Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
schon zu viele Menschen im Stich gelassen.
Du kannst nicht jeden Tag alle retten, Anne, sagte sie sich.
60
»Was soll das heißen, Marissa Fordham ist nicht die Mutter des Mädchens?«, fragte Dixon.
Die meisten Detectives waren in den Besprechungsraum gekommen, um zum Informationsaustausch in ihrem Mordfall ein Schinken-Käse-Sandwich zu essen. Eine der Wände war mit Tatortfotos gepflastert.
Vince zeigte Dixon das Foto von Gina und Marissa, das 1982 in Cabo San Lucas aufgenommen worden war, und erklärte, welche Bedeutung das Datum hatte.
Als er geendet hatte, starrte Dixon ihn nur verständnislos an. »Das verstehe ich nicht«, sagte er schließlich. »Wenn Haley nicht Marissas Kind ist, wessen Kind ist sie dann?«
»Keine Ahnung«, antwortete Vince. »Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Sie glauben, dass Marissa den angeblichen Vater erpresst hat, das Kind aber gar nicht ihres ist?«, fragte Dixon. »Jesus, Maria und Josef. Und ich dachte, ich hätte schon alles erlebt.«
»Als Marissa hierhergezogen ist, war Haley schon auf der Welt«, sagte Mendez. »Niemand hier hat sie je schwanger gesehen.«
»Und dennoch hat jeder angenommen, dass es ihr Kind ist«, sagte Dixon. »Hm. Und wo hatte sie das Baby her?«
»Das ist die große Frage«, sagte Vince. »Ein Kind kann man nicht einfach im Supermarkt kaufen.«
»Aber man kann eins stehlen«, sagte Mendez. »Oder sie könnte es adoptiert haben.«
»Dieser Mord hat möglicherweise überhaupt nichts mit Erpressung zu tun«, sagte Hamilton und pickte die Gurken aus seinem Thunfischsalat. »Bis jetzt haben wir keinen einzigen hieb- und stichfesten Beweis, der diese Theorie untermauert. In ihren Kontoauszügen war nichts Auffälliges zu finden. Sie kann irgendwo anders Geld versteckt haben, aber so weit scheint alles sauber.«
»Noch was«, sagte Trammell, »wer würde denn in der heutigen Zeit Erpressungsgeld zahlen ohne Nachweis, dass das Kind wirklich seins ist? Ein Vaterschaftstest ist um einiges billiger, als jemanden dafür zu bezahlen, dass er den Mund hält.«
»Erpressung ist ein Pokerspiel«, sagte Vince. »Wenn ein Mann unter keinen Umständen in einen Skandal verwickelt werden will, würde er es dann darauf ankommen lassen, dass die Frau auspackt? Vielleicht hat sie ja Fotos, auf denen man in einer kompromittierenden Situation mit ihr zu sehen ist. Sie kann vor Gott und den Menschen bezeugen, dass der Mann Sex mit ihr hatte. Wenn er nicht zahlt, ist die Kacke am Dampfen, dann ist alles ruiniert, der Ruf, die Ehe, die Karriere, was auch immer – ob das Kind nun von ihm ist oder nicht.«
»Vielleicht hat Bruce Bordain ja recht«, sagte Dixon. »Wenn du zu der Sorte von Männern gehörst, dann zahl besser sofort.«
Er stieß einen Seufzer aus und ließ die Schultern hängen, während er nachdachte.
Vince lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fragte sich, welche Auswirkungen das alles auf Haleys Leben haben würde. Sie hatte gerade ihre Mutter verloren, mochte es nun ihre richtige sein oder nicht. Lief irgendwo da draußen ihre leibliche Mutter herum, die nach ihr suchte, sich fragte, wo sie sich aufhielt und was aus ihr geworden war, sich fragte, ob sie überhaupt noch am Leben war?
»Okay«, sagte Dixon. »Für die Theorie, dass Marissa Fordham einen Mann erpresst hat, der sich für Haleys Vater hielt, ist es irrelevant, wer die Mutter ist. Es spielt auch keine Rolle, ob dieser Mann der Vater ist oder nicht. Es zählt allein, was er glaubt.
Wir machen weiter wie geplant. Wenn dieses Verbrechen etwas damit zu tun hat, dass irgendein Kerl mit einem illegitimen Kind erpresst wurde, dann soll er weiterhin glauben, dass es so ist – und dass wir ihn langsam einkreisen. Wenn es nichts damit zu tun hat, dann spielt das im Augenblick keine Rolle.«
»Es spielt eine Rolle für die richtigen Eltern von Haley«, wandte Hicks ein.
»Wir haben in erster Linie einen Mordfall zu klären«, sagte Dixon. »Zuerst kümmern wir uns darum, und dann beschäftigen wir uns mit Kindesentführungen im Sommer 1982. Wir wissen jetzt, dass Marissa und Gina beide aus L.A. kamen. Wir fangen also mit Entführungen in L.A. County, Orange County, Riverside und Ventura an. Aber zuerst müssen wir den Mörder fassen.«
»Und Gina Kemmer lebend finden«, sagte Mendez.
Das Telefon auf dem Tisch klingelte, und Dixon hob ab. Sein Blick wanderte zu Mendez. »Er kommt sofort«, sagte er und legte auf. »Sara Morgan ist hier und will Sie sprechen.«
Mendez
Weitere Kostenlose Bücher