Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
wissen Sie nicht.« Sie lächelte ihm zu, als wäre er ein netter, aber etwas zurückgebliebener Junge. »Nichts geschieht einfach so, ohne Grund.«
Ihm fielen auf der Stelle mindestens zehn abfällige Bemerkungen zu ihrem Ehemann ein, aber er biss sich auf die Zunge.
»Vielleicht bin ich zu unsicher«, sagte sie. »Vielleicht war ich nicht aufmerksam genug. Vielleicht …«
»Vielleicht ist Ihr Ehemann ein Arschloch.«
So viel zu seiner Selbstbeherrschung.
»Das auch«, sagte sie und trank einen Schluck von ihrem Tee. »Für Wendy ist es schwer. Ich habe deswegen ein schlechtes Gewissen. Ich bin ihre Mutter. Ich sollte dafür sorgen, dass sie einen glücklichen Start ins Leben hat, und sie vor seinen unangenehmen Seiten beschützen. Stattdessen liefern ihr Vater und ich uns eine Schlammschlacht.«
»Dann müssen Sie etwas daran ändern.«
»Ich weiß«, pflichtete sie ihm bei. »Es macht mir Angst.«
»Glauben Sie, dass er Ihnen Steine in den Weg legen wird?«
»Ich weiß es nicht. Ich hoffe nicht.«
Der Mistkerl war Anwalt. Er wusste mit Sicherheit, wie er sie bei einer Scheidung über den Tisch ziehen konnte. Wahrscheinlich hatte er im vergangenen Jahr Vermögen beiseitegeschafft. Heimlichtuereien schienen sein Spezialgebiet zu sein.
»Sind Sie verheiratet, Detective?«, fragte sie.
»Nein, Ma’am – äh, nein«, sagte er. Er forderte sie nicht auf, ihn Tony zu nennen. »Nein, bin ich nicht.«
Sie schien kurz darüber nachzudenken, als hätte sie etwas anderes erwartet.
»Wir waren mal glücklich«, sagte sie. »Das ist noch gar nicht so lange her. Aber dann hat sich irgendetwas verändert, und wir haben beide hilflos zugesehen. Es ist schwer zu erklären. Es war, als hätten wir uns im einen Moment noch nahegestanden, und im nächsten tat sich plötzlich ein Abgrund zwischen uns auf.«
Sie trank einen Schluck von ihrem Tee und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war ich nicht hilfsbedürftig genug. Und jetzt, wo ich es bin, ist es zu spät.«
»Seit wann engagiert er sich denn so stark für das Thomas Center?«, fragte Mendez, um das Gespräch auf ein weniger persönliches Thema zu lenken. Er brauchte nicht noch mehr Gründe, um sie in die Arme nehmen und beschützen zu wollen. Das war nicht seine Aufgabe. Er litt unter dem Edler-Ritter-Syndrom, wie seine Schwester Mercedes es nannte.
»Steve hat sich schon immer für die Rechte von Frauen eingesetzt. Seine Mutter hat ihn allein großgezogen. Er ist unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen. Sie starb während seines Jurastudiums, und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr zu Ehren benachteiligten Frauen zu helfen.« Ein spöttisches kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Dieses Engagement gehörte zu den Dingen, die mich an ihm angezogen haben.«
Engagement war die eine Sache, dachte Mendez. Sicher war es ungeheuer verdienstvoll, als Lobbyist die Belange von Frauen in Sacramento zu vertreten. Es war bewundernswert, ehrenamtliche Arbeit für das Thomas Center zu leisten. Dieses Engagement führte aber auch dazu, dass Steve Morgan ständig von bedürftigen Frauen umgeben war und diese Situation ausnutzen konnte.
Sara seufzte und rutschte von ihrem Hocker. »So, nachdem Sie jetzt mehr über mein Leben erfahren haben, als Sie jemals wissen wollten, werde ich Ihren Rat befolgen und ins Bett gehen. Ich habe morgen früh Fahrdienst.«
Mendez sah ihr zu, wie sie den Rest ihres Tees in den Ausguss kippte und den Becher ausspülte.
Über die Schulter warf sie ihm einen Blick zu. »Sie müssen nicht hierbleiben. Wirklich, ich komme zurecht.«
Er glaubte ihr nicht – oder er wollte ihr nicht glauben.
»Sie sollten Ihren eigenen Rat beherzigen«, sagte sie. »Fahren Sie nach Hause, und gönnen Sie sich ein bisschen Schlaf.«
Den Teufel würde er tun. Ihr Mann hatte einen ebenso guten Grund gehabt, Marissa Fordham zu töten, wie irgendjemand sonst. Und er hatte sogar ein noch stärkeres Motiv, seine Ehefrau zu töten, die kurz davor stand, die Scheidung einzureichen und ihm die Hälfte von allem zu nehmen, was ihm gehörte – und dazu noch Unterhalt für sich und das Kind zu verlangen.
Von alldem sagte er jedoch nichts zu Sara.
»Schließen Sie hinter mir ab«, sagte er, als sie ihn zur Tür brachte.
»Aye, aye, Sir.« Sie salutierte, als er sich zu ihr drehte, um sich zu verabschieden. »Und vielen Dank für alles«, sagte sie aufrichtig. »Dafür, dass Sie vorbeigekommen sind, um nach mir zu sehen, und sich mein Gerede angehört
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