy herkommt und mich holt?«, fragte Haley.
    »Das wird nicht passieren, Haley, dafür sorgen wir«, sagte Vince. »Anne und ich werden auf dich aufpassen. Der böse Daddy kann nicht in unser Haus.«
    Sie schien einen Moment darüber nachzudenken, unsicher, ob sie einer solchen Behauptung Glauben schenken sollte.
    »Wann kommt meine Mommy?«
    Anne wurde das Herz schwer. Sie sah zu Vince. War jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen? Gab es überhaupt einen richtigen Zeitpunkt? Sollte sie es jetzt sagen, wo Haley sowieso schon verletzlich und verängstigt war? Oder sollte sie ihr wieder eine Lüge erzählen und noch einen Tag warten?
    »Mommy kommt nicht, Schätzchen«, sagte sie, und sowohl Furcht als auch Erleichterung erfassten sie.
    Haleys Augen wurden noch größer. »Warum?«
    »Deiner Mutter wurde sehr, sehr wehgetan, Haley. Erinnerst du dich daran? Dir wurde wehgetan und deiner Mommy auch.«
    »Der böse Daddy ist gekommen«, sagte sie ernst. »Der böse Daddy hat meiner Mommy wehgetan.«
    »Ja. Nur hat er deiner Mutter so wehgetan, dass die Ärzte ihr nicht mehr helfen konnten, und da ist sie gestorben.«
    »Und wann kommt sie zurück?«
    »Das kann sie nicht. Sie kann nicht zurückkommen.«
    Anne sah dem Gesicht von Haley an, wie sie die Nachricht zu verarbeiten versuchte. Wie konnte es sein, dass Mommy nicht kam? Mommy war doch immer für sie da gewesen.
    »Es tut mir so leid, mein Schätzchen«, sagte Anne, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Anne war schon erwachsen gewesen, als sie den Tod ihrer Mutter akzeptieren musste. Obwohl sie vom Verstand her gewusst hatte, dass der Tod für ihre Mutter eine Erlösung von ihrem schrecklichen Krebsleiden war, hatten der Schmerz und die Trauer sie überwältigt. Das geschah nach wie vor manchmal.
    »Aber ich will meine Mommy wiederhaben«, sagte Haley, und zwei dicke Tränen rollten über ihre Wangen.
    »Du musst keine Angst haben, Haley«, sagte Vince sanft. »Du bist hier bei uns, und du bist in Sicherheit. Wir werden nicht zulassen, dass dir etwas Schlimmes passiert.«
    »Der böse Daddy hat Mommy wehgetan«, sagte sie leise weinend und schmiegte sich in Annes Arme, um getröstet zu werden.
    Anne hielt sie fest und wiegte sie hin und her. Schon als Lehrerin hatte sie die Kinder, die sich in ihrer Obhut befanden, immer schützen wollen. Mendez hatte sie eine Löwenmutter genannt. Aber das war nichts gegenüber dem, was sie nun für Haley empfand.
    Vielleicht lag es daran, dass sie so viel mit dem kleinen Mädchen gemeinsam hatte – Opfer eines Gewaltverbrechens, die Mutter verloren. Oder vielleicht hatte es mit ihren gegenwärtigen Lebensumständen zu tun und dass sie so gerne selbst Mutter werden wollte. Als sie Haley Fordham in den Armen hielt und versprach, auf sie aufzupassen, spürte Anne, wie sich in ihr ein Band bildete, stärker als jedes andere in ihrem Leben.
    Sie würde nicht zulassen, dass irgendjemand diesem Kind ein Haar krümmte. Wenn der böse Daddy oder sonst jemand sich an Haley vergreifen

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