Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
für das Nasenbluten. Am Auto schien nichts kaputt zu sein. Er richtete den Schein in einem schiefen Winkel auf die Seite des Autos. Offenbar hatten sich die beiden Autos nicht berührt.
»Ich hoffe, sie hat das Kennzeichen!«, rief er Dixon zu. »Gibt es irgendwelche Bremsspuren?«
»Wie soll man die bei dem Regen sehen?« Dixon wandte sich wieder dem Deputy zu. »Hat sie Ihnen das andere Auto beschrieben?«
Der Deputy schüttelte den Kopf.
»Könnte irgendein Arschloch gewesen sein«, sagte Mendez, als sie wieder in den Taurus stiegen. Er ließ den Motor an und drehte die Heizung voll auf. »Als sie auf die Bremse stieg, ist er sauer geworden.«
»Das kommt mir zu einfach vor«, sagte Dixon. Er zog die Kapuze herunter und nahm die durchweichte Mütze ab. »Sie ist davon überzeugt, dass jemand es auf sie abgesehen hat.«
»Die Frage ist nur, warum«, sagte Mendez. »Wie ihr Sohn schon sagte – wenn jemand sie im Visier haben sollte, hätte er das doch gleich erledigen können. Warum Marissa Fordham mit mehr als vierzig Messerstichen töten, verstümmeln und das Messer in der Vagina zurücklassen? Bordain schickte der Täter dagegen nur eine gruselige Überraschung per Post.«
»Bis zum heutigen Abend.«
Das passte alles nicht zusammen, fand Mendez. Die enorme Brutalität bei dem Mord an Marissa Fordham … Sie musste das Ziel gewesen sein. Die kleine Haley hatte nur Pech gehabt. Die Sache mit Milo Bordain kam ihm dagegen wie ein Spiel vor. Das war ein völlig anderer Tätertypus. Einer, von dem er gehofft hatte, dass sie in Oak Knoll nie mehr mit ihm zu tun haben würden.
Er fuhr mit Dixon zum Mercy General Hospital und parkte unter dem Vordach der Notaufnahme, wo immer die Ambulanzen hielten. Eine Schwester führte sie zu einem der Untersuchungszimmer.
»Wie geht es ihr?«, fragte Dixon.
Die Schwester, eine kleine Frau mit dem Teint einer Raucherin und blauschwarz gefärbten Haaren, machte eine wegwerfende Handbewegung. »Eigentlich ganz gut, aber sie will unbedingt ein CT gemacht haben. Sie ist durcheinander und verängstigt, doch im Grunde fehlt ihr nichts. Morgen wird sie eine hübsche Beule an der Stirn haben, aber es gibt keine Anzeichen für eine Gehirnerschütterung.«
Sie deutete auf eine Tür, dann ließ sie sie allein. Dixon klopfte zweimal an und trat in den Raum.
Milo Bordain saß auf einem Untersuchungstisch, während sich eine gelangweilte Krankenschwester um einen kleinen Schnitt und eine Abschürfung an der linken Schläfe kümmerte.
»Cal! Wie gut, dass Sie da sind! Jemand hat versucht, mich umzubringen!«
Sie sah reichlich mitgenommen aus, fand Mendez. Aus ihrem sonst so perfekten Knoten hatten sich Strähnen gelöst, und ihr Make-up war fast ganz verschwunden, so dass in dem harten Neonlicht ihr Alter sichtbar wurde. In dem Krankenhausnachthemd, über das sie ein Vlieslaken geschlungen hatte, wirkte sie sehr viel weniger beeindruckend als in ihren Designerkleidern.
»Wir tun unser Bestes, um die Sache aufzuklären, Mrs Bordain«, sagte Dixon.
»Aua!«, fuhr sie die Schwester an, die eine Flüssigkeit auf die Wunde an ihrer Stirn tupfte. »Das sticht!«
»Wohl wahr«, sagte die Schwester ungerührt. »Gut, dass Sie nicht genäht werden müssen.«
»Wenn ich genäht werden müsste, würde ich meinen Schönheitschirurgen herbestellen. Aus diesem Krankenhaus lasse ich niemanden an meinem Gesicht herumpfuschen.«
»Würden Sie uns bitte das Geschehen noch einmal schildern, Mrs Bordain?«, unterbrach Mendez die beiden.
»Ich bin in die Stadt gefahren, weil ich wissen wollte, ob schon brauchbare Hinweise eingegangen sind. Dann bin ich ins Krankenhaus, um Haley zu besuchen, aber sie war bereits entlassen worden. Kein Mensch hat mir mitgeteilt, dass sie heute entlassen wird«, beschwerte sie sich. »Ich wollte sie sehen und ihr sagen, dass ich an sie denke. Ich hatte ihr sogar ein kleines Geschenk mitgebracht …«
»Was den Unfall angeht …«, fiel ihr Mendez ins Wort.
Bordain wandte sich an Dixon: »Was haben Sie nur für einen ungehobelten Detective, Cal. Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie ihn mitgebracht haben. Sie wissen genau, dass er mich aufregt«, sagte sie, als wäre Mendez überhaupt nicht da.
»Ich kann gerne rausgehen, wenn Sie sich über mich unterhalten wollen«, sagte Mendez.
»Ich brauche ihn, damit er Notizen macht«, sagte Dixon ausweichend. »Sie waren also auf dem Weg nach Hause.«
»Ja, und ich war fürchterlich aufgeregt wegen Haley und auch wegen
Weitere Kostenlose Bücher