Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
nur weil es unwahrscheinlich ist. Wer weiß, vielleicht hat diese Zahl aus irgendeinem Grund eine besondere Bedeutung für ihn? Wir müssen mit ihm reden.«
»Er kommt bestimmt nicht freiwillig her«, sagte Dixon. »Wir haben nicht den geringsten Beweis, Tony. Sie erinnern sich doch, was ein Beweis ist? Damit weist man vor Gericht die Schuld von jemandem nach. Wenn wir ihn zu einer offiziellen Befragung hier antanzen lassen und er sich einen Anwalt nimmt – was er tun wird, weil er nämlich selbst Anwalt ist –, sind wir angeschmiert.«
»Er könnte ein Mörder sein.«
»Sie halten sich von ihm fern«, sagte Dixon ruhig.
»Ja, weil ich ihn sonst umbringen würde für das, was sie seinetwegen durchmachen muss«, erwiderte Mendez ernst und deutete auf Sara.
»Wir müssen zusehen, dass er mit Vince spricht«, sagte Dixon. »Und Sie sehen zu, dass Sie sich wieder beruhigen.«
61
»Bill«, sagte Dixon, »würden Sie uns einen Augenblick allein lassen?«
»Klar, Chef.« Mit einem fragenden Blick zu Mendez verließ Hicks das Zimmer.
Dixon sah Mendez mit seinen stahlblauen Augen durchdringend an. »Schlafen Sie mit Sara Morgan?«
»Nein!«, sagte Mendez und war sich sicher, dass er dabei eher schuldig als empört wirkte.
»Ich habe Ihre Körpersprache beobachtet, wenn Sie mit ihr zusammen sind, und das sieht mir sehr nach Besitzanspruch aus.«
»Vince hält Händchen mit ihr!«
»Wegen Vince mache ich mir keine Sorgen. Ich mache mir Ihretwegen Sorgen«, sagte Dixon. »Er spielt den guten Onkel. Sie dagegen haben gestern ihrem Ehemann die Nase gebrochen – und kommen Sie mir jetzt bloß nicht wieder mit diesem Schwachsinn, von wegen er hat zuerst zugeschlagen. Vielleicht hat er es getan, aber Sie haben nicht aus Notwehr zurückgeschlagen. Das gefällt mir nicht, Tony.«
Darauf wusste er nicht viel zu erwidern. Er blickte zu Boden. Dixon wartete mit der Geduld eines Mannes, der im Laufe seines Berufslebens mehrere hundert Verbrecher verhört hatte.
»Sie tut mir leid«, gestand Mendez. »Sie ist eine hübsche, intelligente Frau. Sie verdient es nicht, so behandelt zu werden.«
»Und Sie sind der Ritter in schimmernder Rüstung, der ihr zu Hilfe eilt.«
Mendez gab keine Antwort.
»Das ist sehr verdienstvoll, Tony«, sagte Dixon. »Ich meine das ernst. Sie sind ein guter Kerl. Jede Mutter wäre stolz auf einen Sohn wie Sie. Aber Sie bewegen sich hier auf einem schmalen Grat. Falls wir Steve Morgan in diesem Fall zum Tatverdächtigen erklären, dann darf es auch nicht die leiseste Andeutung unangemessenen Verhaltens unsererseits geben.«
»Ja, Sir.« Wie es sich für einen Marine gehörte, hielt er dem prüfenden Blick von Dixon jetzt stand, obwohl er am liebsten den Kopf gesenkt hätte.
»Auf die Gefahr hin, dass Sie mich für hartherzig halten, Tony«, sagte Dixon, »ich will, dass Sie sich zwei Dinge merken: Erstens, Sie sind Detective und haben einen Mordfall aufzuklären. Zweitens, Sara Morgan ist im Augenblick sehr verletzlich. Sie wird den ersten sicher erscheinenden Hafen ansteuern. Gefährden Sie nicht Ihren Fall oder Ihre Karriere, nur damit man Ihnen das Herz bricht.«
Mendez mahlte nervös mit dem Kiefer, dieses Gespräch war ihm ausgesprochen peinlich. Lieber Himmel! Er kam sich vor wie ein Schuljunge, dem der Vater eines Mädchens eine Standpauke hielt, weil er im Kino versucht hatte, ihr an die Wäsche zu gehen. »Nein, Sir«, sagte er.
Dixon, der sich mit verschränkten Armen gegen den Tisch lehnte, wirkte ganz und gar nicht überzeugt. »Sie vermeiden es, mit ihr allein zu sein«, sagte er.
»Ja, Sir.«
Der Sheriff stieß einen Seufzer aus. »In Nummer zwei wartet Darren Bordain auf Sie. Ich will, dass Sie sich ein paar Minuten Zeit lassen, bis Sie Ihren Verstand wieder beisammenhaben, und dann unterhalten Sie und Bill sich mal ein bisschen mit ihm.«
»Ja, Sir.«
Dixon klopfte ihm väterlich auf die Schulter, bevor er den Raum verließ.
Hicks kam mit einem Snickers aus dem Automaten zurück und dem gleichen fragenden Gesichtsausdruck, mit dem er den Raum verlassen hatte. Sie setzten sich beide an den Tisch und blickten auf den Monitor. Vince sprach noch immer mit Sara und stellte ihr Fragen über Marissa Fordham.
»Hat Marissa jemals angedeutet oder offen darüber gesprochen, dass sie und Steve eine Affäre haben?«
»Nein. Sie war immer freundlich und nett. Es ist schwer, Marissa zu beschreiben. Sie war sehr offen, und trotzdem merkte man, dass sich dahinter etwas verbarg.
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