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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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durchgemacht haben musste und weiter durchmachen würde.
    Als Anne das Zimmer schließlich verließ, um zu dem Gespräch zu gehen, schlief Haley ruhig. Beim Verlassen der Intensivstation sagte sie zu einer der Schwestern: »Holen Sie mich bitte, wenn etwas ist.«
    Sie hoffte fast auf eine solche Störung, da sie wusste, was sie in dem Konferenzzimmer erwartete. Es würde weder leicht noch angenehm werden, und eigentlich war sie nicht in der Verfassung dafür.
    Ihre Unduldsamkeit war eine der Folgen dessen, was sie durchlitten hatte. Das Leben war zu kostbar, als dass man Zeit damit verschwenden sollte, das Ego irgendeines Idioten zu streicheln.
    Anne war die Letzte, die das Zimmer betrat. Auf der einen Seite des Konferenztischs saßen Vince und Cal Dixon, auf der anderen Seite saß mit säuerlicher Miene Maureen Upchurch vom Jugendamt auf ihrem breiten Hintern. Sie hatte sich offenbar eine Heimdauerwelle gelegt, mit dem Ergebnis, dass sie aussah, als trüge sie eine Perücke aus dem Fell eines apricotfarbenen Pudels.
    Rechts neben Upchurch saß Willa Norwood, Annes CASA -Supervisorin, in einem ihrer farbenfrohen afrikanischen Kaftane, mit einem passenden Turban auf dem Kopf. Links von Upchurch saß wie aus dem Ei gepellt Milo Bordain, die Anne mit Missachtung strafte.
    Anne zuckte innerlich zusammen. Es war ein Fehler gewesen, dass sie am gestrigen Abend die Frau so rüde behandelt hatte. Links von Milo Bordain hatte am Tischende der ehrenwerte Richter Victor Espinoza vom Familiengericht Platz genommen. Anne war erleichtert, dass Espinoza für den Fall zuständig war. Bei Dennis Farman hatte er sich immer wieder auf ihre Seite gestellt.
    Er war ein sachlicher Mann Mitte fünfzig, dem mehr Haare auf der Oberlippe als auf dem Schädel wuchsen. Sein dicker schwarzer Schnurrbart war von grauen Fäden durchzogen, und jeden Morgen polierte er vor der ersten Gerichtssitzung in seinem Büro seine Glatze – das erzählte wenigstens seine altgediente Sekretärin.
    Anne nickte ihm zu und nahm neben ihrem Mann Platz. Sie schob ihre Hand auf die Armlehne seines Stuhls, und er drückte sie beruhigend.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Espinoza. »Ich bin im Groben über die Situation informiert. Das Mädchen hat wahrscheinlich den Mord an ihrer Mutter mit angesehen. Hat man inzwischen Verwandte gefunden?«
    Dixon schüttelte den Kopf. »Soweit wir wissen, stammte Marissa Fordham von der Ostküste, wahrscheinlich aus Rhode Island, aber sie hatte offenbar keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie. Wir haben Verbindung zu den Behörden in Rhode Island aufgenommen und sie um Hilfe gebeten. Der Vater des Mädchens ist unbekannt, und die Geburtsurkunde ließ sich auch noch nicht auftreiben.«
    »Ich stehe dem Mädchen so nah wie sonst niemand, Euer Ehren«, sagte Milo Bordain. »Ihre Mutter war wie eine Tochter für mich. Ich kenne Haley praktisch seit ihrer Geburt. Ich werde mich darum kümmern, dass gut für sie gesorgt wird.«
    »Hatte Miss Fordham irgendwelche Vorkehrungen getroffen, dass Sie im Falle ihres Todes Vormund ihrer Tochter werden?«, fragte Espinoza.
    »Nein, wir hatten darüber gesprochen, aber Marissa war so jung. Es schien keine Notwendigkeit zu bestehen. Sie ist natürlich davon ausgegangen, dass sie mich überleben wird. Aber wie Sie sicherlich wissen, verfüge ich über die nötigen Mittel, mich um das Kind zu kümmern, und ich wüsste nicht, was dagegen spräche.«
    »Das ist eine rechtliche Frage, Mrs Bordain«, sagte Espinoza. »Wenn keine Dokumente vorliegen, die über die Wünsche der Verstorbenen hinsichtlich der Vormundschaft für ihr minderjähriges Kind Auskunft geben, dann ist das Mädchen – zumindest fürs Erste – ein Mündel des Staates.«
    »Das ist doch lächerlich!«
    »So ist das Gesetz.«
    »Weshalb meine Behörde sofort in Kenntnis hätte gesetzt werden müssen.«
    Maureen Upchurch gehörte zu den Menschen, die überzeugt waren, dass sich alle Welt gegen sie verschworen hatte. In ihrer Selbstgerechtigkeit war sie empfindlicher als eine Mimose. Auch jetzt sah sie die anderen Anwesenden mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen an. Anne war gleich an dem Tag, an dem sie die Betreuung von Dennis übernommen hatte, mit ihr aneinandergeraten.
    »Ich habe Sie doch angerufen, Miss Upchurch«, sagte Dixon.
    »Als ich auf dem Weg zum Gericht war«, ereiferte sich die Frau. »Da konnte ich rein gar nichts machen.«
    »Das ändert nichts daran, dass Ihnen Bescheid gegeben wurde«, sagte Dixon. »Es ist wohl

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