Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag

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charismatisch, umgänglich. Der Kumpel, mit dem Männer gern ein Bierchen trinken gehen, und der Kavalier, bei dem Frauen schwach werden. Aber von seiner Ehe spricht er, als handle es sich um eine geschäftliches Arrangement.«
    »Ist es wahrscheinlich auch. Sieht so aus, als hätten beide etwas davon.«
    »So stelle ich mir eine Ehe aber nicht vor.«
    »Du bist ein Romantiker.«
    »Du nicht?«
    »Doch, klar. Schuldig im Sinne der Anklage und damit überglücklich«, gab Vince zu. »Aber nicht viele Menschen haben so viel Glück. Nicht jeder will es. Die Höhen sind phantastisch, aber die Tiefen sind ätzend. Da ist der goldene Mittelweg sicherer.«
    »Dixon hat ihn gefragt, ob er eine Freundin hat, die seiner Frau möglicherweise nach dem Leben trachtet. Er hat geantwortet, er habe sich angewöhnt, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht passiert. ›Ich begleiche meine Rechnungen lieber sofort.‹ Was meinst du, was das heißen soll?«
    »Prostituierte. Ein paar Scheine auf dem Nachttisch. Billiger als eine Geliebte.«
    »Vermutlich.« Mendez schüttelte den Kopf und seufzte wehmütig. »Die Welt ist schlecht, Vince.«
    »Nicht immer«, erwiderte Vince und griff nach einem Foto von Gina Kemmer und Marissa Fordham in Bikinis am Strand. Er warf einen Blick auf die Rückseite. »In Cabo San Lucas ist es einfach super …« Er starrte die Rückseite an, drehte das Foto um und starrte die Vorderseite an.
    Mendez hörte auf zu kauen und fragte mit vollem Mund: »Was ist?«
    »März 1982.«
    »Und?«
    »Haley kam im Mai 1982 auf die Welt.« Er legte das Foto hin und deutete mit dem Finger auf den flachen Bauch von Marissa Fordham/Melissa Fabriano. »Sieht diese Frau so aus, als wäre sie im siebten Monat?«
    »Vielleicht stimmt das Datum nicht.«
    »Warum sollte das Datum nicht stimmen? Gina hat von ihrer Mutter gelernt, immer das Datum auf die Rückseite zu schreiben. Bei jedem dieser Fotos hier steht das Datum auf der Rückseite. Warum sollte gerade das nicht stimmen?«
    »Aber sie ist ganz offensichtlich nicht schwanger.«
    »Eben.«
    »Wow.« Mendez schüttelte verwirrt den Kopf. »Wir reißen uns den Arsch auf, um herauszufinden, wer Haleys Vater ist, und dabei wissen wir nicht mal, wer ihre Mutter ist.«
    »Wer ist der Daddy?«, sagte Vince und spürte den Kopfschmerz kommen. »Wer ist das Baby?«

59
    »Wann hört meine Mommy auf, tot zu sein?«
    Anne stellte einen Teller Tomatensuppe auf den Küchentisch und setzte sich neben Haley auf die Bank. Es klang, als würde sich Haley lediglich nach der Uhrzeit erkundigen. So selbstverständlich, wie kleine Kinder eben fragten, deren Leben sich dauernd zwischen Realität und Phantasiewelt hin- und herbewegte. Der Tod war etwas Irreales, aber es war durchaus möglich, dass in dem Gebüsch vor dem Haus ein Einhorn wohnte.
    »Die Leute hören nicht auf, tot zu sein, Schätzchen«, sagte Anne leise.
    Mit Malen beschäftigt, blickte Haley nicht einmal hoch. »Doch, das machen sie schon. Sie werden Engel.«
    »Oh ja, natürlich«, sagte Anne und fühlte sich ein weiteres Mal überfordert. Sie hatte keine Ahnung, welchem Glauben Marissa Fordham angehört hatte oder was sie ihrer Tochter erzählt hatte. »Und was passiert dann?«
    »Sie kommen in den Himmel und fliegen herum, und dann kommen sie an Weihnachten und immer, wenn wir sie brauchen.« Jetzt sah sie Anne an. Ihre Augen waren nicht mehr ganz so blutunterlaufen, aber ihr Anblick hatte immer noch etwas Gruseliges. »Wieso weißt du das nicht?«
    »Ich weiß es schon«, sagte Anne. »Ich wollte nur hören, ob du es auch weißt. Iss deine Suppe, Schätzchen. Die ist gut für deinen Hals.«
    Haley kniete sich auf die gepolsterte Bank, beugte sich über den Teller und blies auf die Suppe, um sie abzukühlen.
    Anne warf einen Blick auf die Zeichnung. Im unteren Drittel des Blatts tummelten sich Katzen in allen möglichen Größen und Farben. Sie fragte sich, was Vince von einer Katze im Haus halten würde. Oder von zweien.
    Sie streckte die Hand aus und strich Haley die Haare zurück, damit sie nicht in die Suppe fielen, und dabei wurden die dunklen Blutergüsse um ihren Hals sichtbar. Inzwischen waren sie zu Blau- und Gelbtönen verblasst. Anne meinte zu spüren, wie sich Peter Cranes Hände um ihren Hals legten, und sie musste ein paarmal schlucken, um das Gefühl wieder loszuwerden. Seit diesem Tag konnte sie nichts Enganliegendes mehr um den Hals tragen, keine Rollkragen, keine Schals, keine kurzen Ketten.
    »Wo ist deine