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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Misshandlungen zu entkommen, zieht sich das Bewusstsein in einen dissoziativen Zustand zurück. Er bringt sie um, während er in diesem dissoziativen Zustand ist. Wenn er wieder daraus erwacht, kann es sein, dass er sich an nichts mehr erinnert.«
    »Die Seele versucht sich zu schützen, indem sie die Erinnerungen unterdrückt«, sagte Mendez.
    »Genau.«
    »Dann könnte er also Marissa Fordham umgebracht haben«, sagte Dixon.
    »Nach dem, was wir inzwischen in Erfahrung gebracht haben und was ich diesen Nachmittag erlebt habe, würde ich sagen, ja.«
    »Es sieht wie die Tat eines Verrückten aus, weil es ein Verrückter war«, sagte Campbell.
    »Ich habe Haley gefragt, ob sie Angst vor Zahn hat«, sagte Vince.
    »Spricht sie denn inzwischen?«, fragte Dixon.
    »Wenn sie Lust dazu hat. Aber Fragen, die die Erinnerung an das Geschehen in dieser Nacht in ihr wachrufen könnten, ignoriert sie. Bewusst oder unbewusst vermeidet sie die Konfrontation damit.«
    »Was hat sie über Zahn gesagt?«, fragte Mendez.
    Ein Mundwinkel von Vince zuckte nach oben. »Dass er komisch ist.«
    »Kluges Kind«, sagte Mendez lachend. »Aber Zahn kann nicht Haleys Vater sein. Man muss eine Frau schon berühren, um sie zu schwängern.«
    »Woher willst du das denn wissen?«, fragte Campbell.
    »Ach, halt die Klappe.«
    »Und warum sollte er Milo Bordain die Brüste schicken?«, fragte Hicks. »Das Paket wurde am Montag aufgegeben. Der Mord geschah Sonntagabend. So viele Stunden später wäre er doch nicht mehr in diesem dissoziativen Zustand, oder?«
    »Eher nicht«, sagte Vince. »Ich gebe zu, die Sache mit dem Paket passt eigentlich nur zu Darren Bordain als Täter.«
    »Vielleicht wurde es ja gerade deswegen geschickt«, überlegte Dixon. »Weil es keinerlei Sinn ergibt. Während wir uns hier immer nur im Kreis drehen, lacht sich der Mörder ins Fäustchen.«

50
    Zwei Dinge brachen auf einmal über sie herein: Dunkelheit und Regen.
    Gina hatte es endlich geschafft, zur Mauer zu rutschen, um sich dagegenzulehnen, als der Schmerz und die Anstrengung ihr das Bewusstsein raubten. Der auf ihr Gesicht prasselnde Regen hatte sie unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt.
    Südkalifornien kennt keinen herbstlichen Nieselregen. Wenn es regnet, dann gießt es wie aus Kübeln, die wütende Rache von Mutter Natur für monatelangen Sonnenschein. Die windschiefen Klappen über Ginas Kopf waren nur ein schwacher Schutz vor dem Wolkenbruch.
    Sie brauchte etwas, womit sie sich zudecken konnte, damit sie nicht völlig durchnässt wurde. Die Temperatur war gefallen. Ihr war kalt, und sie stand unter Schock – Letzteres vermutete sie wenigstens, ohne genau zu wissen, was es bedeutete. Biologie war nie ihre Stärke gewesen.
    Was sie jedoch mit Sicherheit wusste, war, dass sie mitten auf einem Abfallhaufen saß, umgeben von Müllsäcken, über die sich größtenteils bereits die Ratten hergemacht hatten. Jetzt krochen sie darunter hervor. In der Dunkelheit konnte Gina nichts sehen, aber sie hörte das Rascheln, gelegentlich ein Pfeifen. Sie meinte zu spüren, wie sie an ihr entlangstrichen, und die Angst wand sich durch ihre Kehle und in ihre Eingeweide.
    Weinend tastete sie mit der rechten Hand herum und bekam einen Plastiksack zu fassen. Er war zwar nur zur Hälfte mit Müll gefüllt, stank aber erbärmlich, und es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie ihn so weit aufgerissen hatte, dass sie ihn ausleeren konnte.
    Als mit dem Müll auch Mäuse herausfielen, schrie sie auf. Es mussten Dutzende sein, die da laut quiekend auf sie fielen und über ihre Brust, ihre Arme, ihre Beine und ihren Bauch rannten. Völlig hysterisch ließ sie den Sack fallen und schlug mit der Hand nach den Tieren, meinte zu spüren, wie sie unter ihre Kleidung krochen und in ihre Haare krabbelten. Instinktiv wand sie sich und schrie, als der Schmerz sie durchzuckte. Die Geräusche der herumhuschenden Nager, ihr Quieken und Pfeifen wurden durch den engen Brunnenschacht noch verstärkt und hallten in ihrem Kopf wider.
    Oh Gott. Was habe ich nur getan, dass ich das verdiene?
    Sei still, Gina. Spar dir dein Selbstmitleid. Du bist nicht tot.
    Das ist Marissa.
    Ich werde verrückt , dachte sie wimmernd.
    Nein, wirst du nicht. Nimm den Sack und deck dich damit zu, sonst stirbst du an Unterkühlung.
    Ich weine, wann immer ich will.
    Vom Weinen kriegst du nur geschwollene Augen.
    Gina streckte die Hand aus und tastete nach dem leeren Sack. Sie hielt die Luft an, um den Gestank nicht

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