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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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irgendwie damit fertigwerden. Das tut mir leid«, sagte er. »Ich kenne Sie zwar nicht besonders gut, aber ich finde, Sie verdienen es nicht, all das durchmachen zu müssen.«
    Sie senkte den Kopf, und die Haare fielen ihr übers Gesicht. Sie strich sie mit beiden Händen zurück und blickte zu ihm auf. »Ich weiß nicht mehr, was ich verdiene«, sagte sie. »Aber danke. Ich bin mir bewusst, dass es nicht zu Ihrem Job gehört, Mitleid für mich zu empfinden.«
    »Gibt es irgendetwas, das ich für Sie tun kann?«, fragte er, ohne genau zu wissen, womit er ihr das Leben hätte leichter machen können, aber er musste sie wissen lassen, dass sie auf seine Unterstützung zählen konnte. »Soll ich jemanden anrufen und bitten herzukommen? Eine Freundin?«
    Dieses Angebot schien ihr den Rest zu geben. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Irgendwo in ihrem Innern war ein Damm gebrochen, und der Schmerz überrollte sie.
    Mendez trat zu ihr, um ihr die Hand auf die Schulter zu legen und sie zu stützen oder um sie zu dem Schemel zu führen, auf dem sie vorhin gesessen hatte. Doch kaum hatte er Sara Morgan berührt, wandte sie sich ihm zu, und dann lag sie in seinen Armen und weinte haltlos an seiner Schulter.
    Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte – was angemessen war und was nicht; was den Vorschriften entsprach und was menschlichem Mitgefühl. Er hörte auf sein Gefühl und hielt sie fest, ließ sie sich ihrem Schmerz und ihrem Kummer hingeben. Er empfand Mitleid für sie. Als sie jedoch den Kopf hob und ihn mit diesen unglaublich blauen Augen ansah, die durch die Tränen noch größer wirkten, empfand er unwillkürlich noch etwas anderes.
    Am liebsten hätte er sich zu ihr hinuntergebeugt und sie geküsst. Ihre leicht geöffneten, geschwollenen Lippen waren wie eine Einladung. Stattdessen zog er ein sauberes Taschentuch aus seiner Hosentasche und drückte es ihr in die Hand. »Sie sollten versuchen, ein bisschen zu schlafen«, murmelte er.
    Sie nickte, und der Moment war vorbei.
    »Tut mir leid«, flüsterte sie verlegen und wischte sich mit dem Taschentuch über die Wangen.
    »Nein, nein, dafür gibt es keinen Grund«, sagte er leise und legte ihr die Hand auf den Rücken. »Kommen Sie. Sie müssen ins Bett.«
    »Und was machen Sie?«, fragte sie, als sie ins Haus gingen.
    »Ich mache es mir auf Ihrem Sofa bequem.«

38
    »Kann ich Ihnen vielleicht eine Tasse Kaffee oder Tee anbieten?«, fragte sie, als sie ihn in die Küche führte.
    »Nein danke, Ma’am«, sagte Mendez und sah sich unauffällig um: cremefarbene Schränke und die Decke entlang eine handgemalte Bordüre aus Weinlaub mit Trauben. Ihr Werk, nahm er an. In die Nische zwischen einem der Schränke und der Wand hatte sie eine Maus gemalt, die mit funkelnden Augen aus einem Loch in der Sockelleiste guckte – so lebensecht, dass er beinahe zusammengezuckt wäre.
    »Nennen Sie mich doch bitte Sara«, sagte sie, während sie einen Becher mit Wasser füllte und in die Mikrowelle stellte, die die halbe Arbeitsfläche einzunehmen schien. »Dann ist es mir weniger peinlich, dass ich gerade vor Ihren Augen einen Heulkrampf hatte.«
    »Gut, Sara«, sagte er und dachte, dass es vielleicht keine so gute Idee war, diese Grenze zu überschreiten. »Lebt Ihre Familie in der Nähe?«
    »Ich komme aus der Gegend von Seattle. Meine Eltern leben dort. Und meine Schwester.«
    »Stehen Sie beide sich nah?«
    »Früher ja«, sagte sie. Sie schaltete die Mikrowelle aus, bevor das Signal ertönte. »Sie hat Kinder und einen Beruf. Sie hat viel zu tun. Ich habe viel zu tun.«
    »Es geht mich zwar nichts an – ich meine, wie es in Ihrer Ehe aussieht –, aber ich finde, Sie sollten nicht versuchen, allein damit fertigzuwerden«, sagte er und kam sich im nächsten Moment wie ein Idiot vor. »Mist, ich hätte nach ›Es geht mich nichts an‹ den Mund halten sollen.«
    Sie schüttelte den Kopf, tauchte einen Teebeutel – dem Geruch nach zu urteilen irgendein Kräutertee – in den Becher und setzte sich auf einen der Hocker am Frühstückstresen. »Schon in Ordnung. Ich würde bestimmt das Gleiche sagen, wenn ich mich von außen betrachten würde. Wenn man drinsteckt … Da ist es nicht so einfach.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Ich stamme aus einer perfekten Familie«, sagte sie. »Ich wollte ebenfalls eine perfekte Familie haben. Ich dachte, ich hätte sie. Was habe ich falsch gemacht?«
    Mendez spürte Ärger in sich aufsteigen. »Sie haben nichts …«
    »Das

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