Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
Hillside Stranglers, erst letztes Jahr Ng und Lake …«
»Ich sage ja nicht, dass Crane keinen Komplizen gehabt haben könnte. Ich sage nur, dass es nicht Steve Morgan war.«
»Warum denn nicht? Sie waren befreundet. Sie haben zusammen Golf gespielt …«
»Wer von beiden war der dominante Part?«
»Keine Ahnung«, sagte Mendez. Darüber hatte er nicht nachgedacht. Das hätte er tun sollen. Jetzt würde er über eine ins Blaue hinein geäußerte Vermutung mit einem Spitzenprofiler diskutieren müssen, der ihn heute Morgen sowieso schon auf dem Kieker hatte. »Crane.«
»Warum?«, fragte Vince. »Beide sind erfolgreich in ihrem Beruf, genießen hohes Ansehen in der Stadt, sind kontrolliert und vorsichtig …«
»Gut«, sagte Mendez frustriert. »Morgan.«
»Crane hat Morgan verraten. Du hast ihn an dem Samstagnachmittag, bevor er Anne entführt hat, vernommen. Du hast ihn gefragt, ob Steve Morgan eine Affäre mit Lisa Warwick hatte, und er hat es bestätigt«, erinnerte ihn Vince.
»Erstens, es gibt keine Partnerschaft, in der beide den dominanten Part innehaben. Das erlaubt das Ego nicht. Es gibt immer den dominanten Partner und einen, der sagt, er hätte nur mitgemacht oder sei dazu gezwungen worden. Zweitens, wenn die beiden klug sind, wird keiner dem anderen wegen einer so unbedeutenden Sache in den Rücken fallen«, fuhr er fort, ganz offensichtlich höchst zufrieden, dass er auf Mendez’ Kosten seine Überlegenheit demonstrieren konnte. »Wenn einer von beiden einknickt, dann sind beide dran. Und drittens, wenn Morgan und Crane tatsächlich Partner waren, dann hätte Morgan Marissa Fordham höchstwahrscheinlich nach demselben Modus Operandi umgebracht wie die Opfer der Serienmorde letztes Jahr, um Zweifel an Cranes Beteiligung zu wecken – insbesondere jetzt, wo Crane bald vor Gericht steht.
Aber die Morde haben keinerlei Ähnlichkeit«, schloss er.
»Okay«, seufzte Mendez. »Dann waren sie eben keine Partner. Ich würde Steve Morgan trotzdem auf die Liste schreiben.«
»Können wir wieder auf unser eigentliches Thema zurückkommen?«, fragte Dixon. »Wenn Sie etwas Konkretes finden, das Steve Morgan mit Marissa Fordham in Zusammenhang bringt, Tony, dann werden wir das weiterverfolgen. Wenn nicht, sollten Sie die Finger von ihm lassen. Der Typ ist Anwalt, verdammt noch mal.«
»Mann, da hat’s dir der alte Knabe aber gezeigt«, sagte Hicks lachend, als sie zum Auto gingen.
Mendez zog die Augenbrauen zusammen. »Wahrscheinlich habe ich es verdient, aber er hätte mich nicht gleich dermaßen in die Pfanne hauen müssen.«
»Tja, das hat er aber.«
»Danke, Kumpel«, sagte Mendez.
»Und was willst du jetzt machen?«
Mendez grinste. »Ihm beweisen, dass er falschliegt.«
24
Anne hatte darauf bestanden, dass das Treffen im Konferenzzimmer des Krankenhauses stattfand. Sie hatte die Nacht am Bett von Haley Fordham verbracht, die sie nicht loslassen wollte, und war immer wieder vom Weinen und Jammern des Mädchens geweckt worden.
Vince hatte die ganze Nacht auf einem Stuhl im selben Zimmer gewacht. Sie hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Er hätte zu Hause sein sollen, in seinem Bett, um seine Kopfschmerzen wegzuschlafen. Sie machte sich Sorgen um ihn. Die Ärzte hatten keine Ahnung, welche Folgen eine zersplitterte Kugel im Kopf eines Menschen auf Dauer haben konnte. Immer wenn er plötzlich von Schmerzen überfallen wurde, hatte Anne Angst, dass ein Splitter gewandert war und irgendetwas in seinem Gehirn zerstört hatte.
Um Viertel nach sechs war er endlich nach Hause gegangen, um sich zu duschen und umzuziehen, und war mit frischen Sachen für sie zurückgekehrt.
Er war mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden gewesen, aber sie hatte keine Alternative gesehen. Haley Fordham hatte mit einiger Sicherheit mit ansehen müssen, wie ihre Mutter starb, und wahrscheinlich auch die Verstümmelung. Sie war bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden und dann, für tot gehalten, neben dem blutigen Leichnam ihrer Mutter deponiert – wo sie volle zwei Tage lag, wie Vince meinte.
Trauma war ein unzureichendes Wort für das, was dieses vierjährige Mädchen durchlitten hatte. Sie brauchte jetzt dringend Stabilität und Verlässlichkeit und jemanden, der wenigstens eine Ahnung davon hatte, wie man ihr helfen konnte, mit den Folgen dieses schrecklichen Erlebnisses fertigzuwerden.
Anne hielt sich nicht ohne Grund für geeignet. Sie war selbst Opfer einer Gewalttat. Sie kannte die Angst, die Haley
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