Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
haben.«
»Keine Ursache«, sagte er mit einem leichten Lächeln. »Das ist mal eine nette Abwechslung. Die meisten Leute wollen nämlich überhaupt nicht mit mir reden.«
»Wie schade. Sie sind ein guter Zuhörer.«
Eine merkwürdige Spannung war auf einmal zwischen ihnen. Wie am Ende eines ersten Dates. Wer sollte was sagen? Sollte er sie küssen? Nein. Ganz bestimmt nicht.
»Danke. Also dann, gute Nacht«, sagte er abrupt, drehte sich um und ging.
Er hätte den Kaffee annehmen sollen, den sie ihm angeboten hatte, dachte er zwei Stunden später. Seine Augenlider fühlten sich an wie mit Sandpapier ausgelegt, und der Geschmack in seinem Mund erinnerte an alte Socken. Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und schnitt eine Grimasse.
Endlich bogen zwei Scheinwerfer um die Ecke. Steve Morgans schwarzer Trans Am. Mr Midlife-Crisis: Den Sportwagen eines jugendlichen Aufschneiders fahren und die Ehefrau betrügen.
Und Sara hatte ihm so eine lahme Entschuldigung dafür geliefert, dass Morgan ein Arschloch war, »unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen«.
Mir kommen gleich die Tränen, dachte Mendez. Er war selbst in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, aber er benutzte das nicht als Ausrede für schäbiges Verhalten. Und seine Mutter hatte ihm beigebracht, Frauen mit Respekt zu behandeln, nicht, sie zu belügen und zu betrügen.
Er wartete nicht, bis Morgan in die Einfahrt eingebogen war. Er stieg aus, überquerte zielstrebig die Straße und blieb im gleichen Augenblick neben dem Trans Am stehen, in dem Steve Morgan den Zündschlüssel abzog.
Mendez knallte seine Dienstmarke gegen das Fahrerfenster und schob sie dann zurück in seine Jackentasche. Er trat gerade so weit zur Seite, dass Morgan die Tür ein Stück öffnen und aussteigen konnte, nur um dann zwischen Tür und Auto gefangen zu sein.
»Wurde irgendeine neue Sperrstunde erlassen, von der ich nichts weiß?«, fragte Morgan ruhig. Er roch kaum wahrnehmbar nach Alkohol.
»Wo sind Sie die ganze Nacht gewesen?«, fragte Mendez, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, höflich zu sein.
»Ich habe gearbeitet.«
»Ich bin zehnmal an Ihrem Büro vorbeigefahren. Sie waren nicht da.«
Morgan hob die Augenbrauen. »Zehnmal? Das klingt, als würden Sie mich verfolgen.«
»Wo waren Sie?«
»Ich hatte ein Geschäftsessen.«
»Ach? Sind Sie mit ihr zu diesem verschwiegenen kleinen Restaurant in Los Olivos gefahren?«
Morgan wirkte verärgert. Sein Kiefer mahlte.
»Sie haben mit Mark Foster gesprochen«, sagte er und nickte. »Ja, manchmal treffe ich mich mit Klienten außerhalb der Stadt. Die Leute hier könnten auf falsche Gedanken kommen, wenn sie mich mit einer Frau beim Abendessen sehen.«
»Ach ja?«, sagte Mendez. »Und ich bin sicher, dass die Leute angewidert die Stirn runzeln würden, wenn Sie mit dieser Frau nach Hause fahren und sie vögeln.«
»Ich bin mit Marissa essen gegangen«, sagte Morgan, der offenbar durch nichts aus der Ruhe zu bringen war.
Mendez wäre es nur recht gewesen, wenn Steve Morgan auf ihn losgegangen wäre. Es hätte ihm die Gelegenheit verschafft, dem Schwein eine reinzuhauen und ihn anschließend wegen tätlichen Angriffs gegen einen Polizisten ins Gefängnis zu verfrachten.
»Wir haben uns in Los Olivos getroffen, um dieses Restaurant auszuprobieren – so wie Mark«, sagte Morgan. »Ich wollte nicht in Oak Knoll essen gehen, weil die Leute hier gern voreilige Schlüsse ziehen. Es fehlt mir gerade noch, dass irgendjemand Sara anruft und sie grundlos aufregt.«
»Oder ihr einen weiteren Grund liefert, Ihnen einen Tritt in den Arsch zu geben«, sagte Mendez. »Hat Ihnen Marissa Fordham damit gedroht? Wollte sie Sara erzählen, dass Sie beide miteinander in die Kiste steigen? Hat sie Ihnen ein Ultimatum gestellt, Steve? Du servierst deine Frau ab, sonst passiert was?«
Morgan hatte tatsächlich den Nerv zu lachen. »Sie haben Marissa offensichtlich nicht gekannt«, sagte er. »Sie war nicht auf eine Ehe aus. So weit hat sie es nie kommen lassen. Sie war sehr zufrieden als Single.«
Frustriert sagte Mendez: »Sie haben sich heute also mit jemandem zu einem Geschäftsessen getroffen. Mit wem?«
»Das ist vertraulich.«
»Wo?«
»In Malibu. In einer Privatwohnung.«
»Wie praktisch. Das erklärt, warum Sie erst um vier in der Früh nach Hause kommen. Keine Öffnungszeiten. Lange Fahrt.«
»Ihnen ist doch klar, Detective, dass ich Ihre Fragen nicht beantworten muss«, erklärte Morgan.
»Ja«, sagte
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